Neste baut seine Erzeugerkapazitäten bei Bio-Kraftstoff aus. / Foto: Unternehmen

  Nachhaltige Aktien

Neste: Knapp 2 Milliarden Euro für Ausbau von "Bio-Raffinerie"

Der finnische Mineralölkonzern Neste baut in der Nähe seiner bestehenden Anlage in Rotterdam eine weitere Raffinerie für Biokraftstoffe, auch E-Fuels genannt. Damit verdoppelt sich die Biokraftstoffproduktion von Neste in Rotterdam. Die Raffinerie wird hauptsächlich Flugkraftstoff für die Luftfahrtindustrie herstellen.

Die derzeitige Kapazität von Neste für laut Unternehmen nachhaltige Produkte in Rotterdam von 1,4 Millionen Tonnen ist die größte in Europa. Dies umfasst nicht nur Biokraftstoff, sondern auch alternative Rohstoffe von Polymeren und Chemikalien, etwa zur Plastikherstellung auf synthetischer Basis statt mit Erdöl.

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Die Erweiterung der Rotterdamer Raffinerie für etwa 1,9 Milliarden Euro wird die Gesamtkapazität für alternative Ölprodukte von Neste dort auf 2,7 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen. Davon sollen 1,2 Millionen Tonnen auf alternative Flugkraftstoffe (SAFs) entfallen. Die neue Produktionseinheit soll in der ersten Hälfte des Jahres 2026 in Betrieb genommen werden.

Neste verfügt derzeit über eine weltweite Produktionskapazität von 3,3 Millionen Tonnen alternativer Ölprodukte pro Jahr. Ein laufendes Expansionsprojekt in Singapur und ein Joint Venture mit Marathon Oil in Kalifornien, dessen Abschluss noch aussteht, sollen die Gesamtproduktionskapazität für alternative Produkte bis Ende 2023 auf 5,5 Millionen Tonnen erhöhen. Bis Ende 2026 soll diese dann 6,8 Millionen Tonnen betragen.

Biokraftstoffe in der Kritik

Neste will damit nach eigener Aussage zum einzigen globalen Anbieter von erneuerbaren Kraftstoffen und alternativen Rohstoffen von Polymeren und Chemikalien werden, der mit Produktionsstätten auf drei Kontinenten vertreten ist.

Welche Rolle Bio-Kraftstoffe künftig bei der Emissionsbekämpfung spielen können, ist umstritten. Beim Aus für Verbrennermotoren in der EU ab 2035 ist für mit E-Fuels betriebene Verbrenner extra ein Schlupfloch geschaffen worden, was teils scharf kritisiert wurde. So erklärte etwa Antje von Broock, Geschäftsführerin des Umweltschutzverbands BUND, E-Fuels seien "eine Scheinlösung". Diese wären "ineffizient, nicht automatisch klimaneutral" und  "auf absehbare Zeit teuer sowie begrenzt verfügbar".

Der Interessenverband Hauptstadtbüro Bioenergie kritisierte hingegen, dass Biokraftstoffe im Osterpaket der Bundesregierung, das den Ausbau Erneuerbarer Energien antreiben soll, praktisch keine Berücksichtigung finden. Hier würden "die großen Potenziale der Bioenergie vernachlässigt und Chancen für mehr Klimaschutz und Versorgungssicherheit im Angesicht der großen Herausforderungen nahezu vollständig ignoriert".

Trotz dieser Debatten: Bei der Pkw-Mobilität scheint die Entscheidung für das Elektroauto längst gefallen zu sein. Bessere Chancen werden den synthetischen Kraftstoffen etwa in der Luftfahrt zugeschrieben, oder als Schweröl-Ersatz bei Schiffen. Auf den Flugsektor will sich auch Neste verstärkt konzentrieren und zum weltweit größten Anbieter von SAFs werden.

Kritische Geschäftsbereiche

Die Neste-Aktie notierte am Freitagnachmittag zum Vortag 0,5 Prozent im Minus und kostete 44,18 Euro (Stand: 8.7.2022, 15:07 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 0,1 Prozent im Minus, im Jahresvergleich hat sie 14,1 Prozent an Wert verloren. In den letzten fünf Jahren ist der Kurs allerdings um rund 281 Prozent gestiegen.

Nestes Biokraftstoff steht auch in der Kritik, weil er teilweise noch aus Palmöl hergestellt wird. Bis 2023 will der finnische Konzern den Bezug des umstrittenen Öls vollständig einstellen. Allerdings verweist Neste darauf, dass all seine Palmölplantagen zertifiziert seien und man eine lückenlose Dokumentation der Lieferkette vorlegen könne – es gebe keine Regenwaldabholzungen für Bio-Diesel.

Aus Sicht von ECOreporter kann Neste als Transformationsunternehmen betrachtet werden, das den Übergang zu einem nachhaltigeren Unternehmen konsequent vorantreibt und vor allem mit problematischen Aspekten seiner Geschäfte sehr offen umgeht. Ein ausführliches Unternehmensporträt von Neste können Sie hier lesen.

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2022 von 22 ist die Aktie noch moderat bewertet. Da der Kurs traditionell stark schwankt, bleibt sie aber ein Investment für risikofreudige Anlegerinnen und Anleger.

Neste Corporation: ISIN FI0009013296 / WKN A0D9U6

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