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"6 aus 49"-Interview mit Isatu Hirche: "Wir müssen mehr in Finanzbildung investieren"
Wie ticken die Leute hinter den Kulissen der nachhaltigen Geldanlage? Heute antwortet Isatu Hirche, Geschäftsführerin von AUDITcapital, in unserer Interview-Reihe "6 aus 49".
Um Zahlen, Kurse und Renditen dreht sich vieles in der nachhaltigen Geldanlage. Aber was sind das eigentlich für Menschen, die in den Anlageberatungen, in grünen Banken, Emissionshäusern oder Versicherungen arbeiten?
Um das herauszufinden, stellt ECOreporter ihnen jeweils 6 aus insgesamt 49 Fragen – mal witzig, mal ernster. Diesmal antwortet Isatu Hirche. Hirche hat Betriebswirtschaft und Agrarökonomie studiert und ist derzeit Geschäftsführerin von AUDITcapital. Sie ist Absolventin des ECOreporter-Fernlehrgangs ECOanlageberater. AUDITcapital hat seinen Sitz in Marburg und vermittelt Darlehen an Projektierer und Betreiber von Wind-, Solar- und Biogasanlagen.
1. Sehr geehrte Frau Hirche, Frauen befassen sich zu selten mit Finanzen: Was macht man da?
Das ist eine sehr gute Frage und ein Thema, mit dem ich mich intensiv beschäftige. Zuerst muss man sich die Frage stellen, warum sich Frauen zu selten mit Finanzen beschäftigen. Ich denke, zum einen belastet uns die Geschichte. Denn erst seit 1962 dürfen Frauen in Deutschland überhaupt ein eigenes Bankkonto eröffnen. Meine Großmutter hatte noch gar nicht die Möglichkeit, sich mit Finanzen zu beschäftigen. Das hat damals ihr Mann gemacht - per Gesetz.
Solche gesellschaftlichen Konventionen verändern sich nur langsam. Außerdem assoziieren viele Frauen mit Geld etwas Negatives. Das kommt durch Glaubenssätze wie "Über Geld spricht man nicht", "Geld ist die Wurzel allen Übels" oder "Geld verdirbt den Charakter". Obwohl das alles nicht stimmt, ist es in vielen (weiblichen) Köpfen tief verankert und führt zu einer Abneigung, sich mit den eignen Finanzen zu befassen.
Aber die Frage war ja eigentlich, was man dagegen machen kann. Zunächst müssen wir es schaffen, diese negativen Glaubenssätze ins Positive umzuwandeln. Auch Frauen müssen die Erfahrung machen, dass es gut tut, Verantwortung für die eigenen Finanzen zu übernehmen.
Außerdem sollten wir meiner Meinung nach mehr in Finanzbildung investieren. Es macht nur dann Spaß, sich mit Finanzen zu beschäftigen, wenn man auch weiß, was man tut. Ich habe gemerkt, dass das Thema "nachhaltig Investieren" für vielen Frauen neue Möglichkeiten eröffnet. Wenn man weiß, dass man mit der Geldanlage aktiv an positiven Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft mitwirken kann, erfährt das Thema Finanzen eine ganz andere Bedeutung.
2. Wie kommen Sie zur Arbeit?
Mit dieser Frage treffen Sie einen wunden Punkt. Täglich plagt mich mein Gewissen, weil ich die rund 25 Kilometer ins Büro mit einem Diesel fahre. Aber ich habe mir kürzlich einen Elektro-Smart bestellt. Leider sind die Lieferzeiten im Moment ziemlich lang. Das geht hoffentlich auf die hohe Nachfrage zurück.
3. Welches halten Sie für das wichtigste UN-Nachhaltigkeitsziel? Wieso?
Die wichtigsten Ziele sind, alle die sich auf die Befriedigung physiologischer Grundbedürfnisse von Menschen beziehen - da kann man keine Abstufungen machen. Aber dann sollten wir die Bedeutung des Ziels "bezahlbare und saubere Energie" nicht unterschätzen. Der flächendeckende Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher und nachhaltiger Energie stellt eine wichtige Voraussetzung für viele weitere UN-Nachhaltigskeitsziele dar.
4. Was lernt man durchs Scheitern?
Keine Angst vorm Scheitern zu haben.
5. Ist Finanzberatung nur etwas fürs gut bemittelte Bürgertum?
Nein. Sowohl die Möglichkeiten der Geldanlage als auch der Beratung sind vielfältig. Da ist für jeden etwas dabei.
6. Warum können Sie mich besser beraten als die anderen?
Ich fände es anmassend zu behaupten, ich könne Sie besser beraten als die anderen, aber ich kann Sie besonders gut beraten, wenn Sie in Erneuerbare Energien investieren möchten.
Sehr geehrte Frau Hirche, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.