Cadelers Baustellenschiffe im Einsatz. Das dänische Unternehmen ist Weltmarktführer bei der Installation von Offshore-Windparks. / Foto: Unternehmen

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Cadeler: Ist der Windparkbauer ein Investment für ein besseres Morgen?

Der dänische Konzern Cadeler ist der weltgrößte Experte für den Bau, die Wartung und die Stilllegung von Offshore-Windparks, also Windanlagen, die auf See errichtet werden. Ende 2020 benannte sich das Unternehmen von Swire Blue Ocean in Cadeler um und ging in Oslo an die Börse. Ist die Aktie ein lohnendes Investment? Und ist das Geschäft der Dänen tatsächlich so nachhaltig, wie es auf den ersten Blick scheint?

Cadeler hat diverse Windparks in Nordeuropa errichtet, darunter etwa die deutschen Projekte Borkum Riffgrund 1 und EnBW Hohe See in der Nordsee. Die Leistungen von Cadeler umfassen eine Reihe hoch spezialisierter Aufgaben, vom Unterwasserbau über Transport und Installation von Fundamenten und Windanlagen bis hin zur Wartung und Stilllegung von Windparks.

Für diese Aufgaben verfügt Cadeler über zwei hochmoderne Spezialschiffe, sogenannte Windfarm Installation Vessels (WIVs). Die Schiffe mit den Namen „Wind Orca“ und „Wind Osprey“ sind je fast 170 Meter lang und mehr als 49 Meter breit. Beide können bis zu 11.000 Tonnen transportieren und heben Windturbinen mittels mehr als 130 Meter hoher Kräne.

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Aktuell lässt Cadeler durch die chinesische Reederei COSCO (China Ocean Shipping Companies) für insgesamt knapp 550 Millionen Euro zwei neue, maßgeschneiderte Schiffe der sogenannten X-Klasse bauen. Das erste Schiff soll im dritten Quartal 2024 einsatzbereit sein, die Auslieferung des zweiten ist für das erste Quartal 2025 geplant. Mit einer Deckfläche von 5.600 Quadratmetern und einer Nutzlast von über 17.600 Tonnen sollen die Schiffe nach ihrer Fertigstellung die größten der Branche sein.

Nachhaltigkeitsbedenken bei Cadeler haben besonders mit den Schiffen zu tun: Knapp 71 Prozent der Treibhausgasemissionen, die das Unternehmen verursacht, gehen auf Schiffstreibstoff zurück. Cadeler verwendet als Treibstoff Marinedieselöl. Dieses ist hochwertiger und sehr viel weniger luftverschmutzend als das hauptsächlich in der Schifffahrt verwendete Schweröl – und es ist deutlich teurer.

Zahlen sollen sich 2022 deutlich verbessern

Cadeler nimmt also einen höheren Kraftstoffpreis für mehr Umweltfreundlichkeit in Kauf. Zudem erklärt der Konzern, den Verbrauch von Marinedieselöl durch ein neues, effizienteres Schiffsdesign minimieren zu wollen.

Für Cadeler war 2020 ein Jahr des Umbruchs, das vor allem im Zeichen des Börsengangs im November stand. Während Corona praktisch keinen Einfluss auf das Geschäft des Unternehmens hatte, belasteten vor allem Kosten für die Namensänderung und den Börsenstart sowie Investitionen etwa in neue Schiffskräne das Ergebnis. Bei einem Umsatz von 19,5 Millionen Euro verbuchte Cadeler einen Verlust von 27 Millionen Euro.

Deutlich mehr im Mittelpunkt standen – auch bei den Neu-Aktionären – allerdings andere Zahlen. So nahm das Unternehmen durch den Börsengang 883 Millionen Norwegische Kronen (umgerechnet rund 89 Millionen Euro) ein. Zudem stieg der Auftragsbestand auf 310 Millionen Euro – der höchste Stand der Unternehmensgeschichte.

Für das Geschäftsjahr 2021 erwartet Cadeler deutliche Verbesserungen bei allen wichtigen Kennzahlen. Der Umsatz soll zwischen 56 und 63 Millionen Euro liegen, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Mieten oder Restrukturierungskosten (EBITDAR) in der Spanne von 26 bis 33 Millionen Euro.

Hier ist das Unternehmen klar auf Kurs: Im ersten Halbjahr 2021 betrug der Umsatz 32,3 Millionen Euro und war damit bereits höher als im gesamten Vorjahr. Das EBITDAR lag bei 15,5 Millionen Euro. Auch unter dem Strich kehrte das Unternehmen in die schwarzen Zahlen zurück und konnte einen Nettogewinn von 4,9 Millionen Euro verkünden. Im April 2021 führte Cadeler zudem eine Kapitalerhöhung in Höhe von 80 Millionen Euro durch, um zusätzliche Mittel für den Bau der zwei geplanten Cadeler X-Schiffe einzuwerben.

Langfristig sehen die wirtschaftlichen Perspektiven für Cadeler gut aus, auch wegen der Investitionen im vergangenen Jahr. So wurden laut Unternehmen bereits 2020 neue Installationsverträge für Offshore-Windparks in den Jahren 2021, 2022 und 2023 unterzeichnet.


Cadeler hat etwa den Ørsted-Windpark Borkum Riffgrund 1 errichtet. / Foto: Ørsted

Aufträge für mehrere Jahre

Cadeler wird demnach etwa die Parks Seagreen und Hornsea 2 (beide Großbritannien) und Hollandse Kust Zuid (Niederlande) errichten. Im November 2021 teilte das Unternehmen außerdem mit, den Zuschlag für den Bau der Ørsted-Windparks Gode Wind 3 und Borkum Riffgrund 3 mit einer Gesamtleistung von mehr als 1 Gigawatt erhalten zu haben.

Kunden von Cadeler sind insbesondere Energieversorger, neben dem dänischen Offshore-Weltmarktführer Ørsted beispielsweise Vattenfall aus Schweden, Equinor aus Norwegen oder RWE aus Essen. Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil laut Cadeler: Die „Wind Osprey“ soll dank eines neuen Krans mit einer Hakenhöhe von 132 Metern über Deck bis 2024 oder sogar 2025 in der Lage sein, die immer gewaltiger werdenden neuesten Generationen von Offshore-Turbinen zu installieren.

Absehbar will das Unternehmen aber sowohl die „Wind Osprey“ als auch die „Wind Orca“ weiter modernisieren. Die neuen Schiffe der X-Klasse sollen die Installationskapazitäten von Cadeler ab 2025 dann verdoppeln. Zudem prüft das Unternehmen aktuell Möglichkeiten für eine Expansion in US-Gewässer und nach Asien. Allerdings sei die Verlegung eines Spezialschiffs mit erheblichem Aufwand verbunden.

Der Cadeler-Aktienkurs zeigte sich in seinem ersten Börsenjahr schwankend, nach einem Kurssprung im Januar pendelte er 2021 meist zwischen 3 und 4 Euro. In den vergangenen zwei Monaten zeigte die Tendenz wieder klar nach oben, aktuell (22.11.2021) steht die Aktie im Handel an der Börse Frankfurt bei 3,70 Euro. Angesichts seiner aktuellen Investitionspläne, gerade zum Flottenausbau, plant das Unternehmen auf absehbare Zeit nicht, eine Dividende auszuschütten.

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2021 von 54 ist die Cadeler-Aktie aktuell teuer. Allerdings könnte hier in den nächsten Jahren eine Ergebnissteigerung für eine attraktivere Bewertung sorgen.

Fazit:

Cadelers Geschäftsprinzip ist, die Welt mit dem Ausbau Erneuerbarer Energie nachhaltiger zu machen. Dabei hat man Umweltbelastungen durch die eigenen Aktivitäten im Blick. Die Aktie ist derzeit teuer, allerdings kann es sich für nachhaltige Anlegerinnen und Anleger lohnen, sie im Auge zu behalten.

Cadeler A/S DK 1 Aktie: ISIN: DK0061412772 / WKN: A2QG5D

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