Compleo will in diesem Jahr unter anderem zwei neue ultraschnelle Ladesäulen-Typen einführen. / Foto: Unternehmen

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Compleo wächst 2021 deutlich – neue ultraschnelle Ladesäulen sollen kommen

Der Dortmunder Ladetechnikanbieter Compleo Charging Solutions hat seinen Umsatz 2021 fast verdoppelt und die eigene Prognose damit erreicht. Das Unternehmen nahm neue Vertriebsaktivitäten in Österreich, der Schweiz, Schweden und Großbritannien auf und erweiterte seine Produktionskapazität in Ungarn. Für 2022 erwartet der Konzern, dass sich das rasante Wachstum fortsetzt, mittelfristig soll der Umsatz auf über eine halbe Milliarde Euro wachsen.

Wesentliche "strategische Meilensteine" wurden laut Compleo mit der Übernahme der innogy eMobility Solutions sowie der Konsolidierung und vollständigen Integration der Compleo Connect (vormals wallbe GmbH) erreicht. Mit den Übernahmen erweitert Compleo die Produktpalette um neue Bezahlmöglichkeiten, Cloud-basierte Services (SaaS) sowie Bezahl- und Abrechnungstools. Gleichzeitig wurden Unternehmensangaben zufolge das Produktangebot sowie der Ausbau der Vertriebsaktivitäten im europäischen Raum weiter vorangetrieben.

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Im vergangenen Geschäftsjahr konnte Compleo die Umsatzerlöse um 73,5 Prozent auf 57,5 Millionen Euro steigern. Der Umsatz mit AC-Ladesäulen erhöhte sich dabei deutlich von 10,7 Millionen Euro im Vorjahr auf 14,3 Millionen Euro. Der Umsatz mit eichrechtskonformen DC-Ladesäulen sank hingegen auf 11,3 Millionen Euro (2020: 14,8 Millionen Euro). AC-Ladesäulen liefern Wechselstrom, der im Fahrzeug zunächst noch in Gleichstrom umgewandelt werden muss. Das Laden dauert dementsprechend länger.

Neue Produkte geplant

Ein wesentlicher Erfolg war laut Unternehmen die erfolgreiche Integration der Compleo Connect. Diese ermöglichte insbesondere die Einführung eines neuen Abrechnungs- und Management-Systems für Ladeinfrastrukturen inklusive der Möglichkeit, an den Säulen nun mit Kredit- oder Debitkarte (die normale Bankkarte, vormals EC-Karte und meist immer noch so genannt) zu bezahlen.

Die Übernahme der innogy eMobility Solutions (ieMS) stärkte den Bereich Software-Services durch ein Backend-System, das laut Compleo bereits über 37.000 Ladepunkte in Europa umfasst. Zudem wechselten mehr als 110 Experten für die neue Technik von ieMs zu Compleo. Die Übernahme der ieMS wurde zum 1. Januar 2022 abgeschlossen.

Der Compleo-Vorstand erwartet für das Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz auf Gruppenebene in einem Korridor von 115 bis 135 Millionen Euro. Für das neu gegründete Software-Segment wird mit einem Umsatz zwischen 8 und 10 Millionen Euro kalkuliert, während Compleo für das Segment Charging Stations einen Umsatz zwischen 100 und 105 Millionen Euro erwartet. Der Umsatz im Segment Services soll zwischen 7 und 10 Millionen Euro liegen.

Für das laufende Geschäftsjahr 2022 erwartet der Konzern beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) einen Verlust zwischen 25 und 30 Millionen Euro. Ein wesentlicher Faktor ist hierbei laut Compleo der erwartete negative Ergebnisbeitrag aufgrund der Erstkonsolidierung der ieMS im Geschäftsjahr 2022. Zu Nettozahlen machte der Konzern keine Angaben.

Zudem wurde die Weiterentwicklung zweier Gleichstrom (DC)-Ladesäulen für ultraschnelles Laden an Autobahnen, Tankstellen oder auf Supermarktparkplätzen forciert. Um an der Ausschreibung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur für das sogenannte "Deutschlandnetz" teilzunehmen, ist eine Markteinführung spätestens im vierten Quartal 2022 geplant.

Wie attraktiv ist die Aktie?

In den kommenden Jahren plant Compleo mit weiter steigenden Umsätzen, dabei soll sich aber auch die Profitabilität deutlich verbessern. Bis 2025 erwartet der Vorstand im Segment Charging Stations eine Umsatzsteigerung auf etwa 400 Millionen Euro. Im Segment Software wird mittelfristig ein Umsatz von rund 140 Millionen Euro angestrebt. Im Segment Services rechnet Compleo bis 2025 mit einer Umsatzsteigerung auf etwa 20 Millionen Euro. Gleichzeitig plant der Vorstand, die Profitabilität des Konzerns auf eine bereinigte EBITDA-Marge von 10 bis 15 Prozent zu steigern.

An der Börse kamen die neuen Zahlen gut an: Im Xetra-Handel ist die Compleo-Aktie aktuell 16 Prozent im Plus zum Vortag und kostet 38,40 Euro (Stand: 25.3.2022, 9:44 Uhr). Auf Monatssicht notiert die Aktie 3,4 Prozent im Plus, im Jahresvergleich hat sie 57,9 Prozent an Wert verloren.

Compleo sieht sich selbst als "einen der führenden Komplettanbieter für Ladetechnologie in Europa". Lesen Sie hier das ECOreporter-Interview mit Compleo-Finanzvorstand Peter Gabriel.

Wie Compleo ist aber der gesamte Markt für Ladeinfrastruktur noch im Wachstum befindlich. Das Unternehmen ist weit von der Gewinnzone entfernt, in den kommenden Jahren dürfte die Konkurrenz zudem deutlich zunehmen: So gibt es etwa Pläne der großen deutschen Autobauer, selbst eine Ladesäuleninfrastruktur aufzubauen. Für ECOreporter ist die Compleo-Aktie daher ein spekulatives Investment mit deutlichem Risiko.

Compleo Charging Solutions AG:

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