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Elektromobilitäts-Aktie: So will Compleo den Markt erobern - Vorstands-Interview
Die Compleo Charging Solutions AG aus Dortmund baut seit mehr als zehn Jahren Ladestationen für Elektroautos. Seit Oktober 2020 ist das Unternehmen börsennotiert. Im Interview mit ECOreporter erklärt Finanzchef Peter Gabriel, wann das Unternehmen Gewinne erzielen soll, was Compleos Wettbewerbsvorteile sind und wie man zu einem internationalen Marktführer werden will.
Seit seiner Gründung 2009 hat Compleo etwa 35.000 Ladepunkte in 15 Länder in Europa ausgeliefert, die meisten davon in Deutschland. Das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Anfang dieses Jahres übernahmen die Dortmunder den Wettbewerber wallbe aus Schlangen in Nordrhein-Westfalen für rund 35 Millionen Euro.
ECOreporter: Herr Gabriel, der Umsatz von Compleo hat sich 2020 mehr als verdoppelt, gleichzeitig stieg aber auch der Verlust von 2,6 auf 3,6 Millionen Euro. Wann erwarten Sie, erstmals einen Nettogewinn zu erzielen?
Peter Gabriel: Unser Fokus liegt auf einer weiteren Verbesserung der EBITDA-Marge (EBITDA ist der Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen - Anm. d. Red.). Wir erwarten den EBITDA Break Even (den Punkt, ab dem vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ein Gewinn erwirtschaftet wird - Anm. d Red.) für das Geschäftsjahr 2021. Mittelfristig wird ein um Einmaleffekte bereinigtes EBITDA im geringen zweistelligen Prozentbereich erwartet. In diesem Zeitraum rechnen wir auch mit einem positiven Nettoergebnis.
Planen Sie, künftig eine Dividende an die Anlegerinnen und Anleger auszuschütten?

Seit dem 1. Januar 2021 ist Peter Gabriel als CFO für die Finanzen von Compleo verantwortlich. Er besitzt mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in verschiedenen Positionen im Finanzsektor und war zuletzt selbstständiger Berater im Bereich Private Equity. / Foto: Compleo
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Wir sind ein Wachstumsunternehmen. Als solches steht bei uns die Erzielung einer Dividende nicht im Vordergrund. Das ist anders als bei defensiven oder sogenannten Dividendentiteln. Wir reinvestieren das verdiente Geld vorzugsweise in unser starkes Wachstum, das wir weiter verfestigen und beschleunigen wollen.
Die Konkurrenz auf dem Markt für Ladelösungen dürfte in naher Zukunft eher zunehmen. Wie wollen Sie gegen deutlich größere Wettbewerber, beispielsweise Joint Ventures deutscher Autobauer, bestehen?
Als Pure-Play-Unternehmen fokussieren wir uns ausschließlich auf die Planung, Herstellung und den Vertrieb von Ladeinfrastruktur. Dadurch sind wir in der Lage, uns von Marktbegleitern, ganz gleich ob großen oder kleinen, kontinuierlich abzusetzen. Wir investieren regelmäßig weit mehr als 10 Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Unser starkes Engagement in diesem Bereich ist die Grundlage unseres Wissens und damit unseres Marktvorsprungs durch innovative Technologie.
Wo sehen Sie konkret solche technischen Vorteile?
Im Bereich Ladeinfrastruktur verfügen wir über eine sehr breite Produktpalette. Neben Ladestationen für das Laden mit Wechselstrom (AC) und mit Gleichstrom (DC) bieten wir auch Direct-Payment-Technologien an. Wir sind dabei Vorreiter in der Branche, haben diese Technologien bereits seit geraumer Zeit in unseren punktuellen Ladelösungen integriert und bieten sie etwa per Debitkarte, NFC (Apple Pay, Google Pay) und Kreditkarte an. Diese Palette planen wir weiter auszubauen.
Haben Sie vor, bestimmte Nischen zu besetzen, etwa durch das Akquirieren öffentlicher Aufträge?
Die Anwendungsbereiche unserer Kunden, zu denen unter anderem mehr als 150 Stadtwerke zählen, sind sehr vielseitig. Deshalb bieten wir unseren Kunden Komplettlösungen an. Das ermöglicht ihnen, alle Aspekte der Elektromobilität in unsere Hand zu geben, etwa ihre Ladeinfrastruktur über uns zu implementieren, zu warten und passgenau für ihre eigenen Zwecke wie Firmenflotten oder als Service für ihre Kunden zu betreiben.
Welche Strategie verfolgen Sie mit der wallbe-Übernahme? Sind absehbar weitere Übernahmen geplant?
wallbe mit seiner großen Expertise bei Wallboxen stärkt vor allem unser Angebot im AC-Bereich. Das Unternehmen ist außerdem technologisch weit vorn bei Abrechnungssystemen und Kreditkartenzahlung, die für unsere Kunden eine immer größere Rolle spielen werden. All diese Aspekte haben uns bei der Übernahme von wallbe überzeugt. Darüber hinaus planen wir definitiv weitere strategische Zukäufe, um unser Wachstum voranzutreiben und auch international eine Marktführerschaft erreichen zu können.
Wie wird Compleo künftig an Kapital kommen – über neue, verwässernde Aktien?
Durch den Börsengang 2020 hat sich uns eine Vielzahl weiterer Finanzierungsmöglichkeiten eröffnet. Bei der Kapitalerhöhung durch eine Bar- oder Sachkapitalerhöhung handelt es sich lediglich um zwei mögliche Wege der Finanzierung.
Rechnen Sie selbst mit Übernahmeangeboten?
Der Sektor Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ist durch seine langfristigen und nachhaltigen Wachstumsraten sicher sehr attraktiv für viele Akteure. Außerdem bewegen wir uns auf einem verhältnismäßig jungen Markt. Die Marktkonsolidierung in diesem Segment hat gerade erst begonnen. Wir sehen uns mit unseren Aktivitäten und unserem Wachstumskurs in jedem Fall selbst als aktiver Konsolidierer am Markt.
Herr Gabriel, vielen Dank für das Interview!
Einen ausführlichen Blick auf die Compleo-Jahreszahlen und eine ECOreporter-Einschätzung der Aktie lesen Sie hier.