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Crowd-Test: GLS Crowd Bürgerwind Kreßberg – 4 % Zins pro Jahr
Die GLS Bank bietet über ihre Crowd-Plattform ein neues Bürgerwind-Projekt mit 4 Prozent Zins an. Die Bürger vor Ort können seit dem 2.3.2020 in das Projekt investieren. Für alle anderen Anleger ist die Schwarmfinanzierung ab dem 16.3.2020 verfügbar. ECOreporter analysiert das Angebot in einem ausführlichen ECOreporter-Crowd-Test. Für wen eignet es sich? Wie riskant ist es?
ECOreporter-Crowd-Test
Projekt: Crowdinvestment Bürgerwind Kreßberg
Emittentin: Bürgerwind Kreßberg GmbH & Co. KG
Crowdplattform: GLS Crowd (www.gls-crowd.de)
Art der Anlage: Nachrangdarlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt, 4,0 Prozent Zins p.a.
Mindestbeteiligung: 250,- Euro, danach jeder durch 50,- Euro teilbare Betrag
Gebühren: keine
Laufzeit: 9 Jahre
Rückzahlung: in jährlichen Raten über 9 Jahre, erstmals ab 30.6.2021
Mindestzielsumme/Maximalsumme des Crowd-Investments: Die Mindestsumme, ab der das Projekt finanziert wird, liegt bei 500.000 Euro (sogenannte Fundingschwelle)/die Zielsumme bei 630.000 Euro.
Angebotsstart: 2.3.2020 für die Anwohner, 16.3.2020 für alle anderen Anleger
Standort/Firmensitz: Kreßberg/Crailsheim (Baden-Württemberg)
Unternehmensphase: neue Zweckgesellschaft, alleine für das Projekt gegründet
Was finanziert das Crowd-Investment?
Das Crowdinvestment dient zum Bau zweier Windkraftanlagen in der Nähe der Ortschaft Kreßberg (Baden-Württemberg), im Landkreis Schwäbisch-Hall. Die Gesellschaft möchte die Bürger vor Ort über die Crowdfinanzierung an dem Vorhaben beteiligen. Die Anwohner der Gemeinden Kreßberg und Crailsheim können seit dem 2.3.2020 an dem Crowdinvestment teilnehmen. Alle anderen interessierten Anleger haben ab dem 16.3.2020 die Gelegenheit, in das Projekt zu investieren. Eigentümer der beiden Windräder ist die Bürgerwind Kreßberg GmbH & Co. KG.

Geschäftsführer der Bürgerenergiegesellschaft Reinhold Zeilinger (li.) mit Mitarbeiterin Katrin Held (re.). / Foto: GLS Crowd
Die Gesellschaft plant, zwei Windkraftanlagen des deutschen Herstellers Vensys mit einer Leistung von insgesamt 5,5 Megawatt zu errichten und ans Netz zu bringen. Die Windkraftanlagen von Vensys sind getriebelos und sollen deshalb besonders wartungsarm sein. Weltweit hat Vensys Windräder mit einer Gesamtkapazität von 45,3 Gigawatt (GW) installiert. Zum Vergleich: Der dänische Weltmarktführer Vestas kommt auf mehr als 113 GW installierte Kapazität. Der Baubeginn soll im ersten Quartal 2020 erfolgen, der Netzanschluss ist für Ende 2020 geplant. Die beiden Windkraftanlagen können rechnerisch gut 3.500 Haushalte mit Strom versorgen. Gegen den Bau der Windräder liegen Klagen von Anwohnern vor. Ein Gutachten eines Rechtsanwalts, das die GLS Bank ECOreporter zur Verfügung gestellt hat, bescheinigt den Klagen keine Aussicht auf Erfolg.
Gesamtkosten für die Windkraftanlagen: 8,8 Millionen Euro. 7,9 Millionen Euro werden über Bankdarlehen finanziert. Ein Darlehen über 4 Millionen Euro stammt von der KfW (0,89 % Zins p.a., 20 Jahre Laufzeit). Zwei weitere Darlehen über 3,4 Millionen Euro (0,95 % Zins p.a., 10 Jahre Laufzeit) und 0,5 Millionen Euro (Zins und Laufzeit variabel) sind von der Volksbank. Insgesamt 280.000 Euro Eigenkapital hat die Gesellschaft von ihren Kommanditisten erhalten. Die Bürger vor Ort und interessierte Crowd-Anleger sollen bis zu 630.000 Euro über das hier vorgestellte Angebot zu dem Projekt beisteuern.
Womit soll Geld verdient werden? Durch den Verkauf von Windstrom. Die Bürgerenergiegesellschaft hat bereits an einer Wind-Ausschreibung der Bundesnetzagentur teilgenommen. Sie hat einen Zuschlagspreis von 6,24 Cent pro Kilowattstunde Strom für eine Windenergieanlage erhalten, für die zweite Windkraftanlage beträgt der Zuschlagswert 6,2 Cent pro Kilowattstunde. Unter Berücksichtigung des sogenannten Korrekturfaktors, der die Windstärke am Standort in den Strompreis mit einberechnet, werden die beiden Windräder den Strom für 8,00 Cent bzw. 8,05 Cent pro Kilowattstunde in das Netz einspeisen.
Ein Pachtvertrag für die Flächen ist abgeschlossen, die Baugenehmigungen für die beiden Windräder liegt ebenfalls vor. Die jährlichen Stromeinnahmen sollen sich auf mehr als 960.000 Euro belaufen, die Betriebskosten der Anlagen im Schnitt auf gut 242.000 Euro pro Jahr. Für den Standort liegt ein Windgutachten vor, das ECOreporter eingesehen hat. Es prognostiziert für die beiden Anlagen pro Jahr einen möglichen Gesamtstromertrag von mehr als 14,5 Gigawattstunden (14,5 Millionen Kilowattstunden).
Unternehmen/Team: Geschäftsführer der Gesellschaft sind Reinold Zeilinger und Tan Siekmann. Reinold Zeilinger ist zudem Geschäftsführer der Naturenergie Zeilinger UG, einer Projektentwicklungs-Gesellschaft für Erneuerbare Energien, die fünf Erneuerbare-Energien-Projekte mit einer Gesamtkapazität von 30 Megawatt realisiert hat. Nach Recherchen von ECOreporter gab es keine bekannten Probleme bei den Projekten der Naturenergie Zeilinger.
Zinsen oder Gewinnbeteiligung: 4,0 Prozent Zins pro Jahr ab Einzahlung, Zinszahlung erstmals zum 30.6.2021. Falls der Stromertrag über den Erwartungen liegt, erhalten die Anleger Bonuszinsen: Pro 5 Prozent mehr Jahresumsatz der Gesellschaft erhöhen sich die jährlichen Zinsen für die Anleger um 0,25 Prozent.
Beteiligung am möglichen Verkauf des Unternehmens (Exitbeteiligung): Nein
Besicherung des Darlehens: Keine
Führt die Crowd-Plattform die deutsche Kapitalertragsteuer in Höhe von 25 % (plus Soli und ggf. Kirchensteuer) automatisch für die Projekteigner/Darlehensnehmer ab? Ja
Die ECOreporter-Bewertung:
Weltrettungsfaktor und nachhaltiger Nutzen:
Windkraftanlagen sind sehr effizient und treiben die Energiewende voran. Eigentümer dieser Windkraftanlagen ist kein großer Energiekonzern, sondern eine Gesellschaft, die die Bürger über das Crowd-Angebot an dem Projekt beteiligt. Leider können die Bürger keine direkten Anteile an der Bürgerwind Kreßberg GmbH & Co. KG erwerben und so Miteigentümer der Windkraftanlagen werden.
Windenergieanlagen haben eine sehr kurze sogenannte energetische Amortisationszeit: Sie produzieren mittlerweile in nur etwa einem halben Jahr die für ihre Herstellung benötigte Energie. Zum Vergleich: Kohlekraftwerke amortisieren sich aufgrund des dauerhaften Verbrauchs von Kohle als Brennstoff nie.
Innovationskraft: Die verwendeten Technologien sind bekannt und ausgereift. Das Crowdinvestment finanziert ein Erneuerbare-Energien-Projekt mit Bürgerbeteiligung. Auch das ist nicht innovativ, aber sehr nachhaltig.
Das gefällt ECOreporter:
+ Finanzierung eines Windparks mit Bürgerbeteiligung
+ Baugenehmigung und Zuschlag der Bundesnetzagentur liegen bereits vor.
Hier sieht ECOreporter Risiken:
- Anlage noch nicht gebaut und in Betrieb genommen
- Klage von Anwohnern
Aus finanzieller Sicht wichtig zu bedenken:
- Anleger erhalten im Fall einer Insolvenz ihre Einlage erst zurück, wenn alle anderen Gläubiger vollständig ausbezahlt sind.
- Das Anlegerkapital ist über die Laufzeit vertraglich gebunden, keine frühzeitige Kündigungsmöglichkeit.
- Die Bürgerenergie-Gesellschaft hat das Recht, nach Hälfte der Laufzeit den Darlehensvertrag vorzeitig zu kündigen.
Nachhaltig sinnvolles Investment? Die ECOreporter-Bewertung
Erneuerbare Energien mit Bürgerbeteiligung - aus Nachhaltigkeitssicht ein sehr sinnvolles Vorhaben, das hier finanziert werden soll.
Finanzielles Chancen-Risiken-Verhältnis:
Die ECOreporter-Bewertung
Der Betrieb von Windkraftanlagen ist mittlerweile Standard. Die Bürgerenergiegesellschaft hat laut Angaben der GLS Crowd eine Versicherung für die Anlagen abgeschlossen. Dadurch sind eine ganze Reihe von Risiken ausgeschaltet. Dennoch kann es wie bei allen Nachrangdarlehen-Investments zu einem vollständigen Verlust des Kapitals kommen. Diese Anlage ist noch nicht errichtet und ans Stromnetz angeschlossen. Auch die Klage der Anwohner stellt ein Risiko dar. Mögliche weitere Risiken lassen sich nur begrenzt einschätzen (Streit unter den Gesellschaftern, geringere Stromausbeute als prognostiziert).
Fazit: Für wen eignet sich das Crowd-Investment?
Für nachhaltig orientierte Anleger, die die Energiewende mit vorantreiben möchten und auch bei kleinen Einstiegssummen eine Rendite deutlich über dem Tages- oder Festgeld wünschen.
Bitte sorgfältig beachten:
Geldanlagen sind mit Risiken verbunden, die sich im Extremfall in einem Totalverlust der eingesetzten Mittel niederschlagen können. Die von uns bereit gestellten Informationen sind keine Kaufaufforderungen oder Anlageempfehlungen - denn wir kennen z.B. Ihre persönlichen Vermögensverhältnisse und Ihr Anlegerprofil nicht. Zwischen Lesern und dem Verlag entsteht kein Beratungsvertrag, auch nicht stillschweigend. Die Redaktion recherchiert sorgfältig. Eine Garantie für die Richtigkeit und für richtige Schlussfolgerungen wird dennoch ausgeschlossen - auch uns kann einmal ein Fehler unterlaufen. Finanzdienstleister können sich also nicht allein auf unsere Informationen stützen. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen, auch für Folgeschäden, etwa Vermögensschäden. Unsere Texte machen in keinem Falle eine individuelle Beratung und Beschäftigung mit den Angeboten entbehrlich. Bitte beachten Sie, dass sich zwischen unserer Recherche und Ihrer Lektüre Änderungen ergeben können. Weder die Veröffentlichung noch ihr Inhalt, Auszüge des Inhalts noch eine Kopie darf ohne unsere vorherige Erlaubnis auf irgendeine Art verändert oder an Dritte verteilt oder übermittelt werden - andernfalls liegt ein strafrechtlich bewehrter Urheberrechtsverstoß vor.
ECOreporter befolgt eine eigene Testmethode, die kontinuierlich verbessert wird. Der ECOreporter Crowd-Test ist keine Anlageempfehlung, sondern eine Einschätzung und Meinung der Redaktion insbesondere zu Chancen und Risiken des Beteiligungsangebotes sowie zu dessen Nachhaltigkeit. ECOreporter-Tests beruhen unter anderem auf Prospekten der Anbieter, auf Gesprächen und sonstiger Kommunikation mit ihnen sowie auf der Recherche in anderen Quellen – jeweils bis zum Zeitpunkt des Erscheinens.