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Crowd-Investment, Crowd-Porträt
GLS Crowd: So arbeitet das junge Crowd-Portal der nachhaltigen Bank
Ab 250 Euro nachhaltige Projekte finanzieren: Das geht bei der GLS Crowd, der Crowdinvesting-Sparte der nachhaltigen Bank aus Bochum. ECOreporter stellt die GLS Crowd vor.
Was heute Crowdinvesting heißt, betreibt die GLS Bank seit 1974. Früher hat die Bank Unternehmen mit Investoren durch sogenannte Leihgemeinschaften zusammengebracht. Seit Februar 2017 geschieht das bei der GLS Bank in der heute als Crowdinvesting bekannten Form über das Internet (lesen Sie hier unseren Bericht zur letzten Jahresversammlung der GLS Bank).
Die GLS Crowd kommt bei Anlegern gut an: Schon die erste Schwarmfinanzierung der GLS Bank von der Genossenschaft Energiegewinner kam binnen zwei Wochen auf 400.000 Euro. Bei dem aktuell laufenden Crowdfinanzierungsprojekt des Unternehmens Lizza, das Pizzaböden und Nudeln auf der Basis von Leinsamen produziert, dürfte die Zielsumme von 1,7 Millionen Euro bald erreicht sein. Drei der vermittelten 18 Darlehen sind allerdings bereits ausfallgefährdet - Anleger sollten also die Risiken beim Crowdinvesting nicht unterschätzen.
Die Crowd-Sparte der GLS Bank ist als eigene GmbH vom eigentlichen Bankgeschäft ausgegliedert. Betrieben wird die Crowdplattform von dem Unternehmen CrowdDesk. "Die regulatorischen Hürden wären viel höher, wenn die Crowd-Sparte im Bankgeschäft eingebunden wäre", erklärt Axel Schmidt, Leiter der GLS Crowd. Die Aufgaben sind dabei strikt getrennt. Die GLS Bank findet geeignete Projekte, und der Betreiber CrowdDesk übernimmt die Vermittlung und den technischen Betrieb. "So kann sich jeder auf seine Stärken konzentrieren", begründet Schmidt das Vorgehen.
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Welche Art von Projekten
Manche Crowd-Portale haben einen sehr engen Fokus - sie fördern nur Erneuerbare-Energien-Projekte oder etablierte mittelständische Unternehmen. Die Crowd-Sparte der GLS Bank ist deutlich breiter aufgestellt. Die nachhaltige Bank vermittelte etwa Darlehen an das Unternehmen HR Wind, das Kleinwindkraftanlagen herstellt. Oder an die Firma creapaper GmbH, die mit Hilfe eines neuartigen Verfahrens Papier auf der Basis von Gras produziert. Auch eine vegane Boutique und die Erfinder einer digitalen Stottertherapie haben Geld über die GLS Crowd eingesammelt.

Uwe D'Agnone, Gründer von creapaper: creapaper stellt Papier auf der Basis von Grasfasern her. Das Unternehmen hat über die GLS Crowd Geld eingeworben. / Foto: Unternehmen
Grundsätzlich gilt: Die GLS Bank schlägt der GLS Crowd nur Projekte vor, die zu den Werten und Zielen der nachhaltigen Bank passen. Die Projekte sollen sozial-ökologische Geschäftsfelder haben, die laut den Leitsätzen der GLS Bank "nachhaltig menschliche und zukunftsweisende Ziele" verfolgen.
Zu den in Frage kommenden Geschäftsfeldern gehören Erneuerbare Energien, gesunde Ernährung, nachhaltige Forst- und Landwirtschaft, Schaffung und Sanierung von Wohnraum sowie Bildung und Kultur. Darüber hinaus fördert die nachhaltige Bank Projekte aus den Bereichen Soziales und Gesundheit, umweltschonende Mobilität und Entwicklungshilfe.
Wie prüft die GLS Crowd?
Wie bei anderen Crowd-Portalen auch durchlaufen die Projekte der GLS Crowd zuerst einen genauen Auswahlprozess, ehe Anleger in sie investieren können. Leiter der Crowdfinanzierung Schmidt erklärt: "Neben den passenden Werten zählen grundsätzlich auch der Businessplan, die Eigenkapitalausstattung und die vorgeschlagenen Konditionen für das Crowdinvesting-Vorhaben." Die Auswahl des Vorhabens übernehmen Experten auf dem Gebiet der Unternehmensfinanzierung der GLS.
Oft besucht ein Team der nachhaltigen Bank die Unternehmen oder Projektinitiatoren vor Ort, um sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Wichtig sei für die grüne Bank unter anderem, das Team des Unternehmens genau kennenzulernen. Darüber hinaus mache sich die GLS Bank ein genaues Bild des Marktes, den das jeweilige Projekt bedient.
Nachdem die Auswahl für ein Projekt abgeschlossen ist, wird das Projekt an den Plattformbetreiber CrowdDesk weitergeleitet. Dieser führt eine Plausibilitätsprüfung des Projekts durch.
Ablehnungskriterien
Genauso wie im Bankgeschäft hat die GLS Crowd strikte Ausschlusskriterien. Nicht finanziert werden Atom- und Kohleenergie, Rüstung und Waffen, Biozide und Pestizide sowie Gentechnik in der Landwirtschaft. Auch werden keine chlororganischen Massenprodukte, keine Massentierhaltung und keine Suchtmittel gefördert.
Ein weiterer wichtiger Ausschlussgrund: ein allein auf Gewinnorientierung ausgerichtetes Geschäftsmodell. Projekte auf dem Crowdportal der GLS Bank sollen eine nachhaltige Wirkung haben und nicht bloß den Profit eines Unternehmens vermehren.
Geld eingesammelt – und nun?
Zunächst muss auf der Crowdinvesting-Plattform der GLS Bank die Fundingschwelle erreicht werden, nur dann zählt das Funding als erfolgreich. Nach Ablauf der gesetzlichen Widerrufspflichten erhält das zu finanzierende Projekt oder Unternehmen eine erste Tranche des eingeworbenen Geldes. Die Anleger werden halbjährlich über den Verlauf des Projekts informiert. Das geschieht in Form von Berichten.

Axel Schmidt leitet die Crowd-Sparte der nachhaltigen Bank. / Foto: GLS Bank
Leistungsbilanz
Drei von insgesamt 18 finanzierten Projekte haben bereits Insolvenz angemeldet (Stand: August 2019). Damit sind Anlegergelder in Höhe von 1,65 Millionen Euro rückzahlungsgefährdet - mehr als 12 Prozent des Geldes, das insgesamt in Crowdprojekte der GLS Bank geflossen ist.
Durchschnittlich investiert jeder Anleger fast 4.300 Euro in Crowdprojekte der nachhaltigen Bank. Die Zinsen für die einzelnen Projekte bewegen sich zwischen 4 und 8 Prozent.
Gebühren
Für Anleger erhebt die Crowdsparte der GLS Bank keine Gebühren. Um in ein Crowdinvesting-Projekt der GLS Bank investieren zu können, müssen Anleger auch keine Genossenschaftsmitglieder der nachhaltigen Bank sein.
Für die Projektinitiatoren fallen hingegen Gebühren an. Crowdfinanzierungsleiter Schmidt erklärt: "Üblicherweise erhält die GLS Crowdfunding GmbH als Darlehensvermittler eine Vergütung von etwa 5 Prozent, die sich an der eingeworbenen Finanzierungssumme orientiert. Zudem fällt für den Emittenten eine jährliche Gebühr für die Kommunikation mit den Investoren an."
Fazit:
Die GLS Crowd ist noch jung. Anleger haben bis jetzt aber bereits drei drohende Ausfälle erleben müssen. Die Crowd finanziert Projekte mit nachhaltiger Wirkung. "Beim Crowdinvesting geht es um konkrete Projekte und neue Ideen, die die Menschen gemeinsam ermöglichen können. Dies ist mit der Investition in Aktien nicht möglich", so der Leiter der Crowdfinanzierung der GLS Bank Schmidt.
Dennoch rät auch die GLS Bank, dass Anleger sich des Risikos bei einer Investition in ein Nachrangdarlehen bewusst sein sollten. "Wenn ein Projekt schiefgeht, können sie ihr gesamtes investiertes Kapital verlieren. Investoren können allerdings das Risiko streuen, indem sie in mehrere Crowd-Projekte investieren.
Bei der Auswahl sollte man sich die Beschreibung und Unterlagen eines Projekts genau ansehen", rät Schmidt. "Am Ende sollte nur investieren, wer selbst an das Unternehmen und dessen Plan glaubt."
Stand: August 2019