Das deutsche Unternehmen Voelkel hat auch über das Portal Finnest Kapital eingeworben. / Foto: Unternehmen

  Crowd-Investment, Crowd-Porträt

Crowd-Portale im Vergleich: Finnest

Crowd-Portale gibt es mittlerweile viele –  eines stammt aus Wien und ist auf etablierte mittelständische Unternehmen spezialisiert: Finnest. Bisher ist kein Crowdinvesting-Darlehen ausgefallen, und Anleger haben teilweise noch Bonuszinsen erhalten. Wir stellen das österreichische Crowd-Portal näher vor.

Der Fahrradhersteller Storck, der Fruchtsaftproduzent Voelkel und der Verpackunggroßhändler Bionatic – diese drei Unternehmen haben über das Portal Finnest Kapital eingeworben. Das Geld diente ihnen für die Expansion oder um Betriebsanlagen auf Vordermann zu bringen. Die Unternehmen sind etabliert und bekannt.

Bei Finnest schlagen Anleger den Zinssatz selbst vor. Das emittierende Unternehmen sucht sich die Verzinsung aus. Auch Anleger, die eine Verzinsung unterhalb des angenommenen Zinssatzes vorgeschlagen haben, erhalten einen Zuschlag. Nur die Anleger, die eine höhere Verzinsung wollen, gehen leer aus.

Welche Art von Projekten

Finnest ist keine nur auf nachhaltige Projekte ausgerichtete Crowdinvesting-Plattform. Allerdings haben einige als nachhaltig einzustufende Unternehmen auf der Plattform Finanzierungen angeboten. Im Fokus des Crowdinvesting-Portals stehen etablierte mittelständische Unternehmen.

Jörg Bartussek, Mitbegründer der Finanzierungsplattform, sagt: "Auf Finnest finden Anleger nur Darlehen von Mittelständlern. In der Regel sind die Unternehmen älter als zehn Jahre und erzielen einen Jahresumsatz von mehr als 10 Millionen Euro." Finnest bietet keine Darlehen für Start-ups oder für Immobilienfinanzierungen an. Finnest-Mitbegründer Bartussek erklärt: "Das ist uns zu risikoreich."

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Wie prüft Finnest?

Der Finnest.com-Mitbegründer Günther Lindenlaub war vor der Gründung von Finnest im Bereichsvorstand der Raiffeisenbank tätig. Dort war er für große Unternehmensanleihen zuständig. Ein weiterer Mitarbeiter, Reinhard Hönig, bekleidete Leitungspositionen bei mehreren  Banken im Bereich Unternehmensfinanzierung.

Die Mitarbeiter von Finnest prüfen die wichtigsten Unternehmenskennzahlen. Ferner wird die Geschäftsführung des Unternehmens befragt und eine Prognose erstellt, ehe ein Darlehen auf der Plattform angeboten wird. Finnest-Gründer Bartussek fasst zusammen: "Wir sind strenger als manche Bank. Das hat sich ausgezahlt: Die Anleger erhielten bis jetzt alle vertraglich vereinbarten Zinsen."

Ablehnungskriterien

Nach Angaben von Finnest werden keine Waffenfirmen und Pornographie unterstützt. Finnest spricht zahlreiche Firmen mit nachhaltigem Kerngeschäft und ressourcenschonender Produktionsweise an.


Das Finnest-Gründerduo Günther Lindenlaub (links) und Jörg Bartussek (rechts) hat bisher Darlehen in Höhe von 30 Millionen Euro an Investoren vermittelt. / Foto: Unternehmen

Das niedersächsische Unternehmen Voelkel Fruchtsäfte hat auf Finnest ein Crowdinvesting angeboten. Der Saftproduzent achtet auf hochwertige Rohstoffe aus biologischem und bio-dynamischem Anbau.

Auch der ebenfalls in Niedersachsen ansässige Fruchtsafthersteller beckers bester hat auf Finnest ein Crowdinvesting angeboten. Das Familienunternehmen hat früh Plastikflaschen aus dem Programm verbannt. Ein weiteres nachhaltiges Unternehmen ist Bionatic - ein Verpackungsgroßhändler, der Verpackungslösungen aus nachwachsenden und recycelten Rohstoffen anbietet.

Geld eingesammelt – und nun?

Bei Finnest gibt es keine Fundingschwelle, ab der ein bestimmtes Projekt umgesetzt wird. Das über die Crowd eingesammelte Geld ist meistens Teil einer komplexeren Finanzierung.

Die Unternehmen, die von den Anlegern Geld einsammeln, werden von Finnest verpflichtet, regelmäßig über das verwendete Kapital und den Fortschritt des Projekts zu berichten. Die Berichte sind für Anleger online einsehbar.

Leistungsbilanzen

Finnest ist seit 2,5 Jahren auf dem Markt der Crowdinvesting-Finanzierungen aktiv. Alle Unternehmen haben nach Angaben von Finnest pünktlich ihre vereinbarten Zinszahlungen geleistet. Allein im laufenden Jahr beliefen sich die Zinsen, die an die Anleger flossen, auf 800.000 Euro. Auch wurden erfolgsabhängige Bonuszinsen gezahlt. Das Portal hat bisher 30 Millionen Euro an Investorengeldern an Unternehmen vermittelt. 

Gebühren

Die Gebühren für die das Darlehen emittierenden Unternehmen betragen 2,75 Prozent der eingeworbenen Summe. Die Anleger müssen einmalig 1 Prozent des angelegten Geldes an Gebühren an Finnest abführen. Durchschnittlich legen Investoren bei Finnest Beträge in Höhe von 7.500 Euro an – die Gebühren belaufen sich dann über die gesamte Laufzeit des Darlehens auf 75 Euro. 

Fazit:

Bisher gab es keinen Zahlungsausfall, die Zinsen wurden pünktlich überwiesen. Die Unternehmen, in die Anleger auf Finnest investieren, agieren regional: Sie schaffen in ihrem Heimatland Arbeitsplätze und bezahlen dort auch ihre Steuern. Finnest-Mitbegründer Bartussek gibt Anlegern den Ratschlag, genau hinzusehen, in was sie investieren: "Information ist das A und O der erfolgreichen Geldanlage. Ich muss verstehen, welchen Schwerpunkt die Anlage-Plattform setzt, für die ich mich interessiere." Investoren sollten die Informationen zu den Unternehmen und Projekten genau studieren, ehe sie eine Investition tätigen, rät Bartussek. Bei Finnest können Anleger in Ausnahmefällen auch den Geschäftsführer des emittierenden Unternehmens kontaktieren.

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