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Finanzdienstleister, Fonds / ETF
DWS Top Dividende Fonds unter Greenwashing-Verdacht
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelte in den letzten Jahren wegen des Verdachts auf Greenwashing gegen die Deutsche Bank-Tochter DWS. Dabei standen offenbar vor allem zwei Fonds im Mittelpunkt.
Nach neuen Recherchen von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR ging es bei den Untersuchungen in erster Linie um den DWS ESG Blue Economy und den DWS Top Dividende. Letzterer ist mit einem verwalteten Vermögen von knapp 20 Milliarden Euro einer der größten deutschen Aktienfonds.
Den mit einem Volumen von weniger als 0,2 Milliarden Euro deutlich kleineren DWS ESG Blue Economy hatte die DWS zusammen mit der Umweltschutzorganisation WWF ins Leben gerufen. Der als nachhaltig ausgewiesene Fonds soll in Unternehmen investieren, die zum Schutz der Meere beitragen, enthält aber auch Aktien von Coca-Cola und dem Kreuzfahrtanbieter Royal Carribean Cruises. Laut einem Bericht der „tagesschau“ kritisierten WWF-Mitarbeiter intern, dass mehr als ein Viertel der Unternehmen in der Aktienliste keine wissenschaftlich fundierten Klimaziele verfolgten. Die DWS erklärte dazu in einer Stellungnahme, der Fonds investiere auch in Unternehmen, die ihre Wirkung auf die Meere noch verbessern müssten.
Nachhaltig? Nur wenn es gerade passt
Der DWS Top Dividende wird nicht als nachhaltiger Fonds beworben, soll bei der Aktienauswahl aber ESG-Kriterien berücksichtigen. Den neuen Medienrecherchen zufolge war es den Fondsmanagern jedoch freigestellt, ob sie die entsprechenden Daten tatsächlich verwendeten. Eine Dokumentationspflicht habe es nicht gegeben.
Außerdem konnten Aktien mit der schlechtesten Nachhaltigkeitsbewertung in den Fonds aufgenommen werden, wenn ein Nachhaltigkeitsgremium dem zustimmte. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sollen gezeigt haben, dass das Gremium in allen Fällen entschied, Aktien mit der schlechtesten Nachhaltigkeitsbewertung aus wirtschaftlichen Gründen im Fonds zu belassen. Die DWS hat sich dazu bislang nicht geäußert.
Der Finanzkonzern hat eigenen Angaben zufolge seit Beginn der Ermittlungen seine Nachhaltigkeitsstrategie angepasst und beispielsweise das Nachhaltigkeitsgremium in seiner ursprünglichen Form abgeschafft. Wegen der Greenwashing-Vorwürfe zahlte die DWS in den USA und Deutschland Bußgelder in Höhe von insgesamt ungefähr 41 Millionen Euro (ECOreporter berichtete hier).
Letzte Woche kündigte DWS-Chef Stefan Hoops an, nachhaltige Themen teilweise weniger in den Vordergrund zu stellen – offenbar eine Reaktion auf nachhaltigkeitsfeindliche Vorschriften der US-Regierung. Auf der Hauptversammlung der DWS am Freitag warf der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre dem Unternehmen eine mangelhafte Aufarbeitung der Greenwashing-Vorwürfe vor.