Erneuerbare Energien machten im ersten Halbjahr 2020 mehr als die Hälfte der Nettostromerzeugung in Deutschland aus. / Foto: Thaut Images, Fotolia.com

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Erneuerbare Energien auf Rekordhoch

Erneuerbare Energien erreichten im ersten Halbjahr 2020 einen Anteil von 55,8 Prozent an der deutschen Nettostromerzeugung. Das ergab eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Solar Energiesysteme ISE. Im ersten Halbjahr 2019 lag der Anteil der Erneuerbaren noch bei 47 Prozent.

Besonders stark fiel der Februar aus: Hier erreichten Wind- und Solarstrom sogar einen Anteil von 61,8 Prozent. Dabei profitierte insbesondere die Windkraft von günstigen Witterungsbedingungen seit Jahresanfang: Sie produzierte 75 Terawattstunden, was eine Steigerung um 11,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet.

Die Windkraft allein erreichte so einen Anteil von rund 30,6 Prozent an der Nettostromerzeugung im ersten Halbjahr 2020. Im Februar waren es sogar 45 Prozent.

Die Photovoltaik-Anlagen liefen nach Angaben des Fraunhofer ISE besonders zwischen April und Juni auf Hochtouren und produzierten jeweils mehr als 6 Terawattstunden Strom. Insgesamt sind in den ersten sechs Monaten 2020 etwa 27,9 Terawattstunden Solarstrom produziert worden.

Stromerzeugung mit Kohle bricht ein

Die Biomasse verzeichnete dem Fraunhofer ISE zufolge ebenfalls einen leichten Anstieg und kam auf 23,7 Terawattstunden. Rückläufig war hingegen die Produktion aus Wasserkraft, die sich auf circa 9,5 Terawattstunden summierte. Insgesamt sind aus erneuerbaren Energiequellen 136,1 Terawattstunden Strom erzeugt worden – nach 125,6 Terawattstunden im ersten Halbjahr 2019.

Die Stromerzeugung der Kohlekraftwerke brach unterdessen drastisch ein. Braunkohlekraftwerke produzierten laut Fraunhofer ISE nur etwa 33,6 Terawattstunden – 19,1 Terawattstunden beziehungsweise 36,3 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2019. Die Produktion aus Steinkohlekraftwerken brach um 46 Prozent auf nur noch 14,4 Terawattstunden ein.

Ursachen dafür sind laut den Fraunhofer-Forschern die gestiegenen Kosten für CO2-Zertifikate und der deutlich gesunkene Börsenstrompreis. Bei einer Emissionen-Belastung von etwa 1 Tonne CO2 pro erzeugter Megawattstunde Kohlestrom sei die Wirtschaftlichkeit der Kohlekraftwerke kaum mehr gegeben, so das Fraunhofer ISE.

Deutlich gesunkene Stromnachfrage

Zusätzlich hinzu kommt, dass der Gaspreis sich im ersten Halbjahr 2020 auf gut 8 Euro pro Megawattstunde halbierte. Da Erdgaswerke eine bessere CO2-Bilanz haben, stiegen Betreiber von Kohle auf Gas um. Die Produktion der Gaskraftwerke stieg so um knapp 14 Prozent auf 28 Terawattstunden im ersten Halbjahr.

Ebenfalls zurück ging die Stromproduktion durch Kernkraftwerke. Mit 30,1 Terawattstunden lag diese fast 13 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

Der starke Anstieg des Anteils an der Stromerzeugung ergibt sich dabei auch aus der deutlich gesunkenen Stromnachfrage im Zuge des Corona-Lockdowns. Die Last ging nach Angaben des Fraunhofer ISE im ersten Halbjahr deutlich von 245,7 auf 234,2 Terawattstunden im Jahresvergleich zurück. Auch die Stromproduktion sank demnach um 21,7 Terawattstunden auf 243,8 Terawattstunden.

Auch bei der Bruttostromerzeugung dürfte der Anteil der Erneuerbaren bei mehr als 50 Prozent liegen. Die Bruttoerzeugung enthält auch die Eigenerzeugung der Industrie sowie die internen Verluste konventioneller Kraftwerke. Beide Anteile werden nicht in das öffentliche Stromnetz eingespeist und nicht bei den Werten zur Nettostromerzeugung berücksichtigt, die den Strommix abbildet, der aus der Steckdose kommt.

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