Nur eine von mehreren problematischen Aktien im ETF: der Erdölkonzern Conoco Phillips. / Foto: imago images

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ETF-Test: HSBC USA Sustainable Equity UCITS ETF

Der ETF HSBC USA Sustainable Equity investiert in Aktien aus den USA. Er soll Wert legen auf wenig Emissionen des Klimagases CO2.

Anbieter des ETFs ist die britische Großbank HSBC. Sie selbst will noch bis 2030 Kohlekraftwerke und Kohlebergbau finanzieren, weltweit soll die Kreditvergabe dafür sogar erst 2040 enden.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im Juni 2020. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine ECOreporter-Finanznote.

Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung

Die Jahresgebühr von 0,12 Prozent ist auch für einen ETF überdurchschnittlich günstig.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF legt in 432 mittlere und große US-Unternehmen an. Bei der Auswahl der Aktien wendet der ETF ein Best-in-Class-Verfahren an, das aus zwei Schritten besteht: Zunächst müssen die Unternehmen in ihrer Branche zu der Hälfte gehören, die weniger CO2 produziert und fossile Brennstoffe verbraucht als die andere Hälfte.

Das hört sich klimaschonend an, ist allerdings in Wirklichkeit Augenwischerei: Auch bei der vom Klimaschutz her besseren Hälfte sind jede Menge Unternehmen, die das Klima schädigen. Ein ETF, der das Wort „sustainable“, also „nachhaltig“ im Namen trägt, sollte den Grundsatz wahren: So wirtschaften, dass auch künftige Generationen ihre Bedürfnisse befriedigen können. Auch die vom Klimaschutz her besseren Großunternehmen sorgen allerdings dafür, dass der Klimawandel weitergeht und beispielsweise viele Landflächen in einigen Jahrzehnten unbewohnbar sein können – weil sie zu heiß sind oder aber unter Wasser stehen.

Schritt zwei bei der Aktienauswahl dieses ETFs: Unternehmen müssen bei einer ESG-Bewertung zu den „besten“ 80 Prozent gehören. ESG steht für Kriterien in den Bereichen Umwelt (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Die „besten“ 80 Prozent bedeutet jedoch: Nur die schlechtesten 20 Prozent sind ausgeschlossen. Das ist in Wirklichkeit also nicht „best-in-class“, sondern nur der Ausschluss der „worst-in-class“, der Nachhaltigkeitsschlechtesten.

Mit seinem Verfahren bildet der ETF einen Index des britischen Indexanbieters FTSE Russell ab, einer Tochter der Londoner Börse London Stock Exchange Group. Für die entsprechende Auswahl und Bewertung der Aktien ist FTSE Russell verantwortlich.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Investments in Tabakhersteller und Unternehmen mit Verbindung zu kontroversen Waffen (etwa Streumunition oder ABC-Waffen) aus. Für Pornografie und Glücksspiel gilt eine Umsatzschwelle von 5 Prozent bei Herstellung und 10 Prozent für den Vertrieb. Mit Kohleförderung und Kohlestrom dürfen Unternehmen bis zu 10 Prozent ihrer Umsätze erzielen, bei Nuklearenergie liegt die Grenze erst bei 25 Prozent.

Erlaubt sind Investitionen in Erdöl, konventionelle Waffen und Rüstung sowie Gentechnik.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Im Aktienpaket des ETFs finden sich die Energiekonzerne CMS Energy, Dominion Energy und NextEra Energy, alle drei betreiben (auch) Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke. Nach Erkenntnissen der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E (früher Vigeo Eiris) liegen die Umsätze aus Kohle- und Atomstrom unter den vorgegebenen Umsatzschwellen, somit verletzt der ETF seine Richtlinien hier nicht.

Der ETF investiert außerdem in zahlreiche Öl- und Gaskonzerne, darunter etwa Atmos Energy, Chevron, ConocoPhillips, Exxon Mobil, Halliburton, Kinder Morgan und weitere. Klimaschutz ist hier nicht ersichtlich – es geht eher um die Branche, die für den Klimawandel mitverantwortlich ist.

Die Fluggesellschaft Delta Airlines wartet Militärflugzeuge und dabei auch Waffensysteme, der Mischkonzern Fortive stellt über die Tochter Pacific Scientific EMC Schlüsselkomponenten für Raketensysteme und Munition her, beide finden sich im ETF. Gleiches gilt für die Einzelhandelskonzerne Tractor Supply und Walmart, die in den USA Waffen verkaufen.

Weitere Unternehmen, an denen der ETF beteiligt ist (Ball Corporation, Caterpillar, General Electric u. a.), sind in begrenztem Maße als Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie tätig. Das umfasst etwa elektronische Bauteile oder Software, aber auch Motoren für Panzer und Turbinen für Kampfjets.

Außerdem im ETF vertreten sind Alkoholhersteller (Constellation Brands, Molson Coors Beverage u. a.) und die Kreuzfahrtunternehmen Carnival und Royal Caribbean. Diese werden wegen Casinos an Bord von V.E auch als Glücksspielunternehmen geführt.

Der ETF investiert in konventionelle mittlere und große US-Unternehmen. Einige davon weisen eine vergleichsweise gute Nachhaltigkeitsbilanz auf, beispielsweise der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble und der Halbleiterhersteller Intel. Beide sind auch unter den zehn größten Positionen des ETFs vertreten. Weitere Top-Positionen sind etwa der Softwarekonzern Microsoft und die Investmentbanken Citigroup und JP Morgan Chase. Letztere sind große Finanzierer der Kohle- und Ölindustrie.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind auf der Website von HSBC knapp dargestellt. Der Indexanbieter FTSE liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

HSBC übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Sehr günstige Gebühren
  • Breite Diversifizierung

Schwächen:

  • Investments in Kohlestrom
  • Investments in Atomenergie
  • Investments in Erdölbranche
  • Investments in Rüstung
  • Investments in Fluglinien und Kreuzfahrtunternehmen

Fazit

Öl und Kohle sind endliche Rohstoffe, die zudem den Klimawandel verursachen. Sie können auch bei weitesteter Auslegung des Begriffs nachhaltig nicht nachhaltig sein. Atomkraft auch nicht, denn mit dem strahlenden Atommüll werden sich noch Tausende Generationen Menschen herumplagen müssen. Investments in Rüstung, Fluggesellschaften, Kreuzfahrten: Das „sustainable“ (nachhaltig) im Namen dieses ETFs ist der Versuch, etwas grün zu waschen, das nicht grün ist.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: --

Nachhaltigkeit: 5,3

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Daten und Fakten

Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 6.9.2021

Stichtag des Tests Finanzen: 6.9.2021

Name des ETFs: HSBC USA Sustainable Equity UCITS ETF

ISIN: IE00BKY40J65 / WKN:  A2PXVQ

Nachgebildeter Index: FTSE USA ESG Low Carbon Select Index

Start des ETFs: 5.6.2020

Jährliche Gebühren: 0,12 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 378 Millionen US-Dollar (9/2021)

Internet: www.assetmanagement.hsbc.de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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