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EU droht China mit Strafzöllen auf E-Autos – Unternehmen fürchten Handelskrieg
Die EU will gegen billige chinesische Elektroautos vorgehen und droht, diese mit Strafzöllen zu belegen. Deutsche Hersteller lehnen den Schritt ab. Sie fürchten einen Handelskrieg.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen erklärte vergangene Woche, die Europäische Union habe eine Untersuchung wegen marktverzerrender Subventionen bei chinesischen Elektroautos gestartet. Zwar sei die EU am wirtschaftlichen Austausch mit China interessiert. Sie werde sich aber gegen unfaire Handelspraktiken verteidigen.
Mahnendes Beispiel Solarindustrie
Als Beispiel wählte von der Leyen die europäische Solarindustrie, die vor zehn Jahren von hochsubventionierten chinesischen Wettbewerbern aus dem Markt gedrängt worden sei. Der Autoindustrie drohe das gleiche Schicksal. Zuletzt hatten europäische Solarunternehmen erneut Dumpingpreise durch chinesische Modulhersteller beklagt.
Die Weltmärkte würden "mit billigen chinesischen Elektroautos überschwemmt", erklärte von der Leyen. Der chinesische Staat würde die Preise dabei durch "enorme staatliche Subventionen künstlich niedrig halten". Das führe zu einer Verzerrung des Marktes.
EU-Stellen haben errechnet, dass aus China importierte Elektroautos auf dem europäischen Markt im Schnitt 20 Prozent billiger sind als in Europa hergestellte, wie das "Handelsblatt" berichtet. Der Marktanteil der chinesischen Anbieter sei zuletzt rasant auf EU-weit 8 Prozent gestiegen. Die Kommission fürchtet, dass es in den nächsten Jahren 15 Prozent sein könnten.
Die deutsche Autoindustrie sprach sich allerdings gegen mögliche Strafzölle aus. "Eine Antisubventionsuntersuchung allein trägt nicht dazu bei, die bestehenden Herausforderungen mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Standorts zu lösen", teilte der Verband der Automobilindustrie VDA mit. Er setze sich für freien und regelbasierten Handel ein.
Dahinter steht nach Ansicht von Experten die Angst vor Vergeltungsmaßnahmen durch die chinesische Regierung. "Sollten Maßnahmen gegen chinesische Importe in Europa ergriffen werden, können wir mit absoluter Sicherheit erwarten, dass China reagiert", sagte Ferdinand Dudenhöffer vom US-amerikanischen Center Automotive Research gegenüber der Wochenzeitung "Die Zeit". "Ein Bruch mit China würde die deutsche Autoindustrie äußerst stark verletzen."
China hat mit den Maßnahmen offenbar gerechnet
Die deutschen Hersteller sind stark abhängig von China. Der Markt macht ein Drittel der Absätze der deutschen Autoindustrie aus.
Auf europäischer Ebene sieht es anders aus: Der europäische Branchenverband ACEA sprach von einem "positiven Signal", dass sich die EU "mit den Wettbewerbsverzerrungen in unserem Sektor befasst". Und zuletzt hatte die französische Regierung öffentlich gefordert, die europäische Autoindustrie stärker zu schützen. Die französischen Autobauer sind weniger abhängig vom chinesischen Markt.
Die EU-Maßnahme sei "erwartbar" gewesen, sagte Cui Dongshu, Generalsekretär des Branchenverbands China Passenger Car Association (CPCA) gegenüber dem "Handelsblatt". Eine offizielle Reaktion der chinesischen Staatsführung auf die Ankündigung aus Brüssel steht noch aus.
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