Oikocredit finanziert Mikrokredite in Schwellen- und Entwicklungsländern. / Foto: Pixabay

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Gestiegene Risiken: Oikocredit schreibt rote Zahlen

Die internationale Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit hat ihr Geschäftsjahr 2024 mit einem unerwartet hohen Nettoverlust abgeschlossen. 2025 will die Mikrofinanz-Spezialistin wieder bessere Ergebnisse erzielen.

Oikocredit ist eine Pionierin der nachhaltigen Geldanlage. Die Genossenschaft mit Hauptsitz im niederländischen Amersfoort vergibt seit 1975 in Schwellen- und Entwicklungsländern Kredite und Kapitalbeteiligungen an sozial ausgerichtete Unternehmen in den Bereichen inklusives Finanzwesen, Landwirtschaft und Erneuerbare Energien.

Probleme in Bolivien und Peru

2024 erwirtschaftete Oikocredit ein positives Betriebsergebnis von 85,1 Millionen Euro, nach 59,4 Millionen Euro im Vorjahr. Wegen erhöhter Risikokosten aufgrund des Klimawandels und „politischer und wirtschaftlicher Instabilitäten“ stand unter dem Strich ein Nettoverlust von 8,1 Millionen Euro. 2023 hatte die Genossenschaft einen Nettogewinn von 1,6 Millionen Euro erzielt.

Die hohen Risikoaufwendungen fielen vor allem in Bolivien an, einem der wichtigsten Länder für Oikocredit. Laut der Genossenschaft wurden dort die Kosten für US-Dollar im zweiten Halbjahr „untragbar hoch“. Zudem hatten drei Partnerorganisationen in Peru Schwierigkeiten, weshalb Oikocredit „erhebliche Rückstellungen“ für Kreditausfälle bilden musste. Insgesamt stieg der Anteil der ausfallgefährdeten Kredite im letzten Quartal von 7,5 auf 8,3 Prozent, Zielwert ist 6 Prozent.

Ihre Vermögenswerte konnte die Genossenschaft dennoch mit 1,15 Milliarden Euro stabil halten. Das Entwicklungsfinanzierungsportfolio wuchs von 1,08 auf fast 1,11 Milliarden Euro.

Der Nettoinventarwert je Genossenschaftsanteil sank leicht von 214,03 Euro auf 211,74 Euro, lag damit aber weiterhin über dem Nennwert von 200 Euro. Zu einer möglichen Dividendenzahlung für 2024 hat Oikocredit bislang keine Angaben gemacht.

87 Prozent der Kunden sind weiblich

Die Zahl der privaten und institutionellen Anlegerinnen und Anleger sank im letzten Jahr von 48.200 auf knapp 46.400. Oikocredit arbeitete 2024 mit 487 Partnerorganisationen in 52 Ländern zusammen. Zuletzt waren 87 Prozent der Endkunden weiblich, 65 Prozent stammten aus ländlichen Gegenden.

„Der Kapitalbedarf im Bereich Erneuerbare Energien, aber auch in der Landwirtschaft und im Inklusiven Finanzwesen im Globalen Süden ist weiterhin enorm hoch“, sagt Jessica Bodmann, Geschäftsführerin von Oikocredit Deutschland. „Doch Kriege und Unruhen ebenso wie wirtschaftliche Unsicherheiten führen dazu, dass konventionelle Anleger*innen zurückhaltender sind mit Investitionen. Deshalb müssen ethische Anleger*innen eine wichtigere Rolle spielen.”

Oikocredit legt den Schwerpunkt mittlerweile verstärkt auf Klimagerechtigkeit. Zudem hat die Genossenschaft ihre Befragung der Endkunden von Mikrokrediten erweitert, um die Wirkung ihrer Finanzierungen noch besser messen zu können.

In diesem Jahr möchte Oikocredit wieder profitabler werden. „Unsere Prioritäten im Jahr 2025 werden darin bestehen, Wirkung, Risiko und Rendite erfolgreich in Einklang zu bringen, weiterhin dauerhaften Nutzen für Partnerorganisationen, Menschen mit niedrigem Einkommen und ihre Gemeinschaften zu erzielen und sie beim Aufbau von Resilienz zu unterstützen“, sagt Mirjam 't Lam, Geschäftsführerin von Oikocredit International. „Außerdem möchten wir unsere Mitglieder- und Anlegerbasis vergrößern und gleichzeitig allen, die uns ihr Kapital anvertrauen, eine positive finanzielle und soziale Rendite bieten.“

Wie Sie sich an Oikocredit beteiligen können, lesen Sie hier.

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