Mit Mikrokrediten können sich arme Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern eine wirtschaftliche Existenz aufbauen. Die Kredite bergen aber auch Risiken. / Foto: Pixabay

  Fonds / ETF

Mikrofinanz: Indische Zentralbank will Risiken eindämmen

Die indische Zentralbank sorgt sich um eine mögliche Überschuldung privater Haushalte durch Mikrokredite in einigen Regionen des Landes und reguliert den Mikrofinanzsektor deshalb stärker.

Weil die Zentralbank daran zweifelt, dass alle Mikrofinanzanbieter die Vorschriften für die Kreditvergabe einhalten, hat sie Ende letzten Jahres zusammen mit dem indischen Verband des Mikrofinanzsektors Microfinance Institutions Network (MFIN) verschiedene Maßnahmen ergriffen, um Kreditnehmer besser zu schützen.

Beispielsweise darf ein einzelner Kunde jetzt nur noch von maximal drei Mikrofinanzinstituten Kredite erhalten. Zudem ist die Vergabe von neuen Krediten untersagt, wenn der Kunde mit Zins- und Rückzahlungen alter Darlehen seit mehr als 60 Tagen im Rückstand ist. Und die Gesamtverschuldung eines Kreditnehmers ist mittlerweile auf umgerechnet 2.250 Euro begrenzt.

Indische Haushalte sind weniger stark verschuldet als deutsche

Auch die Prüfungsprozesse der Mikrofinanzbanken will die Zentralbank verbessern. Bis März dieses Jahres sollen die sogenannten Permanent Account Numbers (PAN) mit mindestens 50 Prozent der Kreditnehmerkonten verknüpft sein. Damit können Kreditgeber die Finanzhistorie sowie die Einkommensdaten der Kunden einsehen und deren Kreditwürdigkeit besser beurteilen. Die Zentralbank hat außerdem die Mikrofinanzinstitute dazu aufgefordert, die Verrechnung neuer Mikrokredite mit bisher nicht getilgten zu unterlassen.

Nach Angaben der Zentralbank ist die Verschuldung der indischen Privathaushalte mit 42,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Zeitraum 2006 bis 2024 im Vergleich zu anderen Schwellenländern relativ niedrig, in den letzten drei Jahren allerdings gestiegen. Zum Vergleich: Die Verschuldung privater Haushalte in Deutschland lag 2024 bei 50,4 Prozent des BIP. Der Anstieg der Verschuldung ist laut indischer Zentralbank in erster Linie auf eine wachsende Zahl von Kreditnehmern zurückzuführen, nicht auf einen Anstieg der durchschnittlichen Verschuldung pro Person.

Der Frankfurter Mikrofinanzanbieter Invest in Visions, der den IIV Mikrofinanzfonds managt, erwartet durch die Maßnahmen einen langfristigen Rückgang der Zahlungsausfälle in Indien. Man begrüße auch „die verschärfte Kreditvergabepraxis, bei der eine Einkommensprüfung stattfindet und eine mögliche Überschuldung der Kreditnehmer kontrolliert werden muss“. Der IIV Mikrofinanzfonds ist aktuell mit 7,6 Prozent seines Fondsvolumens in Indien investiert.

ECOreporter hat den IIV Mikrofinanzfonds und drei weitere Mikrofinanzfonds hier getestet.

Verwandte Artikel

01.10.24
 >
12.04.24
 >
18.12.23
 >
19.11.24
 >
02.01.25
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x