Grenfell Tower brannte 2017 zu großen Teilen aus. / Foto: imago images, Depositphotos

  Nachhaltige Aktien

Grenfell-Brandkatastrophe: Welche Rolle spielte Kingspan?

Beim Brand des Londoner Hochhauses Grenfell Tower 2017 starben 72 Menschen. Jetzt ist der abschließende Untersuchungsbericht zu der Tragödie erschienen, in dem auch der Dämmstoffhersteller Kingspan scharf kritisiert wird.

„Jahrzehntelanges Versagen“ der zuständigen Behörden hätte zu dem Großbrand geführt, heißt es in dem Bericht. Im Juni 2017 war in der vierten Etage des 24-stöckigen Sozialbaus ein Feuer ausgebrochen, das sich rasend schnell über die Fassade ausbreitete.

Die Todesfälle seien allesamt vermeidbar gewesen, sagte Martin Moore-Bick, der Vorsitzende der Untersuchungskommission. Über viele Jahre hinweg hätten Bauunternehmen Hochhäuser mit brennbarem Material verkleidet, ohne dass öffentliche Stellen dies unterbunden hätten. Der englische Premierminister Keir Starmer sagte im Parlament, der Staat habe seine grundlegendste Pflicht verletzt: den Schutz seiner Bürgerinnen und Bürger.

"Völlig inakzeptable Fehler"

Ursache für die schnelle Ausbreitung des Feuers war laut dem Untersuchungsbericht die Fassadenverkleidung eines US-Unternehmens. Der Bericht kritisiert aber auch die Verwendung von Dämmmaterial des irischen Konzerns Kingspan. Das Material, das ungefähr fünf Prozent der Dämmung des Hochhauses ausmachte, habe den Brand nicht beschleunigt, sei allerdings dennoch nicht geeignet für Gebäude mit einer Höhe von mehr als 18 Metern. Kingspan habe seine Produkte der K15-Reihe zwischen 2006 und 2019 falsch deklariert, um seinen Gewinn zu steigern, und dabei den Brandschutz wider besseres Wissen völlig außer Acht gelassen. Auch die zuständige Zertifizierungsstelle habe versagt, die Untersuchungskommission wirft ihr Inkompetenz vor.

Kingspan teilte dazu mit, man habe „die völlig inakzeptablen Fehler in der Vergangenheit, die in einem Teil unseres britischen Dämmstoffgeschäfts aufgetreten sind, seit langem anerkannt“ und Gegenmaßnahmen ergriffen.

Auch nach der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts dauern die Ermittlungen der Londoner Polizei zu der Brandkatastrophe an. Mögliche Anklagen werden nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht vor 2028 erwartet.

Die weiteren wichtigen Informationen lesen Sie als ECOreporter-Premium-Leser/-in. Einloggen oder Premium-Leser/-in werden.

...

Verwandte Artikel

02.09.24
 >
16.08.24
 >
05.07.24
 >
22.04.24
 >
05.04.24
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x