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Anleihen / AIF, Crowd-Investment, Interview
Interview: Klimaneutrale Mobilität mit Carsync – Crowdinvesting mit 6 % Zins
Viele Städte sind verstopft mit Autos, die zudem den größten Teil des Tages nur herumstehen. Die Mobilitätsplattform der Carsync GmbH aus München geht dieses Problem an und bringt den Kunden zudem Kosteneinsparungen. Um sein Angebot erweitern zu können, sammelt das Unternehmen Geld über die Crowd ein. Was das Besondere am Carsync-Konzept ist und wie viel es zum Klimaschutz beiträgt, erläutert Geschäftsführer Amir Roughani im ECOreporter-Interview.
Gewerblichen Kunden bietet das Unternehmen seine Technologien schon seit mehr als zehn Jahren an. Nun hat Carsync die Produktlinie Share entwickelt, die sich auch an Wohnungseigentümer und Mieter in Wohnquartieren richtet.
Um den Aufbau des neuen Geschäftsfeldes zu finanzieren, hat Carsync ein Crowdinvesting gestartet. Anleger können ab 250 Euro ein Nachrangdarlehen der Carsync GmbH über die Online-Plattform GLS Crowd zeichnen. Das Nachrangdarlehen bietet eine Verzinsung von 6 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von knapp 5 Jahren. Die Rückzahlung des Darlehens soll ab dem zweiten Jahr jährlich in vier gleich hohen Raten erfolgen. Das Emissionsvolumen des Crowdinvestings beträgt bis zu 1,5 Millionen Euro.
Alternative zum eigenen Auto
Mit der neuen Produktlinie Share will Carsync bei seinen Kunden den Großteil der Verbrennerfahrzeuge durch Elektrofahrzeuge, Fahrräder oder öffentlichen Nahverkehr ersetzen. Die Mobilitätsplattform soll dafür eine flexible Anmietung von Fahrzeugen, Fahrrädern, Rollern oder ÖPNV-Karten ermöglichen. Die Fahrzeuge parken beispielsweise auf dem Parkplatz eines Unternehmens oder direkt im Wohnquartier und werden über die App von Mitarbeitern und Bewohnern gebucht. Besonders in Großstädten mit wenig Parkraum und einem wechselnden Bedarf an unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln kann Carsync damit eine sinnvolle Alternative zum eigenen Fahrzeug sein.
Hohe Eigenkapital-Rücklage
Die Carsync GmbH, die Emittentin des Nachrangdarlehens, bewegt sich in einem dynamischen Markt mit innovativen Technologie-Entwicklungen. Es ist grundsätzlich möglich, dass bestehende oder neu in den Markt eintretende Wettbewerber Mobilitätslösungen entwickeln, die von Kunden bevorzugt werden. In dem Fall ist es möglich, dass Carsync ihre Umsatzziele nicht erreicht und es in der Folge auch zu Zahlungsausfällen für die Nachrangdarlehensgeber kommen kann. Daher ist es positiv zu bewerten, dass die Vispiron GmbH (als Muttergesellschaft) die Emittentin Carsync GmbH mit einer Eigenkapital-Rücklage von 5 Millionen Euro ausgestattet hat. Die Carsync GmbH hat diese Mittel 2019 vollständig eingesetzt, um zum einen die Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen zurückzahlen und zum anderen Entwicklungsaufwand auch für die neue Share-Produktlinie zu finanzieren. Die gebildeten Rücklagen von 5 Millionen Euro bleiben laut Projektvertrag, den die Emittentin mit dem Plattformbetreiber abschließt, mindestens bis zur vollständigen Rückzahlung der Nachrangdarlehen bestehen.
Interview mit Amir Roughani, Geschäftsführer und Gründer der Carsync GmbH

Amir Roughani, Gründer der Carsync GmbH. / Foto: Unternehmen
Die Carsync GmbH gehört mehrheitlich der Vispiron GmbH, deren alleiniger Gesellschafter Amir Roughani ist. Die Carsync Gruppe hat über 120 Beschäftigte in den Bereichen Softwareentwicklung, Hardwareentwicklung, Support, Fuhrparkmanagement, Finanzen, Vertrieb und Marketing. Die Geschäftsführung der Emittentin besteht aus Amir Roughani (CEO), Timo Bungardt und Frank Necker.
Amir Roughani, Dipl. Wirtschaftsingenieur (FH), startete mit 27 Jahren seine Selbstständigkeit und hat seit 2002 mehrere Unternehmen gegründet. Diese sind den Angaben nach mit über 500 Beschäftigten in den Bereichen Future Mobility, Digital Transformation und Future Energy aktiv. Herr Roughani erhielt als Unternehmer bereits mehrere Auszeichnungen. Er ist Mitglied im Mittelstandsbeirat des Bundeswirtschaftsministeriums und im Wirtschaftsbeirat der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Im preisgekrönten Dokumentarfilm "Power to Change – die Energierebellion“ spielt er eine Hauptrolle.
ECOreporter hat Amir Roughani zu der Carsync GmbH, der Emittentin des aktuellen Crowdinvestings, befragt. Welches Potenzial bietet ihr neues Geschäftsfeld? Wieso ist Carsync klimaneutral? Welche Vorteile bietet das Mobilitätskonzept des Unternehmens den Kunden? Ist Carsync von der Corona-Krise betroffen? Warum ist Carsync kürzlich mit einem anderen Unternehmen verschmolzen? Antworten auf diese und weitere Fragen lesen Sie im ECOreporter-Interview.
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ECOreporter: Herr Roughani, warum hat sich die Carsync GmbH entschieden, mit der Green Residential Mobility ("grüne Wohnmobilität“) ein neues Geschäftsfeld aufzubauen?
Amir Roughani: Wir sind davon überzeugt, dass mit der Kraft der neuen Mobilität und Energie die Welt klimaneutral werden kann. Nicht in einer vagen Zukunft, sondern bereits in einigen Jahren. Als Unternehmer möchte ich mehr tun, als mir nur vorstellen, wie sich unsere Welt morgen bewegen und versorgen wird. Mit Carsync Share haben wir das Potenzial unserer bestehenden Produkte für bedarfsorientierte Mobilität an Wohn- und Arbeitsstandorten entdeckt und uns dazu entschieden, damit in die Umsetzung zu gehen.
Inwieweit baut das neue Geschäftsfeld auf den bestehenden Geschäftsfeldern und Produktlinien von Carsync auf?
Carsync betreibt aktuell Kunden-Fuhrparks mit über 70.000 Fahrzeugen und bietet bereits seit mehr als zehn Jahren eine digitale Lösung, um Fahrzeuge mit Menschen und anderen Systemen zu vernetzen. Für den Aufbau und Betrieb unserer Share-Linie bringen wir beste Voraussetzungen mit und decken bereits jetzt mehr als 60 Prozent der Anforderungen ab.
Was zeichnet die von Carsync geplante "neue Form der Mobilität“ aus?
Flexibel mobil bleiben mit weniger Rohstoffeinsatz, mehr Klimaschutz, mehr Lebensraum und einer stärkeren Gemeinschaft. Unser Share-Angebot reduziert in der Endausbaustufe in einem Wohnhaus bis zu 50 Prozent der klassischen Fahrzeuge. Das bedeutet weniger Rohstoffeinsatz, CO2-Reduzierung, weniger Parkplätze und mehr Lebensraum. Durch die bedarfsorientierte Nutzung zahlen die Nutzer auch nur dann, wenn sie fahren. Carsync fördert und stärkt die Gemeinschaft, indem die Nutzer in ihrer unmittelbaren Nähe Fahrgemeinschaften und Mitbring-Services anbieten und erhalten. Sie sind mit ihren eigenen Fahrzeugen oder Fahrrädern ein aktiver Teil der Mobilitätsplattform.
Im Markt für nachhaltige Mobilität gibt es inzwischen zahlreiche Anbieter. Welche Vorteile bietet das Mobilitätskonzept von Carsync den Kunden im Vergleich zu den Angeboten der Konkurrenz?
Unser All-In-One-Ansatz spart dem Kunden viel Zeit und Geld, weil von Hard- und Software bis hin zu Services alles abgestimmt aus einem Unternehmen geliefert wird. Wir liefern auf Wunsch selbst den Ökostrom.
Was unterscheidet das neue Geschäftsfeld von den etablierten Geschäftsfeldern von Carsync?
Wir sprechen mit Share bestehende und neue Kunden an. Während wir bis dato Fuhrparkmanager als unsere Ansprechpartner hatten, werden wir künftig auch Wohnungsbaugesellschaften, Mieter und Eigentümer oder auch Hotels als Kunden haben.

Schlüsselschrank eines Carsync-Systems. / Foto: Unternehmen
Welche Maßnahmen plant Carsync, um neue Zielgruppen, beispielsweise Bewohner von Wohnquartieren, für die Mobilitätslösung zu gewinnen?
Wir haben in dem Entscheidungsprozess mehrere Beteiligte. Die Wohneigentümerversammlung muss über die Einführung von Share entscheiden. Die Bewohner bringen sich über Arbeitsgruppen ein und definieren mit uns in Workshops den Mobilitätsmix.
Carsync hat bislang keine eigene Fahrzeugflotte betrieben. Plant Ihr Unternehmen, mit der Erweiterung des Geschäftsfeldes auch eine eigene Elektroauto-Flotte aufzubauen?
Ja, wir planen, eine eigene Flotte, insbesondere aus E-Fahrzeugen und E-Rollern, aufzubauen.
Gibt es Regionen in Deutschland, in denen Carsync besonders stark vertreten ist?
Unsere Kunden sind deutschlandweit ansässig. Dementsprechend ist auch unser Partnernetzwerk, wie Werkstätten, in ganz Deutschland vertreten. Wir werden Share deutschlandweit anbieten, wobei das Angebot umso attraktiver wird, je mehr Nutzer aktiv mitmachen. Ab 20 aktiven Nutzern an einem Standort lohnt sich Share.
Plant Carsync, innerhalb der geplanten Laufzeit des Nachrangdarlehens auch außerhalb Deutschlands tätig zu werden?
Wir planen derzeit keine aktive Expansion im Ausland, allerdings begleiten wir unsere Kunden auch in andere Länder. Wir sind beispielsweise seit kurzem in Österreich vertreten, da ein bestehender Kunde aus Deutschland auch seinen Fuhrpark in Österreich durch uns betreuen lassen wollte.
Carsync ist nach eigenen Angaben klimaneutral und stellt auch die Mobilität seiner Kunden klimaneutral. Wie erreichen Sie diese Klimaneutralität?
Wir bilanzieren unsere Emissionen auf Basis des Treibhausgasprotokolls. Die CO2-Menge nach den Reduzierungsmaßnahmen neutralisieren wir mit entsprechenden UN-Zertifikaten. Unseren Kunden bieten wir ein aktives CO2-Management oder ein pauschaliertes Angebot an. Mit unserer Connected-Lösung liefern wir sehr detaillierte Auswertungen, die z.B. Auswirkungen von Reifen, Fahrzeug und Fahrer berücksichtigen. Unsere Kunden können hierdurch gezielt Maßnahmen für mehr Klimaschutz und Kosteneinsparung einleiten.
Inwiefern ist Carsync von der Corona-Krise betroffen? Beispielsweise arbeiten jetzt viele Angestellte im Home-Office, und berufliche Reisen werden auf ein Minimum beschränkt. Daher stehen viele Kraftfahrzeuge still, für die Carsync vertraglich das Flottenmanagement übernimmt. Verringern sich damit auch Ihre Umsatzerlöse?
Carsync ist grundsätzlich durch laufende Einnahmen aus den langfristig geschlossenen Verträgen gut aufgestellt. Posten, die wir einzelfallbezogen abrechnen, z.B. Schadenmanagement oder Rechnungsprüfung, werden sich durch die derzeit geringere Nutzung der Fahrzeuge reduzieren. Momentan verzeichnen wir auch in unseren Wachstumssegmenten keinen größeren Nachfrageeinbruch. Die hierfür erforderlichen Vertriebsmaßnahmen in 2020 sind durch den Ausfall von Messen und persönlichen Kundenbesuchen stark eingeschränkt, können jedoch größtenteils über Videokonferenzen wahrgenommen werden. Es kann aber zu unvorhersehbaren Verschiebungen von geplanten Aufträgen kommen. Insgesamt sieht sich Carsync auf die aktuelle Wirtschaftslage soweit es geht vorbereitet.
Die Emittentin des Nachrangdarlehens kalkulierte laut Businessplan für das Geschäftsjahr 2020 mit einem deutlichen Umsatzanstieg. Gehen Sie aktuell davon aus, dass infolge der Corona-Krise der Umsatzanstieg 2020 geringer ausfallen wird?
Unser Wachstum basiert auf einem branchenübergreifenden Kundenmix, häufig aus dem öffentlich-rechtlichen Umfeld mit sicheren und festen Budgets. Wir haben bei unseren laufenden Anfragen eine Blitzumfrage durchgeführt und für die relevanten Anfragen die Rückmeldung erhalten, dass der Ausschreibungsprozess fortgesetzt wird. Daher gehen wir aus heutiger Sicht davon aus, dass unserer Planung kein größerer Nachfrageeinbruch entgegensteht. Es kann jedoch zu unvorhersehbaren Verzögerungen bei der Vergabe neuer Aufträge kommen.
Grundsätzlich ist zu erwarten, dass mit der zunehmenden Digitalisierung nicht nur Home-Office an Bedeutung gewinnt, sondern beispielsweise auch der Abschluss von Versicherungen immer häufiger online erfolgt. Wie verändert sich damit das Kundenpotenzial für Carsync?
Carsync ist eine digitale Lösung und vereinfacht alles rund um die Themen Fahrzeug, Fuhrpark und Mobilität. In einem Betrieb mit 100 Firmenfahrzeugen entstehen aktuell beispielsweise pro Jahr etwa 10.000 Seiten Papier. Gesetzliche Vorgaben wie die Führerscheinkontrolle oder das Fahrtenbuch werden mit viel Zeitaufwand manuell durchgeführt. Fuhrparkverantwortliche verlieren schnell den Überblick, wenn es darum geht, Fahrzeuge einzusparen, E-Mobilität einzuführen oder Ladesäulen zu beschaffen. Überall hier setzt Carsync an und spart viel Zeit, Geld und Nerven. Wir sorgen mit unserer Lösung für mehr Fahrzeugauslastung und Transparenz. Das machen wir, um Fahrzeuge sinnvoll einzusparen. Und durch mehr Home-Office macht ein eigenes Fahrzeug noch weniger Sinn. Dann steht Share als bedarfsbasierte Mobilität zur Verfügung.
Wenn weniger Fahrzeuge benötigt werden, kann Carsync auch weniger Fahrzeuge betreuen. Sinken damit nicht auch die Umsatzerlöse des Unternehmens, sodass ein Zielkonflikt besteht?
In der Theorie stimmt diese Argumentation, in der Praxis bietet dieser Wandel, der im Übrigen längst gestartet ist, noch mehr Chancen. Ich will es an folgendem Beispiel verdeutlichen: Wir erzielen bei einer All-In-One-Vereinbarung mit unseren Kunden heute ca. 50 Euro Umsatz pro Fahrzeug und Monat. Als Mobility-Provider erhöhen wir die Wertschöpfungskette und steigern den Umsatz pro Fahrzeug auf ca. 700 Euro pro Monat. Wir sehen uns ganz klar als einen Teil dieser Transformation und sehen in der nächsten Generation der Mobilität unsere große Chance. Außerdem ist unsere Haltung ganz klar: Mobilität ja, aber anders als bisher.
Rückwirkend zum 1. Januar 2020 soll die Verschmelzung der Carsync mit der in 2019 erworbenen Vispiron Mobility GmbH stattfinden. Warum erfolgt die Verschmelzung, und welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat sie voraussichtlich auf die Emittentin des Nachrangdarlehens?
Durch diesen Schritt schaffen wir für die Kunden noch mehr Zeiteinsparung und weniger Schnittstellen. Wir sind damit im Markt Vorreiter einer All-In-One-Lösung für Digitalisierung und Management der Mobilität aus einer Hand. Gleichzeitig stärkt die Verschmelzung die Wirtschaftlichkeit der Carsync, denn die Vispiron Mobility ist profitabel und bereits seit 2003 am Markt.
Herr Roughani, besten Dank für die Antworten!