Pflanzschule von Miller Forest. / Foto: Unternehmen

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Wald-Investments von Miller Forest – wie wirken sich Brände, Holzpreise und Corona aus? (Interview)

Privatanleger können wieder in Baum-Investments von Miller Forest anlegen – ab 775 Euro. Warum haben sich trotz steigender Grundstückspreise in Paraguay die Pachten verringert? Wie entwickeln sich die Holzpreise vor Ort? Diese und weitere Fragen beantwortet Pierre Guttwein, Vertriebs- und Marketingleiter von Miller Forest.

Die Miller Forest Investment AG bietet seit 2006 Holz-Direktinvestments an und forstet seither gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner, dem paraguayischen Forstunternehmen Felber Forestal S.A., ehemalige Weide- und Brachlandflächen (Estancias) in Paraguay mit Energie-, Wert- und Nutzholz auf. Energieholz kann beispielsweise als Hackschnitzel energetisch verwertet werden, während Nutz- und Wertholz unter anderem an die Bauindustrie verkauft wird. Bisher sind nach Angaben von Miller Forest im Auftrag von mehr als 850 Anlegerinnen und Anlegern über 12.000 Hektar aufgeforstet und dabei rund zwölf Millionen Bäume gepflanzt worden. Die Aufforstung erfolgt hauptsächlich mit Eukalyptus- und Kiefernarten.

Nachdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einen neuen Vermögensanlagen-Prospekt von Miller Forest gebilligt hat, darf das Unternehmen seine Holz-Investments auch wieder Privatanlegerinnen und -anlegern anbieten.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Niedrigere Pachtpreise für Forst-Anlagen

ECOreporter: Herr Guttwein, Ende 2018 waren Sie wegen steigender Grundstückspreise in Paraguay davon ausgegangen, dass der Einstieg in Ihre Holz-Investments in 2020 für Anlegerinnen und Anleger nur zu höheren Preisen als 2018 möglich sein würde. Aber im Vergleich zum „Waldinvestments“-Angebot aus 2018 haben sich die Pachtpreise beim aktuellen Angebot verringert: bei der Energieholz-Pachtvariante von 967,50 Euro auf 775 Euro für 0,25 Hektar. Warum ist das der Fall?


Pierre Guttwein ist Vertriebs- und Marketingleiter von Miller Forest. / Foto: Unternehmen

Pierre Guttwein: Bei der Energieholz-Pachtvariante hat sich die Laufzeit von sechs auf vier Jahre reduziert, wodurch die Pachtkosten gesunken sind. Des Weiteren konnten aufgrund des bislang guten Wachstums der bereits vor ca. zwei Jahren bepflanzten Flächen die zukünftigen Bewirtschaftungskosten reduziert werden. Zudem konnten wegen der bereits vorhandenen Infrastruktur der Flächen geringe Einsparungen bei den Neuanlagekosten, zum Beispiel bei den Wegen, vorgenommen werden.

Bei der Nutz- bzw. Wertholz-Pachtvariante sind die Pachtpreise noch deutlicher gesunken, von 2.390 Euro auf 1.485 Euro für 0,25 Hektar.

Die aktuelle Nutzholz-Pachtvariante ist nicht vergleichbar mit der Wertholz-Pachtvariante von 2018. Es handelt sich hierbei um ein anderes Pflanzkonzept mit anderer Bewirtschaftung. Beispielsweise ist beim Nutzholz weniger Pflege notwendig, und die Entastung der Bäume ist nicht so hoch wie beim Wertholz.

In der Tat sind jedoch die Grundstückspreise für die Estancia Bertoni, auf der das Nutzholzkonzept umgesetzt wird, geringer als die 2018 für das Wertholzkonzept kommunizierten Preise. Dies ist auf folgende Punkte zurückzuführen: Die Flächen sind weiter von der Bundesstraße entfernt, die teilweise durch Vorbesitzer angelegte Infrastruktur kann weiter genutzt werden, und die Flächen liegen tiefer und sind daher vorerst nicht für Wertholz geeignet. Grundstücke, in der Lage vergleichbar mit den 2018 genannten und für die Bepflanzung mit Wertholz geeignet, sind zu den damaligen Konditionen nicht mehr zu bekommen.

Holzernte wird verschoben

Die Verwertung des geernteten Holzes erfolgt in der Regel lokal in Paraguay. Der Preis pro Schüttraummeter Hackschnitzel in Paraguay hatte sich 2018 auf ungefähr 22 US-Dollar erhöht, nachdem in 2016/2017 teilweise nur 17 US-Dollar erzielt werden konnten. 2014 waren sogar Preise von über 30 US-Dollar möglich. Welche Preisentwicklung erwarten Sie in den nächsten Jahren?

Die Preise für Hackschnitzel haben sich leider nicht wie erhofft erholen können und liegen derzeit im Bereich von ca. 18 bis 20 US-Dollar pro Schüttraummeter – abhängig von Qualität und Feuchtigkeitsgrad. Wir rechnen in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht mit einer deutlichen Steigerung der Hackschnitzelpreise. Aus diesem Grund werden alle aktuell zur Ernte anstehenden Energieholzparzellen, die es qualitativ zulassen, noch nicht geerntet und stattdessen nach einem ca. dreijährigen Ernteaufschub soweit möglich als Sägeware vermarktet. Hierdurch kann ein bis zu 80 Prozent höherer Ertrag erwirtschaftet werden als mit der Vermarktung als reine Hackschnitzel.

Letztlich ist dies vergleichbar mit der aktuellen Holzmarktsituation in Deutschland. Sägeware ist sehr gefragt, und Hackschnitzel werden in Deutschland teilweise verschenkt.

Miller Forest hat 2019 nach einer Investition von 560.000 Euro ein Sägewerk in Betrieb genommen. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen damit?

Das Sägewerk läuft nach anfänglichen Problemen mit der Elektronik sehr gut. Das Werk wird im Zwei-Schicht-System bei voller Auslastung betrieben. Dies bestätigt die hohe Nachfrage nach Sägeware. Leider erzielen die Nebenprodukte – Sägemehl, Hackschnitzel – nur sehr niedrige Preise. Aufgrund des hohen Bedarfs an Sägeware ist ein zweites Sägewerk geplant.

Zunehmende Brandgefahr – ein Risiko für die Holz-Investments?


Aufforstungsflächen von Miller Forest in Paraguay. / Foto: Unternehmen

Im September 2019 und im Mai 2020 kam es laut Prospekt auf Forstflächen Ihrer Anlegerinnen und Anleger in Folge der ungewöhnlichen Trockenheit zu zwei Bränden, von denen etwa 500 Hektar Waldfläche betroffen waren. Sind diese Brände Auswirkungen des Klimawandels?

Wir gehen aufgrund eines trockenen Jahres noch nicht davon aus, dass es sich hierbei um Auswirkungen des Klimawandels handelt und die Brandgefahr daher in der Zukunft unbedingt zunimmt. Auch in der Vergangenheit gab es bereits vereinzelt trockenere Perioden.

Wie haben Miller Forest und Felber Forestal auf die Brände reagiert?

Natürlich beobachten wir die Entwicklung und haben als Konsequenz aus den Bränden folgende Maßnahmen ergriffen: Um noch schneller und effektiver Brände bekämpfen zu können, steht nun für jede Estancia ein mobiler 1.000-Liter-Tank mit Pumpen und Schläuchen bereit. Alle Fahrzeuge wurden mit großen Feuerlöschern ausgestattet. Weitere Feuerschutzschneisen sollen das Übergreifen des Feuers auf benachbarte Wälder eindämmen. An den Wochenenden sind verstärkt Motorrad-Patrouillen im Einsatz. Das Gelände wird nun regelmäßig auf unbefugte Personen kontrolliert. Hinweisschilder zur aktuellen Risikoeinstufung der Brandgefahr sollen unachtsame Handlungen, wie das Wegwerfen von Zigaretten, vermeiden. Das Thema Brandgefahr ist inzwischen im Arbeitsschutz integriert. Weitere Maßnahmen sind derzeit in der Umsetzung oder in der Prüfung, beispielsweise neue Löschmittel.

Wie wirkt sich Corona auf die Baum-Anlagen aus?

Nach Angaben des Auswärtigen Amts wurden die Grenzen von Paraguay infolge der Corona-Pandemie am 16. März 2020 geschlossen und der kommerzielle Flugverkehr eingestellt. Konnten Sie seitdem die Entwicklung der Aufforstungsflächen nicht mehr kontrollieren?

Ja, wir haben seit März die Aufforstungsflächen nicht mehr persönlich in Augenschein nehmen können. Davon abgesehen sind wir aber über jeden nennenswerten Vorgang und die Entwicklung der Aufforstung informiert wie vor der Pandemie, durch oftmals täglich stattfindende Management-Gespräche und regelmäßige Videos, Drohnenaufnahmen und Bilder aus Paraguay. Unser Forstbetriebsleiter in Paraguay, Carsten Felber, war zudem im vergangenen Monat für mehrere Wochen in Deutschland, um uns über die aktuelle Entwicklung vor Ort zu berichten. Auf die Bewirtschaftung, Ernte, Vermarktung, Nachfrage etc. vor Ort hat die Corona-Pandemie bislang keine nennenswerten Auswirkungen.

Neben der Emittentin der Forst-Investments hat die Miller AG zwei weitere Tochtergesellschaften, die Reisen veranstalten. Infolge der Corona-Pandemie ist es im Reisegeschäft allgemein zu massiven Einbrüchen gekommen. Wie schätzen Sie das Risiko ein, dass sich eventuelle wirtschaftliche Probleme der anderen Miller-Gesellschaften mittelbar auch negativ auf die Emittentin auswirken können?

Da die Unternehmen innerhalb der Holding wirtschaftlich vollständig unabhängig und getrennt voneinander sind, sehen wir hierdurch kein erhöhtes Risiko für negative Auswirkungen. Es bestehen auch keine sonstigen Verflechtungen zwischen den Unternehmen – dies wird jährlich explizit vom Wirtschaftsprüfer geprüft.

Anleger können Grundstücke auch kaufen

Warum gibt es bei dem aktuellen Angebot mit BaFin-Prospekt nur zwei Pachtvarianten und keine Kaufvariante? Beim Forst-Angebot von 2017/2018 gab es eine dritte Variante, bei der Anlegerinnen und Anleger die Grundstücke kaufen konnten.

Da es sich bei der Kaufvariante um individuelle Angebote handelt, bei denen weniger als 20 gleiche Einheiten angeboten werden, sind diese nicht prospektpflichtig. Es können daher weiter Grundstücke erworben werden, nur müssen diese nicht im durch die BaFin gebilligten Verkaufsprospekt aufgeführt werden.

Von 2017 bis 2019 hat Miller Forest mit seinem „Waldinvestments“-Angebot über 10 Millionen Euro platziert. Das neue Holz-Angebot hat ein Emissionsvolumen von zusammen unter 1 Million Euro. Warum ist das Volumen diesmal geringer?

Es stehen aktuell 100 Hektar für Pachtflächen von in Deutschland ansässigen „Kleininvestoren“ zur Verfügung. Wir gehen davon aus, diese vollständig zu platzieren. Erfahrungsgemäß generieren wir den größten Teil unseres Umsatzes durch Verträge, die keinen durch die BaFin gebilligten Verkaufsprospekt vorsehen. Das ist beispielsweise bei Anlagebeträgen von über 200.000 Euro, individuellen Kaufflächen, Investoren außerhalb Deutschlands und Verträgen mit Unternehmen zum CO2-Ausgleich der Fall. Diese sind daher nicht mehr im gebilligten Verkaufsprospekt aufgeführt.

Herr Guttwein, danke für die Antworten!

ECOreporter hatte 2017 einen Forstexperten nach Paraguay geschickt, um die Plantagen von Miller Forest zu begutachten. Hier können Sie die Ergebnisse nachlesen.

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