Thorsten Engbers, Bereichsleiter Vertriebsmanagement der Edekabank. / Foto: Unternehmen

  Finanzdienstleister, Interview

Kartoffeln, Kakao und Kredite – aber klimaneutral: Die Edekabank wird grün (Interview)

Nachhaltige Fonds, grüne Kredite, Zusammenarbeit mit einem Umweltverband und die Klimaneutralität im Visier: Hört sich nach einer nachhaltigen Bank an. Aber welche Edeka-Kundin, welcher Kunde weiß schon, dass die Supermarktkette überhaupt eine Bank betreibt? Seit weit über 100 Jahren. Und dass diese Edekabank immer grüner wird und einen eigenen Fonds im Programm hat? ECOreporter hat Thorsten Engbers interviewt, den Bereichsleiter Vertriebsmanagement.

Die nicht börsennotierte Edekabank AG gehört zur genossenschaftlichen Einzelhandelskette Edeka. Die Bank bietet auch Finanzprodukte für Privatkunden an.

ECOreporter: Herr Engbers, warum betreibt eine Supermarktkette eine eigene Bank?

Thorsten Engbers: Die Edekabank existiert schon seit dem 9. November 1914. Gegründet wurde sie, um auch in Krisenzeiten Liquidität und Kredite für selbstständige Kaufleute zur Verfügung zu stellen. Genau das machen wir heute noch: Wir finanzieren die selbstständigen Edeka-Kaufleute und sorgen für die Abwicklung des bargeldhaften und bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Dabei müssen die Kaufleute allerdings nicht mit der Edekabank zusammenarbeiten. Sie entscheiden als Unternehmer selbst über ihre Bankverbindung. Allerdings bieten wir mit unserem Einzelhandels-Know-how gute Gründe für eine Zusammenarbeit mit uns.

Wie sieht das Nachhaltigkeitskonzept der Edekabank aus?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Die Edekabank möchte zur klimaneutralen Bank werden und einen Beitrag leisten, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen. Der Fokus liegt somit auf dem Thema Klima. Wir haben uns allerdings auch intensiv mit den Themen Soziales und Unternehmensführung auseinandergesetzt und Anlage- und Kreditvergaberichtlinien erstellt, die eine Vielzahl von ESG-Aspekten (ökologische, soziale und an guter Unternehmensführung orientierte Aspekte - Anm. d. Red.) berücksichtigen.

Was heißt das konkret?


Thorsten Engbers, Bereichsleiter Vertriebsmanagement bei der Edekabank. / Foto: Unternehmen

Insgesamt betrachten wir nun Anlageentscheidungen sowie Kreditvergaben durch einen Filter. Bei einem Verfehlen der Kriterien kommt es nicht zur Anlage oder Finanzierung.
Wir sind uns im Rahmen der bisherigen Kooperation mit dem WWF aber selbst erst einmal unserer Bedeutung für den Klimaschutz bewusst geworden, da wir als Kreditinstitut über Kreditvergaben, Geldanlagen sowie Beratung unserer Kunden einen großen Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck von Kapital nehmen können. Schließlich werden klimafreundliche, aber auch klimaschädliche Investitionen ja häufig von Banken finanziert. Und da sitzen wir an der Stellhebeln und können mitgestalten, wie intensiv Klimaschutz berücksichtigt wird.

Welche nachhaltigen Angebote haben Sie für Privatkunden?

Wir bieten über die nachhaltigen Geldanlageprodukte der Union Investment hinaus seit 17. Februar 2020 eine eigene Fonds-Tranche auf den "WI Global Challenges Index Edekabank" an. Der Global Challenges Index wird von der Börsen AG bereitgestellt und berücksichtigt verschiedenste harte Kriterien. Die Zusammensetzung und die Kriterien finden Sie unter www.boersenag.de/GCX. Matthias Kopp, Head of Sustainable Finance beim WWF, sitzt im Beirat und entscheidet bei der Zusammensetzung des Index mit.

Wie sieht es im Kreditgeschäft aus?

Da vermitteln wir die ökologischen Förderprogramme der KfW sowie regionaler Förderinstitute wie der nrw Bank und arbeiten an einer vereinfachten Kreditvergabe im Hinblick auf energieeffiziente Investitionen, für Privat- und Firmenkunden. Einen eigenen Energieeffizienzkredit in der Baufinanzierung bereiten wir vor. Gemeinsam mit dem WWF planen wir auch ein nachhaltigeres Girokonto. Spruchreif ist das allerdings noch nicht.

Sie arbeiten seit Oktober 2018 mit der Umweltschutzorganisation WWF zusammen. Mit welchen Ergebnissen?

Neben der erwähnten nachhaltigen Anlagerichtlinie für unsere Eigenanlagen haben wir eine nachhaltige Kreditvergaberichtlinie und eine Strategie zur Betriebsökologie. Im Vordergrund stehen Energieeffizienz und ein Transformationsgedanke. Wir schließen im Hinblick auf den CO2-Ausstoß keine energieintensiven Unternehmen aus. Im Gegenteil, das sind ja die Unternehmen, die finanzielle Mittel für die Transformation benötigen. Wichtig ist, dass sie einen glaubhaften und nachvollziehbaren Pfad zur Reduktion des CO2-Ausstoßes vorweisen können. Gemeinsam mit dem WWF haben wir hier Kennzahlen entwickelt, die dies messen sollen.

Werden Sie die Zusammenarbeit mit dem WWF über das Frühjahr 2022 hinaus fortsetzen?

Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt, also über zwei Jahre vor dem Ende der vereinbarten Kooperationslaufzeit, natürlich noch nicht sagen. Die Kooperation hat uns aber innerhalb einer sehr kurzen Zeit einen sehr großen Know-how-Vorsprung gebracht, der sich jetzt zum Beispiel bei der Umsetzung des BaFin-Rundschreibens zum Thema Nachhaltigkeit auszahlt. Warum also nicht?

Wer bei der Edekabank in nachhaltige Fonds investieren möchte, landet bei der digitalen Vermögensverwaltung VisualVest. Warum haben Sie VisualVest als Partner ausgewählt?

VisualVest ist eine Tochtergesellschaft der Union Investment. Wir haben die unterschiedlichen Robo Advisor allerdings in einem "beauty contest" intensiv miteinander verglichen und im Hinblick auf die Bedürfnisse unsere Kundschaft dann VisualVest ausgewählt. Wichtig war zum Entscheidungszeitpunkt insbesondere, dass VisualVest mehrere grüne Portfolios angeboten hat, die Wettbewerber zum damaligen Zeitpunkt noch nicht.

Wird durch die Aktivitäten der Edekabank auch das Warenangebot in den Edeka-Märkten nachhaltiger? Edeka arbeitet ja ebenfalls mit dem WWF zusammen.

Einen direkten Einfluss auf die Kooperation von WWF und Edeka gibt es nicht. Wir hoffen aber, bei unseren Kunden, seien es Edeka-Kaufleute oder Privatkunden, das Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit zu schärfen und einen kleinen Beitrag zu einem nachhaltigeren Wirtschaften leisten zu können.

Herr Engbers, wir danken Ihnen für die Antworten!

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