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Kursrutsch bei Osram: Bleibt die Aktie unter den ECOreporter-Favoriten?
Nach einer erneuten Senkung der Umsatz- und Gewinnprognose stürzte die Osram Licht-Aktie um mehr als 21 Prozent ab. Probleme der Autoindustrie mit US-Handelsbarrieren, eventuelle Zölle in China und entsprechende Absatzrisiken sind die Ursachen.
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Osram hat die Jahresprognose gesenkt. Dennoch sind die Auftragsbücher gefüllt. Stornierungen soll es nicht gegeben haben.
50 Prozent Umsatzanteil mit Autoindustrie
Osram liefert moderne LED-Lichtsysteme, daneben Halogenleuchten und konventionelle Lichtprodukte.
Ende April 2018 hatte das das Unternehmen seine Erwartungen für 2018 gesenkt, da eine allgemeine Schwäche in der Sparte Beleuchtung erwartet wurde. Laut Osram-Finanzvorstand Ingo Bank soll der Umsatz in diesem Jahr gegenüber 2017 nicht mehr um 3 bis 5 Prozent zulegen, sondern nur noch um 1 bis 3 Prozent. Vorsichtshalber kündigte die Geschäftsführung Ende Juni einen Gewinneinbruch an. Das bereinigte EBITDA, also der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen könnte im schlimmsten Fall um 18 Prozent einbrechen, hieß es. Da notierte die Aktie allerdings noch bei etwa 42 Euro an der Börse Xetra.
Minus 55 Prozent seit Jahresbeginn
Die Osram Licht-Aktie hat seit Anfang 2018 mehr als 55 Prozent verloren (Kurs 3.7.: 32,90 Euro im Xetra-Handel). Der Vergleichsindex MDAX verzeichnet im selben Zeitraum ein Minus von etwa 2 Prozent. Das liegt unter anderem an den Negativschlagzeilen aus der Automobilindustrie, eine wichtige Branche für Osram. Daimler hat seine Jahresprognose korrigiert und Volkswagen will in manchen Werken die Produktion drosseln. Zudem verschieben Kunden Aufträge in die Zukunft, da aufgrund neuer Abgasteststandards viele Autos noch nicht zertifiziert sind.
Andererseits berichtet die Automobilindustrie von einer trotz allem weiterhin stabilen Auftragslage. Auch die Nachfrage nach deutschen Autos sei im Ausland, vorzugsweise aus China und den USA, nach wie vor hoch. Im ersten Halbjahr 2018 habe sie sogar zugenommen.
Ein anderer Zulieferer für die Automobilindustrie, Hella, sieht nach firmeninternen Angaben keine Schwäche im Automobilmarkt. Hella produziert, fertigt und liefert Scheinwerfer direkt an die Automobilindustrie. Da Osram indirekt ein Zulieferer ist, ist Hella somit Kunde von Osram. Die Aktien von Hella verloren seit Jahresbeginn ebenfalls, aber nur etwa 8 Prozent.
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Smartphones bereiten Osram Probleme
Warum entwickelt sich der Osram-Aktienkurs so anders als der von Hella? Ein Grund könnte darin liegen, dass Osram nicht nur die Automobilindustrie beliefert, sondern auch große Smartphone-Hersteller, beispielsweise Samsung. Hier kam es zuletzt zu Projektverschiebungen, genaue Angaben gab es von beiden Unternehmen nicht. Nach Informationen aus brancheninternen Kreisen arbeitet Samsung an einer eigenen technischen Identifikationsmöglichkeit für die Augeniris – eingebaut in Smartphones. Da bisher Osram diese Innovation geliefert hat, könnte hier ein Geschäft wegbrechen.
Vorstand prüft Ziele
Aufgrund der aktuellen Entwicklung will die Osram-Geschäftsführung die mittelfristigen Finanzziele überprüfen und die Strategie erneuern. Sogar eine Neu-Aufstellung des Konzerns könnte anstehen. Ein Ziel wäre, die Kosten zu senken und die Profitabilität zu steigern. Vor allem Bereiche in der Verwaltung, im Vertrieb und im Marketing wären davon betroffen. Auch der Einkauf sowie die Forschung und Entwicklung könnte von den Sparmaßnahmen betroffen sein.
Aktie bleibt Aktien-Favorit unter Beobachtung
Osram Licht bleibt vorerst eine ECOreporter-Favoriten-Aktie, steht jedoch unter Beobachtung. Wir sehen den Kursrutsch der Aktie als übertrieben an, zumal Konkurrent Hella als direkter Zulieferer der Automobilindustrie weit weniger im Kurs verloren hat als Osram Licht. Das verwundert, da Marktveränderungen in der Regel deutlichere Auswirkungen auf direkte Zulieferer (Hella) haben als auf indirekte (Osram Licht). Die Automobilindustrie steht mittelfristig nicht vor sinkenden Absätzen – Probleme wie die Dieselabgase dürften binnen der nächsten zwei Jahre unter anderem durch mehr Modelle mit Elektromotoren ein Stück weit gelöst werden.
Der Osram-Vorstand plant eine Dividende für 2018 auf Vorjahresniveau.
Osram Licht AG: ISIN DE000LED4000 / WKN