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Lenzing rutscht in die roten Zahlen – Masken-Skandal bleibt Problem
Der österreichische Faserhersteller Lenzing muss nach Belastungen durch die Coronakrise für das Geschäftsjahr 2020 einen Verlust bekanntgeben. Für 2021 zeigt sich die Gruppe zwar wieder optimistischer. Die Geschäftsentwicklung steht allerdings ohnehin im Schatten eines Skandals bei der Tochterfirma Hygiene Austria.
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Die globalen Faser- und Zellstoffmärkte waren insbesondere im zweiten Quartal 2020 stark unter Druck geraten. Lenzing hatte mit sinkenden Margen und Preisen zu kämpfen. Unter dem Strich fiel für die Gruppe 2020 ein Verlust von 10,6 Millionen Euro an nach einem Gewinn von 114,9 Millionen Euro im Jahr davor. Die Erlöse schrumpften um 22,4 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (EBITDA) brach um 40 Prozent auf 196,6 Millionen Euro ein.
Ab dem dritten Quartal habe sich die Nachfrage, ausgehend von China, zwar erholt, erklärte die Gruppe. Vor allem holzbasierte Spezialfasern wie Tencel und Modal seien gefragt gewesen. Die zuvor verzeichneten Einbußen seien aber nicht zu kompensieren gewesen.
"Mit der Aussicht auf baldige Impfung einer breiten Bevölkerungsgruppe gegen Covid-19 wachsen auch in der textilen Wertschöpfungskette der Optimismus und das Vertrauen in eine baldige Rückkehr zur Normalität", so Lenzing in einer Mitteilung. Das operative Ergebnis werde 2021 auf einem vergleichbaren Niveau wie 2019 erwartet. Eine Dividende für 2020 wird nicht gezahlt.
"Made in Austria"-Masken in Wahrheit aus China?
Im Fokus steht bei Lenzing derzeit allerdings vor allem ein Skandal, nachdem es bei der Masken-Tochter Hygiene Austria in der vergangenen Woche zu einer Hausdurchsuchung gekommen war. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der organisierten Schwarzarbeit sowie des schweren Betruges gegen das Unternehmen.
Hygiene Austria - ein Joint Venture von Lenzing und dem Textilkonzern Palmers - wird vorgeworfen, in China produzierte Masken als österreichische Produkte verkauft zu haben. Die Schadenshöhe ist Gegenstand der Ermittlungen.
Der Hersteller von FFP2-Masken weist die Vorwürfe zurück. Zur Bewältigung des Nachfrageanstiegs sei ein chinesischer Lohnfabrikant mit der Produktion von Masken nach dem Baumuster der Hygiene Austria beauftragt worden, erklärte Hygiene Austria in einem früheren Statement. Die CE-Zertifizierung sei durch eine Schweizer Firma sichergestellt worden.
In einer Pflichtmitteilung räumte Lenzing am Donnerstag nun allerdings ein, "dass das Versprechen 'Made in Austria' offensichtlich nicht durchgehend gewährleistet wurde". Das Unternehmen sieht die Aufarbeitung der aktuellen Vorwürfe bei den zuständigen Behörden.
Lenzing-Aktionäre reagierten mit Verkäufen auf die Nachrichten, im März brach der Kurs um bislang rund 10 Prozent ein. Aktuell ist die Aktie an der Wiener Börse 0,6 Prozent im Plus zum Vortag und steht bei 109,20 Euro (Stand: 12.3.2021, 10:54 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 7,7 Prozent im Minus, im Jahresvergleich hat sie 110,7 Prozent an Wert gewonnen.
ECOreporter hat bereits zuvor wegen unklarer wirtschaftlicher Aussichten bei Lenzing von einem Einstieg abgeraten. Die erhöhten Unsicherheiten durch mögliche Folgen des Masken-Skandals stärken diese Einschätzung nun.
Lenzing AG: ISIN AT0000644505 / WKN 852927