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Husqvarna-Aktie: Schwedische Wertarbeit oder skandinavischer Flickenteppich?
ECOreporter-Leser Horst Schauff aus Duisburg ist über die Suche nach einem neuen Rasenmäher auf Husqvarna gestoßen. Das Unternehmen stellt unter anderem elektrische Rasenroboter her, strombetriebene Mäh-Schafe sozusagen. Aber zu dem Unternehmen gehören auch die Marke Gardena und einiges anderes: Bauwerkzeuge und Schneefräsen. Für E-Bikes und Motorräder vergibt das Unternehmen Lizenzen. Der Kurs der Aktie liegt über die letzten Monate trotz Corona im Plus. Ist die Aktie empfehlenswert?
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Die Antwort von ECOreporter: Die Husqvarna Group aus Stockholm begann 1689 mit der Herstellung von Musketen in der Stadt Huskvarna, die mittlerweile ein Ortsteil von Jönköping ist. Das Firmenlogo stellt heute noch einen Gewehrlauf dar, von vorn betrachtet. 1872 begann die Produktion von Nähmaschinen und gusseisernen Haushaltsgeräten, später kamen Motorräder und Handrasenmäher hinzu.
2006 ging Husqvarna mit 4,9 Millionen Aktien an die Börse in Stockholm. Nach einem Split wurden die Aktien in zwei Klassen eingeteilt: Typ A mit einer Stimmberechtigung je Anteilsschein und Typ B mit zehn Aktien für eine Stimmberechtigung. Das Gesamtkapital ist zu 52,6 Prozent im Streubesitz (Anteilseigner sind Kleinaktionäre), wobei nur 27 Prozent der Stimmberechtigungen auf diese Gruppe entfallen.
Größter Aktionär der Husqvarna Group (fast 11 Prozent der Typ A-Anteilsscheine) ist die Investment-Holding Investor AB. Sie gehört der vermögenden schwedischen Familie Wallenberg. Die Husqvarna AB hat (Stand 4.6.2020) eine Marktkapitalisierung von 3,26 Milliarden Euro.
Zur Husqvarna Group gehören zahlreiche Marken. Darunter beispielsweise Husqvarna und Jonsered (Motorgeräte und Schutzausrüstungen) sowie Gardena und Klippo (Rasen- und Gartenpflege und Bewässerungssysteme) und auch die Marke Diamant Board für Schneidetechnik, etwa im Baugewerbe. Für Fahr- und Motorräder ist die Husqvarna Group Lizenzgeber (Husqvarna E-Bikes und Husqvarna Motorcycles). Selbst stellt sie keine Zweiräder her.
Die Husqvarna Group beschäftigt 2020 rund 13.100 Mitarbeiter und ist in 40 Ländern vertreten. Produktionsstandorte sind in Europa, Nordamerika und Asien. In den verschiedenen Märkten ist das Unternehmen über eigene Vertriebsgesellschaften vertreten. Der Firmensitz ist in Stockholm. Das Stammwerk in Huskvarna verfügt über eine eigene Gießerei für Aluminium und Magnesium.
Umsatzanstieg seit 2013
Seit 2013 steigerte die Husqvarna Group Jahr für Jahr ihren Umsatz: 2013 lag der Umsatz bei umgerechnet fast 2,9 Milliarden Euro. 2019 waren es 4 Milliarden Euro. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2020 fiel der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11 Prozent auf umgerechnet knapp 1,3 Milliarden Euro. Dass der Umsatz auch 2020 wächst, ist unwahrscheinlich. Die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie belasten auch bei Husqvarna weltweit die gesamte Wertschöpfungskette. Ein Umsatzeinbruch für 2020 im zweistelligen Prozentbereich ist nicht auszuschließen.
Rund 65 Prozent des Gesamtumsatzes entfielen 2019 auf die Marke Husqvarna, etwa 20 Prozent auf Gardena. Knapp ein Drittel des Umsatzes wurde in den USA erzielt, 14 Prozent in Deutschland und etwa 9 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum. In Schweden kam das Unternehmen 2019 nur auf einen Umsatzanteil von 4 Prozent.
Gewinnschwankungen zwischen 2017 und 2019, Gewinneinbruch 2018
Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) verdoppelte sich von 2018 auf 2019 auf umgerechnet 296 Millionen Euro. Allerdings war der Gewinn 2018 massiv eingebrochen. Husqvarna investierte 2018 stark in künstliche Intelligenz bei Robotern und nahm dafür hohe Schulden auf. Mit Ausnahme von 2018 steigerte Husqvarna seit 2013 seinen Gewinn aber Jahr für Jahr (2013: 112 Millionen Euro, 2019: 296 Millionen Euro).
Im ersten Quartal 2020 erlitt Husqvarna indes einen Gewinneinbruch von mehr als 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Betrug das EBIT im ersten Quartal 2019 fast 74 Millionen Euro, waren es im ersten Quartal 2020 nur noch etwas mehr als 63 Millionen Euro.
Hohe Nachfrage nach Mährobotern und Bewässerungssystemen
Der Geschäftsbereich Mähroboter wuchs 2019 um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum; das Geschäft mit Bewässerungssystemen der Marke Gardena legte um fast 16 Prozent zu.
Aktuell (5.6.2020) liegt die Husqvarna-Aktie im Tradegate-Handel bei 7,05 Euro. Auf Monatssicht notiert die Aktie 33,85 Prozent im Plus, im Jahresvergleich 8,19 Prozent im Minus. Seit dem Börsengang vor fast 14 Jahren hat die Aktie um gut 37 Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Der schwedische Aktienindex OMX Stockholm 30 stieg im selben Zeitraum um etwa 83 Prozent. Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist angesichts der Corona-Krise schwerlich zu ermitteln. Das Durchschnitts-KGV aus den Jahren 2013 bis 2019 betrug 23,6.
Der Spread, also die Preisspanne zwischen An- und Verkaufspreis der Aktie, ist an deutschen Handelsplätzen noch erträglich bei 0,5 bis 1,5 Prozent.
Dividende: Husqvarna ist nach eigenen Angaben bestrebt, 40 Prozent der Unternehmensgewinne an die Aktionäre auszuschütten. Für Industrieunternehmen ist dieser Wert nicht unüblich. Husqvarna zahlt seit 2007 an seine Aktionäre eine Dividende. 2013 betrug sie umgerechnet 14 Cent je Aktie (Typ B). Für 2019 wurde die Dividende wegen der Covid-19-Pandemie vorerst von 21 auf 10 Cent reduziert. Das Unternehmen behält sich allerdings vor, die Dividende für das Geschäftsjahr 2019 vollständig zu streichen. Bis zum Hauptversammlungstermin Ende Juni soll darüber eine Entscheidung getroffen werden.
Nachhaltigkeit: Im Nachhaltigkeitsbericht 2019 gibt Husqvarna an, seine CO2-Emissionen in den vergangenen fünf Jahren in der gesamten Wertschöpfungskette um 25 Prozent reduziert zu haben. In den nächsten fünf Jahren sollen die CO2-Emissionen um weitere 35 Prozent sinken. Husqvarna will bis 2025 mehr als 50 Produkte mit geringem Energieverbrauch auf den Markt bringen. Dafür wurde das Programm „Sustainovate 2025“ gegründet.
Anfragen von ECOreporter mit der Bitte um weitere und konkrete Auskünfte zur Nachhaltigkeit kam Husqvarna nicht nach.
K.O.-Kriterien: Husqarna stellt nach wie vor Waffen für Jäger und Sportschützen her. Zum Angebot gehören etwa Gewehre, Pistolen und sonstige Handfeuerwaffen. Für Sportschützen wie beispielsweise Biathleten hat das Unternehmen Luftgewehre im Angebot.
Fazit: Keine Kaufempfehlung
Dass ein Unternehmen Anfragen zur Nachhaltigkeit nicht beantwortet, ist selbst in Corona-Zeiten unüblich. Die Nachhaltigkeitsleistung von Husqvarna ist nur eingeschränkt zu beurteilen. Das Produktspektrum ist eher konventionell, nicht konsequent nachhaltig und wirkt zusammengewürfelt wie ein Flickenteppich. Auch finanziell überzeugt das Unternehmen nicht vollständig; eine überzeugende nachhaltige Wachstumsstrategie fehlt. Letztendlich sind auch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Husqvarna nicht abzusehen. Von daher: Keine Kaufempfehlung, Herr Schauff!
Husqvarna B: ISIN SE0001662230 / WKN A0J2R3