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Nachhaltiges Crowd-Investment: Im Schwarm zum Gewinn?
Hohe Zinsen, spannende Projekte, nur ein paar Klicks über das Internet entfernt: Crowdinvesting wirkt wie das Allheilmittel gegen niedrige Zinsen und langweilige Investments. Doch wie hoch sind die Risiken? Worauf muss man achten?
So einfach, so gut: 2018 konnten sich Anleger schon ab 500 Euro an einem Projekt der RMS GmbH beteiligen. Die hatte auf der Crowd-Plattform LeihDeinerUmweltGeld mehr als 500.000 Euro für den Bau einer Biogas-Anlage in den Niederlanden gesucht. Die Anleger stiegen ein, auch wegen des erstaunlich hohen Zinssatzes von 8 Prozent – und haben ihr Geld mittlerweile schon zurückbekommen. Samt Zinsen. Ein Super-Investment. Nachhaltig und erfolgreich.
Aber es kann auch ganz anders kommen, wie das nächste Beispiel zeigt: Eine bayerische Druckerei plante 2014 eine Solaranlage auf ihrem Firmendach. Zudem sollte eine energieeffiziente LED-Beleuchtung die Räume ausleuchten. Fast 400.000 Euro zahlten Anleger bei einer Cowdinvesting-Kampagne über die Crowd-Portale LeihDeinerUmweltGeld und bettervest. 7,4 Prozent Zinsen waren jährlich versprochen. Doch daraus wurde nichts: Die Druckerei schlitterte 2017 in die Insolvenz, das Anlegergeld dürfte futsch sein.
Über das Portal wiwin werden u.a. Windkraftwerke finanziert. / Foto: Unternehmen
Volker Schmidtke, Referent für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Berlin, rät Anlegern, sich vor einem Crowd-Investment mehrere Fragen zu stellen, etwa: Kann ich es mir leisten, das eingesetzte Geld gegebenenfalls vollständig zu verlieren? Verstehe ich das Geschäftsmodell des Unternehmens, seine finanzielle Grundlage? Kann ich seine Investitionsplanung nachvollziehen? Wichtig seien auch die Verschuldung sowie ein Blick in die Jahresabschlüsse, so Schmidtke.
Crowdinvesting erlebt einen kleinen Boom. 2018 haben Anleger fast 300 Millionen Euro in Crowd-Projekte investiert. 2011 waren es gerade einmal 1,4 Millionen Euro. Ein Grund für den Anstieg: Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind für Anbieter seit Mitte Juli 2019 attraktiver geworden. Projekte mit einem Volumen von bis zu 8 Millionen Euro benötigen keinen Wertpapierprospekt mehr, den die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) billigen muss. Vorher lag die Obergrenze noch bei 2,5 Millionen Euro. Außerdem kann jeder private Anleger statt bis zu 10.000 Euro nun immerhin 25.000 Euro pro Crowd-Projekt investieren.
Wer bietet nachhaltige Crowd-Investments an? Es gibt mehr als 50 Crowdinvesting-Plattformen mit Sitz in Deutschland und ein weiteres Dutzend in der Schweiz und Österreich. Die größte hierzulande ist Exporo mit mehr als 200 finanzierten Projekten und einem Gesamt-Finanzierungsvolumen von 560 Millionen Euro (Stand: 6.1.2020). Immobilien-Projekte stehen in der Gunst der Crowd-Investoren weit vorne: 70 Prozent des Anlegergeldes fließen in Bau und Modernisierung von Wohnhäusern und Gewerbeimmobilien.
Es gibt aber auch Crowd-Plattformen, die sich auf nachhaltige Projekte spezialisiert haben. Drei solcher Plattformen mit besonderen Angeboten sind im Folgenden porträtiert.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
ecozins: Fokus auf Erneuerbare Energien
Der Schwerpunkt des Crowd-Portals ecozins aus Marburg sind Crowd-Darlehen für Windkraft- oder Solaranlagen in Deutschland. ecozins ging aus AuditCapital hervor – einer Plattform, die zahlreiche Bürgerenergie-Projekte finanziert hat. "Anleger können auf unserer Crowd-Plattform mit ihren Investments die Energiewende voranbringen“, sagt ecozins-Geschäftsführerin Isatu Hirche. Sie ist schon lange in der Projektentwicklung für Erneuerbare-Energien-Kraftwerke tätig.
"Wir prüfen jedes Projekt und die dahinter stehenden Personen genau. Die Historie der Gesellschaft und die Erfahrung der Projektverantwortlichen spielen eine wichtige Rolle“, erklärt Hirche. Besonders wichtig für ecozins sind die sogenannten Ertragsgutachten, die prognostizieren, wie viel Strom ein Solar- oder Wind-Projekt erzeugen kann.
GLS Crowd - die Plattform der GLS Bank

Axel Schmidt, Leiter der GLS Crowd. / Foto: Unternehmen
Was heute Crowdinvesting heißt, betreibt die GLS Bank eigentlich seit 1974: Früher hat die nachhaltige Bank aus Bochum Unternehmen mit Investoren durch sogenannte Leihgemeinschaften zusammengebracht. Seit Februar 2017 geschieht das bei der GLS Bank auch in der heute als Crowdinvesting bekannten Form über das Internet. Die unabhängige Tochter GLS Crowd mit Sitz in Frankfurt am Main bietet nur Projekte an, die zu den Werten und Zielen der nachhaltigen Bank passen. Es geht um Erneuerbare Energien, gesunde Ernährung, nachhaltige Forst- und Landwirtschaft, Wohnraum, Bildung und Kultur. Also ein weiter Bogen von neuen Heizsystemen für Häuser bis zu Theaterprojekten.
Die Plattform profitiert dabei von der Strahlkraft ihrer Mutter: Oft sind Angebote daher bereits wenige Stunden nach Start ausgebucht. Bei der GLS Crowd können auch Anleger investieren, die keine Genossenschaftsmitglieder der GLS Bank sind. Wie bei anderen Crowd-Portalen durchlaufen die Projekte der GLS Crowd einen Auswahlprozess. Axel Schmidt, der Leiter der GLS Crowd, erklärt: "Neben den passenden Werten zählen bei der Auswahl grundsätzlich auch der Businessplan, die Eigenkapitalausstattung und die vorgeschlagenen Konditionen für das Crowdinvesting-Vorhaben.“
wiwin: Plattform für nachhaltige Projekte
wiwin aus Mainz entstand aus juwi, einem internationalen Projektentwickler für Erneuerbare-Energien-Kraftwerke. Die beiden juwi-Gründer Fred Jung und Matthias Willenbacher wollten Bürger stärker an der Energiewende beteiligen. Willenbacher formte 2016 aus juwi Invest die Crowd-Plattform wiwin.de. Neben Wind- und Solarprojekten konnten Anleger bisher beispielsweise in das Solar-Elektroauto Sion investieren, in den Wasserstoff-Energiespeicher Picea und das Berliner Start-up Jenah St., das vegane Frauenhandtaschen herstellt. Die Besonderheit: wiwin-Gründer Willenbacher ist an zahlreichen Projekten selbst finanziell beteiligt.
"Wir wollen einen wesentlichen Beitrag zum Umbau der Geldanlage leisten: Weg vom anonymen "Geld abgeben“, hin zum bewussten Anlegen in nachhaltige Werte“, heißt es bei wiwin. Anleger können auf der Plattform auch größere Beträge ab 100.000 Euro im Rahmen von Privatplatzierungen investieren. Das ist dann allerdings kein Crowdinvesting mehr.
Ausführliche Porträts der drei Crowd-Plattformen und vieler weiterer nachhaltiger Crowd-Portale finden Sie hier.
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