Thyssenkrupp bringt seine Wasserstofftochter Nucera an die Börse. Welches Potenzial hat die Aktie? / Foto: imago images, Hans Blossey

  Nachhaltige Aktien

Neue Wasserstoffaktie: Thyssenkrupp-Tochter Nucera geht an die Börse

Der Essener Stahlkonzern Thyssenkrupp bringt seine Wasserstoff-Tochter Nucera an die Börse. Der Gang aufs Parkett war eigentlich bereits für 2022 geplant gewesen, wurde aber wegen der starken Schwankungen am Finanzmarkt verschoben.

Viele Aktien werden allerdings nicht in den Handel gelangen: Thyssenkrupp Nucera befindet sich aktuell zu 66 Prozent im Besitz von Thyssenkrupp, 34 Prozent hält der italienische Konzern Industrie De Nora. Thyssenkrupp will seine Beteiligung im Zuge des Börsengangs auf 50,2 Prozent reduzieren, verkauft also nur einen kleineren Teil seiner Aktien.

Wie können Anlegerinnen und Anleger die Aktie erwerben – und ist ein Kauf überhaupt empfehlenswert?

Erlös soll in Technologie investiert werden

Die Zeichnungsfrist für Kleinanlegerinnen und -anleger, die Nucera-Aktien kaufen möchten, läuft bis zum 5. Juli um 12 Uhr, der Angebotspreis liegt zwischen 19,00 und 21,50 Euro. Um Aktien zu erwerben, müssen sich Interessenten an ihre Bank oder ihren Broker wenden, auch bei Online-Brokern gibt es Angebote.

Wichtig: Thyssenkrupp hat davor gewarnt, dass unbefugte Dritte unrechtmäßig vorbörsliche Angebote für Nucera-Aktien gemacht haben. Wer Aktien ordert, muss außerdem beachten, dass eine hundertprozentige Zuteilung unwahrscheinlich ist. Auf keinen Fall sollten deshalb aber mehr Aktien "bestellt" werden, als man bezahlen möchte.

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Die Börsenbewertung von Nucera wird je nach endgültigem Ausgabepreis zwischen 2,4 und 2,7 Milliarden Euro liegen – ursprünglich hatte Thyssenkrupp auf eine Bewertung von mehr als 3 Milliarden Euro gehofft. Der Erlös aus dem Börsengang dürfte bei 500 bis 600 Millionen Euro liegen, das Geld will Nucera in die Verbesserung seiner Technologie zur Wasserstofferzeugung investieren. Die Erstnotiz der Aktie an der Frankfurter Börse ist für den 7. Juli geplant.

Nucera entwickelt Technologie für Elektrolyseanlagen, also Wasserstoffgeneratoren zur Herstellung von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab. Neben grünen Elektrolyseuren baut das Unternehmen auch Elektrolyseure für herkömmlichen, nicht klimafreundlichen Wasserstoff und bietet Technologie zur Rückgewinnung von Chlor aus unter anderem Salzsäure an. Der Fokus des Geschäfts liegt aktuell auf Europa und Nordamerika, das Unternehmen expandiert aber auch etwa nach Japan, China, Australien und Indien.

Mit mehr als 600 abgeschlossenen Projekten, 240.000 produzierten Elektrolysezellen und über 10 Gigawatt installierter Elektrolyse-Leistung ist Nucera nach eigenen Angaben ein Marktführer im Chlor-Alkali-Geschäft. In den kommenden Jahren soll die Produktion der alkalischen Wasserelektrolyse-Anlagen hochgefahren werden. Nach dem ersten Halbjahr des Berichtsjahres 2022/23 beträgt der Auftragsbestand allein für dieses Geschäft laut Unternehmen rund 1 Milliarde Euro – bei einem Gesamtauftragsbestand von rund 1,4 Milliarden Euro.

Wasserstoff mit Vorsicht genießen

ECOreporter rät prinzipiell zur Vorsicht beim Thema Wasserstoff. Dem Energieträger und damit auch Unternehmen, die in dem Sektor aktiv sind, wird zwar regelmäßig eine große Zukunft prophezeit. Doch in der Realität entsteht der Wasserstoffmarkt gerade erst.

Noch ist grüner Wasserstoff, der benötigt wird, wenn der Energieträger einen substanziellen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten soll, in industriellem Maßstab auch nicht zu konkurrenzfähigen Preisen herstellbar. Und die Industrie wartet bei Umrüstungen, etwa im Zement- und Stahlsektor, auf hohe Subventionen.

Wie groß das Potenzial des neuen möglichen "Big Players" Nucera ist, bleibt abzuwarten. ECOreporter wird die Aktie im Blick behalten. Aktuell sieht die Redaktion ein Investment in Nucera trotz komfortabler Auftragslage und viel technischer Erfahrung aber genauso als Wette wie bei anderen auf Wasserstoff spezialisierten Unternehmen. Lesen Sie dazu auch das ECOreporter-Dossier Von Bloom Energy bis Linde: Das sind die besten Wasserstoff-Aktien.

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