Umspannstation eines Orsted-Windparks in der deutschen Nordsee. Die Aktie des Konzerns hat in den letzten drei Jahren stark an Wert verloren. / Foto: Orsted / Foto: Unternehmen

  Nachhaltige Aktien

Orsted streicht nach schwachem Jahr Stellen und Dividenden

Der dänische Windkraftkonzern Ørsted hat 2023 wie erwartet einen Milliardenverlust eingefahren. Jetzt soll kräftig gespart werden. Wie reagiert die Aktie?

Ørsted meldete am gestrigen Mittwoch einen Jahresverlust von 20,2 Milliarden Dänischen Kronen (2,7 Milliarden Euro). 2022 hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 15 Milliarden Kronen erwirtschaftet. Der freie Cashflow lag im letzten Jahr bei minus 8,4 Milliarden Kronen, die Nettoschulden stiegen um 55 Prozent auf 47,4 Milliarden Kronen (6,4 Milliarden Euro).

Solide Gewinne im Tagesgeschäft

Die Zahlen liegen im Rahmen der Unternehmenserwartungen. Ørsted hatte 2023 unter anderem zwei große Windparkprojekte vor der Küste der USA gestoppt und abgeschrieben, weil sie nicht mehr rentabel waren (ECOreporter berichtete hier). Ohne Berücksichtigung von Vertragsstrafen für die Beendigung der Projekte stieg der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 21 auf 24 Milliarden Kronen (3,2 Milliarden Euro).

Das Nettoergebnis belasteten vor allem die Abschreibungen des US-Projekts Ocean Wind 1 von 20 Milliarden Kronen (2,7 Milliarden Euro). Negativ wirkten sich auch die gesunkenen Energiepreise aus, die den Konzernumsatz um 31 Prozent auf 79,3 Milliarden Kronen (10,6 Milliarden) sinken ließen.

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Wegen der hohen Verluste will Ørsted für die Geschäftsjahre 2023 bis 2025 keine Dividende zahlen und weltweit 600 bis 800 seiner 8.900 Arbeitsplätze abbauen. Bis 2026 sollen so die jährlichen Fixkosten um 1 Milliarde Kronen sinken. Zudem plant das Unternehmen, bis 2030 für ungefähr 115 Milliarden Kronen (15,4 Milliarden Euro) Vermögenswerte zu verkaufen – wahrscheinlich in erster Linie große Windparks.

Ørsted geht nach aktuellem Stand davon aus, bis Ende des Jahrzehnts grüne Kraftwerke mit einer Kapazität von 35 bis 38 Gigawatt (GW) errichtet zu haben. Bislang lag das Ziel bei 50 GW. Bis Ende 2023 hat das Unternehmen 24,1 GW errichtet beziehungsweise mit dem Bau begonnen. In den nächsten Jahren will Ørsted etwas stärker auf Windparks an Land setzen und weniger auf finanziell riskantere neue Offshore-Projekte.

Ørsted erwartet höhere operative Gewinne

Für 2024 rechnet der Konzern mit einem EBITDA ohne Berücksichtigung von Strafzahlungen und neuen Projektpartnerschaften von 23 bis 26 Milliarden Kronen. Bis 2026 soll das EBITDA auf 30 bis 34 Milliarden Kronen steigen.

An seinem Geschäftsmodell will Ørsted grundsätzlich festhalten und in diesem Jahr 48 bis 52 Milliarden Kronen für Investitionen ausgeben. Die Konzernleitung hat in den letzten Monaten drei finale Investitionsentscheidungen für neue Offshore-Windprojekte in den USA, Großbritannien und Taiwan mit einer Gesamtkapazität von 4,5 GW getroffen.

Endgültiger Ausstieg aus der Kohle im August?

Aus nachhaltiger Sicht erfreulich: Der Anteil grüner Energie an der Gesamterzeugung des Unternehmens stieg 2023 von 91 auf 93 Prozent, und die klimaschädlichen Emissionen sanken über die gesamte Lieferkette um 46 Prozent. Seine bereits abgeschalteten Kohlekraftwerke, die Ørsted nach Beginn des Ukraine-Krieges wieder hochfahren musste, weil der Mehrheitseigner des Konzerns, der dänische Staat, Energieengpässe vermeiden wollte, sollen nun endgültig im August 2024 vom Netz genommen werden.

Die Ørsted-Aktie hat gestern nach Bekanntgabe der neuen Zahlen 3 Prozent verloren. Heute kostet sie im Tradegate-Handel nahezu unverändert zum Vortag 50,84 Euro (Stand 8.2.2024, 8:00 Uhr). Wegen der deutlich gesunkenen Margen im Offshore-Windgeschäft hat die Aktie seit Anfang 2021 stetig an Wert eingebüßt. Auf drei Jahre gesehen notiert sie derzeit 67 Prozent im Minus, auf fünf Jahre beträgt der Kursverlust knapp 22 Prozent. Zuletzt deutete sich eine Aufwärtsbewegung an, auf drei Monate betrachtet ist der Kurs um 37 Prozent gestiegen.

Wachstumsmärkte Solarenergie, Speicher, grünes Methanol

Ørsted ist nach Einschätzung von ECOreporter trotz der aktuellen Schwierigkeiten robust aufgestellt. Das operative Geschäft läuft weitestgehend solide, hier werden auch weiterhin Gewinne erzielt. Zudem weitet Ørsted seine Aktivitäten in zukunftsträchtigen Bereichen wie Solarenergie, Stromspeichern, CO2-Lagerung (Carbon Capture & Storage, CCS) und grünem Methanol stetig weiter aus.

Auch 2024 dürfte kein einfaches Jahr für den Konzern werden, weitere Kursrücksetzer sind möglich. Dennoch sieht ECOreporter nach den hohen Börsenverlusten der letzten Jahre Kaufchancen für risikoaffine Anlegerinnen und Anleger. Wer jetzt einsteigt, sollte allerdings einen langen Investitionshorizont mitbringen und unruhige Kursverläufe aushalten können. Die Redaktion hatte Anfang November darauf hingewiesen, dass sich ein Investment auszahlen kann – seitdem ist der Aktienkurs um 46 Prozent gestiegen.

Lesen Sie auch das ECOreporter-Dossier Die besten Windaktien – wo sich jetzt der Einstieg lohnt.

Ørsted A/S:   ISIN DK0060094928 / WKN A0NBLH

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