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SEB-Aktienfonds-Manager: Welche Werte chancenreich sind
Wie reagiert der Manager eines erfolgreichen nachhaltigen Fonds auf die derzeitige Börsensituation? Wo er Chancen und Risiken sieht, verrät unser Interview.
Im Interview antwortet Christian Darenhill, Fondsmanager des SEB Sustainability Fund Global. Darenhill ist seit 1998 Fondsmanager und im SEB Global Equities Team seit 2010. Er verrät beispielsweise, warum er auf den US-Chiphersteller Intel setzt.
Außerdem: Wie steht er der Elektromobilitäts-Branche gegenüber, und warum sieht er ausgerechnet in der Baubranche Großbritanniens eine Investment-Gelegenheit?
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ECOreporter.de: Herr Darenhill, unruhige Zeiten für Sparer und Anleger, sollte man meinen: Donald Trump regiert die USA, der Brexit kommt, Russland steht im Verdacht, Vergiftungsattentate auszuüben. Worauf müssen wir uns 2018 einstellen?
Christian Darenhill: Wenn wir einmal über die politischen Ereignisse hinaus den Blick auf die ökonomischen Daten richten, sieht die globale gesamtwirtschaftliche Situation unserer Meinung nach noch immer gut aus. Wir stehen Aktien weiterhin positiv gegenüber, da die Wachstumsaussichten weiterhin überzeugend erscheinen. Hinzu kommt, dass die Finanzmärkte die zu erwartende Zinserhöhung bislang gut verkraftet haben.
Die Risiken, die unsere Einschätzung modifizieren könnten, sind, wie sich die protektionistische Handelspolitik der USA auf die globalen Handelsbeziehungen auswirken wird. Eine restriktivere Zinspolitik der FED, als bislang vom Markt erwartet, stellt ein weiteres Risiko dar.
Diese beiden Risiken könnten zu einer defensiveren Ausrichtung unseres Portfolios führen. Insgesamt befinden wir uns in einer späten Phase des Konjunkturzyklus, das heißt, wir sollten in der zweiten Hälfte 2018 oder Anfang 2019 eine Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sehen.
Aber auch diese Phase, in der sich das Wachstum verlangsamen oder vielleicht sogar leicht rückläufig sein wird, ist nicht unbedingt schlecht für Aktieninvestments. Zusammengefasst empfehle ich immer noch Aktien zu haben, aber Investoren sollten sich auf eine zunehmende Volatilität in den Märkten einstellen.
Lohnt Ihrer Ansicht nach noch der Einstieg in Aktien und Aktienfonds, obwohl die Kurse bereits stark gestiegen sind?
Den optimalen Einstiegszeitpunkt für ein Investment zu finden, ist nahezu unmöglich – auch wenn jeder Anleger diesen Zeitpunkt gerne finden würde. Da in unserem Basisszenario der gesamtwirtschaftliche Ausblick noch immer positiv und intakt erscheint, ist ein Anteil von Aktien im Portfolio aus unserer Sicht nach wie vor sinnvoll.
Jedoch würde ich in jedem Fall empfehlen, auf eine ausreichende Streuung im Gesamtportfolio zu achten. Es mag langweilig erscheinen, aber das Risiko eines gut diversifizierten Aktienportfolios ist geringer und ausgewogener als eine Handvoll einzelner Aktien. Ein Fondsinvestment ist daher grundsätzlich für diesen Zweck geeignet.
Sollte man aktuell eher zu Titeln aus Deutschland und Europa greifen oder sind US-Aktien, trotz der bereits stark gestiegenen Kurse, immer noch kaufenswert?

Die Zentrale der SEB AG in Frankfurt am Main. / Foto: Unternehmen
Unsere Investmentphilosophie ist ein rein systematischer Ansatz, der jedoch von fundamentalen und auch ESG- beziehungsweise Nachhaltigkeitsdaten abgeleitet wird, die die Wertentwicklung über die Zeit erklären und definieren. Unsere Positionierung im Fonds verändert sich daher im Normalfall graduellüber die Zeit, wenn sich die zugrunde liegenden Aktienbewertungen oder auch Fundamentaldaten ändern. Zur Zeit sind wir im Fonds in europäischen Aktien leicht untergewichtet und neutral zum US-Markt positioniert.
Die gegenwärtige Stärke des Euros könnte - isoliert betrachtet - das Potenzial für positive Überraschungen bei den Unternehmensgewinnen reduzieren. Gerade die Exportsektoren in Deutschland und Frankreich könnten dadurch negativ getroffen werden, sollte die Stärke des Euros nachhaltig sein. Daher sind wir in der Aktienquote beider Länder zur Zeit auch etwas untergewichtet. In schwedischen Aktien und exportorientierten Unternehmen sind wir übergewichtet.
Welche Aktie aus den Top 5 des Fonds halten Sie derzeit für besonders aussichtsreich - auch zum jetzigen Einstieg?
Zur Zeit ist die größte Position im Fonds Intel, der bekannte US-Mikroprozessor- und Chiphersteller. Der Wert hat sich seit Herbst vergangenen Jahres sehr gut entwickelt, auch wenn er dieses Jahr etwas mehr Volatilität aufweist, hervorgerufen durch Performanceprobleme ihrer Prozessoren.
Dennoch mag dies das Unternehmen gar nicht so sehr treffen, da dies zukünftig möglicherweise umso mehr Nachfrage nach leistungsfähigen Komponenten generiert. Wir sehen daher unabhängig von der bereits starken Performance noch immer Potenzial in der Aktie.
Kaufen Sie aktuell weitere Wertpapiere zu oder halten Sie überwiegend Cash und warten auf bessere Einstiegsgelegenheiten? Droht ein Crash?
Der SEB Sustainability Global Fund ist ein offener Aktienfonds und soweit wie möglich immer voll in Aktien investiert. Wir halten nur eine geringe Kassenposition von rund 0,5 Prozent des Fondsvolumens für Handelszwecke und das Management geringerer Zu- und Abflüsse.
Auf welche Aktie setzen Sie beim Thema Elektromobilität?
Das ist keine leicht zu beantwortende Frage, und ich kann keinen spezifischen Namen nennen. Dies ist eine kleinere und neuere Industrie, die in der Vergangenheit von Tesla dominiert wurde. In der jüngeren Vergangenheit haben aber die meisten globalen Autohersteller aufgerüstet. Sie haben zugesagt, ihre Produktlinien zukünftig mit neuer Elektromobilität oder neuen Hybridmotoren auszustattenbeziehungsweise zu erweitern.
Dies ist auch nicht verwunderlich wenn man bedenkt, dass die Nachfrage der Verbraucher nach umweltfreundlichen Alternativen stetig zunimmt. Aber wir befinden uns in diesem Bereich noch immer in einer frühen Phase, wie man zum Beispiel an Volkswagen und der Entwicklung von sicheren Batteriekapazitäten für über 20 Milliarden Euro sehen kann.
Alle anderen Hersteller sind in einer vergleichbaren Position: Sie brauchen für den weiteren Ausbau dieser ökofreundlichen Produkte erhöhte Batteriekapazitäten. Vielleicht sind es am Ende sogar eher die Batteriehersteller, die am meisten von dem neuen und schnell wachsenden Trend profitieren.
Auf welche deutsche nachhaltige Aktie setzen Sie derzeit besonders?
Wenn wir über nachhaltige (ESG) Investments sprechen ist es aus unserer Sicht wichtig, zwei Punkte hervorzuheben: Erstens ist ESG nicht nur "Schwarz oder Weiß", es gibt eine Skala zwischen "gut" und "schlecht".
Zweitens erfolgt ein Investment aus der Balance zwischen einer guten Investmentgelegenheit (Alpha) und ESG-Aspekten. Nur in Ausnahmefällen findet man ein Unternehmen, welches in beiden Kategorien, das heißt Alpha und ESG, gleichzeitig die höchsten Ansprüche erfüllt.
Ein Unternehmen, in dem wir einen signifikanten Anteil im Portfolio halten, ist Allianz. Die Allianz erhält in unserer Skala eine hohe Bewertung bezüglich ESG innerhalb ihres Betätigungsfelds beziehungsweise ihrer Industrie.
Welche Branchen sind im Moment für einen nachhaltigen Fondsmanager besonders attraktiv und warum?
Fondsmanager Darenhill setzt unter anderem auf Intel-Aktien - im Bild Prozessoren des Konzerns. / Foto: Intel
Wir richten üblicherweise unseren Fokus im Analyseprozess stärker auf die Einzelwerte als auf Branchen oder Sektoren in ihrer Gesamtheit. Wir haben einige Positionen in der Baubranche in Großbritannien, die ich insgesamt für ein wichtiges ESG-Thema halte, da wir meines Erachtens intelligenter, besser und klimafreundlicher in der Zukunft bauen sollten.
Der Klimawandel ist ein noch ungelöstes Problem. Welches Unternehmen, das das Klima positiv beeinflusst, halten Sie derzeit für attraktiv?
Ich glaube bei vielen Unternehmen, insbesondere in Europa, steht ESG inzwischen hoch auf der Agenda. Wir haben eine Position in Volvo, dem schwedischen Lastwagenhersteller, der von uns mit Blick auf ihr Engagement für geringere Emissionen ihrer Fahrzeuge relativ hoch bewertet wird. Für uns ist es wichtig sicherzustellen, dass wir in diejenigen Unternehmen investieren, die ihr Geschäftsmodell langfristig stärker nachhaltig ausrichten. Dies gilt insbesondere bei Investitionen in Industrien, die für sich selbst genommen erst einmal nicht als klassische ESG-Branche gelten.
Wie sichern Sie Ihre Kurse gegen Verluste ab?
Wir sichern keine Positionen in unserem Fonds ab. Wie bereits gesagt, handelt es sich bei dem SEB Sustainability Global Fund um einen reinen Aktienfonds, welcher jederzeit voll in Aktien investiert ist. Worauf wir jedoch achten und worauf wir unseren Fokus bereits im Investmentprozess richten, ist das Risiko innerhalb unseres Fonds.
Wir versuchen im Zeitverlauf gerade auch in turbulenten Zeiten besser als der breite Gesamtmarkt abzuschneiden. Dieser Fokus auf das Risiko unserer Investments bezieht sich sowohl auf unsere ESG-Kriterien als auch auf die Qualitätskriterien, welche wir bereits bei der Auswahl unserer Investments in unserem Anlageprozess berücksichtigen.
Was schätzen Sie, wo der Kurs des Fonds SEB Sustainability Fund Global Ende dieses Jahres stehen wird?
Wie bereits erwähnt stehen wir der Asset-Klasse Aktien immer noch positiv gegenüber, auch wenn wir im Jahresverlauf eine erhöhte Volatilität erwarten. Ich denke daher, dass die Aktienkurse sich weiter nach oben bewegen werden und somit auch der Wert des SEB Sustainability Global Fund.
Herr Darenhill, vielen Dank für die Antworten!