Mit dem Crowd-Projekt soll eine Solaranlage für eine Schokoladenfabrik in Ghana finanziert werden. / Foto: Pixabay

  Crowd-Investment

Solar-Crowd-Investment für eine Schokoladenfabrik mit 6,0 % Zins – wie hoch ist das Risiko?

fairafric lässt eine neue Fabrik in Ghana errichten, um ihre Produktionskapazitäten von Bio-Schokolade in dem afrikanischen Land zu vervielfachen. Die Fabrik soll mit Strom von einer Photovoltaikanlage versorgt werden. Die Umsetzung des geplanten Solarprojektes können Anleger ab 100 Euro über die Online-Plattform ecoligo.investments finanzieren.

Welche Risiken bestehen für Anleger des Nachrangdarlehens? Und warum sind Anleger des Ghana-Solarprojekts mittelbar auch davon abhängig, dass kenianische Unternehmen Blumen verkaufen, Touristen wieder nach Costa Rica dürfen und die Nachfrage nach Verpackungen aus Vietnam nicht zurückgeht? ECOreporter hat das Angebot bewertet.

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Die in Ghana geplante Solaranlage hat eine Gesamtleistung von 266 Kilowattpeak (kWp). Das Emissionsvolumen des Crowdinvestings beträgt 404.000 Euro. Der Zinssatz für die Nachrangdarlehen beträgt 6,0 Prozent pro Jahr bei einer geplanten Laufzeit von ca. sechs Jahren.

Erträge durch Leasing

Die Emittentin ecoligo Projects One UG (haftungsbeschränkt) soll die Nettoeinnahmen aus dem Nachrangdarlehen der Anleger laut Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB) an den Projektinhaber, die ecoligo GmbH, weiterleiten. Der Projektinhaber hat eine Niederlassung in Ghana und soll das Solarprojekt nach der Errichtung betreiben. Erträge soll er laut VIB aus einem Leasingvertrag mit dem in Ghana ansässigen Solarstrom-Endkunden fairafric Ghana Ltd. erwirtschaften. 

fairafricGhana kann Solaranlage kaufen

Die Höhe der Leasingraten kann sich laut VIB verringern, falls bestimmte Leistungswerte der Solaranlage nicht erreicht werden. Weiterhin besteht ein Risiko, dass der Projektinhaber am Ende der sechsjährigen Nachrangdarlehens-Laufzeit die dann fällige Rest-Tilgungskomponente von 50 Prozent des Nachrangdarlehensbetrages nicht (in voller Höhe) an die Emittentin leisten kann. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn der Endkunde fairafric Ghana die Kaufoption für die Solaranlage nicht ausübt und der Projektinhaber keine Anschlussfinanzierung erreicht.  

Operatives Risiko des Projektinhabers

Es besteht das Risiko, dass dem deutschen Projektinhaber ecoligo GmbH in Zukunft nicht die erforderlichen Mittel zur Verfügung stehen, um seinen Verpflichtungen gegenüber der Emittentin (vollständig) nachzukommen. Der wirtschaftliche Erfolg des Projektinhabers hängt laut VIB von mehreren Einflussgrößen ab, insbesondere der Entwicklung des Erneuerbare-Energien-Marktes, auf dem der Projektinhaber tätig ist, der Entwicklung des Strompreises oder des Preises anderer Energieträger und der Zahlungs- und Leistungsfähigkeit von Kunden und Lieferanten. Politische Veränderungen, Zins- und Inflationsentwicklungen, Länder- und Wechselkursrisiken sowie Veränderungen der rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen können nachteilige Auswirkungen auf den in Deutschland ansässigen Projektinhaber haben.

Emittentin hat bereits mehrere Vermögensanlagen angeboten

Die Emittentin ecoligo Projects One UG (haftungsbeschränkt) hat laut VIB in den letzten zwölf Monaten Vermögensanlagen von rund 1,9 Millionen Euro angeboten, davon rund 1,26 Millionen Euro verkauft und 0 Euro vollständig getilgt. Diese Anlegergelder hat sie mittelbar z.B. in – geplante und bestehende – Solaranlagen bei Universitäten (Costa Rica und Ghana), Blumenfarmen und Rosenzüchtern in Kenia und in Klimaanlagen eines Hotelbetriebs in Costa Rica investiert bzw. plant, sie dort zu investieren. Derzeit läuft auch ein Crowdinvesting der Emittentin für eine geplante Photovoltaikanlage mit einer Gesamtleistung von 994 kWp auf einem Fabrikgebäude im Vietnam. Hinsichtlich der Solar-Gesamtleistung und des Emissionsvolumens von 831.000 Euro ist es das bislang mit Abstand größte Crowdinvesting-Projekt von ecoligo.

Blumenfarmen und Hotelbetriebe in Corona-Zeiten

Es besteht das Risiko, dass solche anderen Projekte, die die Anleger des fairafric Ghana-Solarprojektes nicht selbst finanziert haben, zu Zahlungsausfällen bei den Anlegern führen. Dies kann etwa der Fall sein, wenn ein anderes Projekt der ecoligo GmbH oder einer der lokal ansässigen Tochtergesellschaften wirtschaftlich fehlschlägt und in der Folge fällige Verbindlichkeiten gegenüber der Emittenten nicht bedient werden können. Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn Solarstrom-Endkunden ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen (können), weil z.B. infolge der Corona-Krise die kenianischen Unternehmen weniger Blumen ins Ausland verkaufen oder der Hotelbetrieb in Costa Rica weniger Gäste hat. Beispielsweise hat Costa Rica laut Auswärtigem Amt die Einreisesperre für Touristen bis zum 15. Juni 2020 verlängert.

Fazit:

Das Crowd-Investment für die geplante Solaranlage bei einer im Bau befindlichen Schokoladenfabrik in Ghana ist für die Anleger mit erheblichen Risiken verbunden. Beispielsweise besteht das Risiko, dass sich die Zahlungsfähigkeit des Solarstrom-Endkunden fairafric als auch die der Endkunden in Vietnam, Kenia, Ghana und Costa Rica, von denen die Anleger auch mittelbar abhängen, verschlechtern. Die Umsetzung der Solarprojekte in Ghana (fairafric) und in Vietnam haben laut VIB noch nicht begonnen. Zudem trägt die Emittentin und damit die Anleger beim fairafric Ghana-Projekt auch das unternehmerische Risiko der ecoligo GmbH mit. Angesichts der hohen Risiken für die Anleger ist der Zinssatz des Nachrangdarlehens von 6,0 Prozent pro Jahr gering.

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