Viele Firmen fühlen sich auf strengere Regeln bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht gut vorbereitet – auch, wenn sie diese wichtig finden. / Foto: Pixabay

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Studie: Nachhaltigkeit wird wichtiger für Unternehmen

Unternehmen arbeiten mit Hochdruck daran, Daten über ihre Nachhaltigkeit und ihren Klimafußabdruck zu erheben – auch, weil sie es müssen. Gut vorbereitet fühlt sich aber nur ein kleiner Teil. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle "Sustainability Transformation Monitor" (STM) der Bertelsmann Stiftung, für den mehr als 360 Firmen befragt wurden.

Der Untersuchung zufolge sehen zwei Drittel der Unternehmen in besseren Nachhaltigkeitsberichten die Chance, die eigene Organisation weiterzuentwickeln. Allerdings fühlt sich nur gut ein Drittel der Unternehmen bereit für die neuen Vorschriften, die in diesem Jahr eingeführt werden.

Große Konzerne, die bereits heute einen separaten Nachhaltigkeitsbericht erstellen müssen, werden ab 2024 dazu verpflichtet, Nachhaltigkeitsangaben zum Teil ihres Geschäftsberichts zu machen. Wirtschaftsprüfer müssen diese Angaben dann genauso auf Richtigkeit prüfen wie den finanziellen Teil. In den kommenden Jahren wird diese Pflicht dann auch für weitere Unternehmen eingeführt, die bislang noch nicht zu Nachhaltigkeitsberichten verpflichtet sind.

Mehr Nachhaltigkeit macht Arbeitgeber attraktiver

Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen (67 Prozent) erkennt laut Untersuchung in der erweiterten Berichterstattung einen Mehrwert für die Weiterentwicklung der eigenen Organisation sowie eine größere Transparenz. 80 Prozent der Befragten und damit 8 Prozent mehr als im Vorjahr bestätigen, dass das Thema "beim Vorstand verankert ist", so die Autoren. In 54 Prozent der Unternehmen der Realwirtschaft sei Nachhaltigkeit zudem als strategisches Ziel festgeschrieben.

„Unser Sustainability Transformation Monitor zeigt, dass Nachhaltigkeit viel stärker in den Fokus der Unternehmen gerückt ist. Es geht voran, vor allem die regulatorische Architektur scheint zu wirken. Aber es gibt keinen Grund, sich auf dem Erreichten auszuruhen“, sagt Jakob Kunzlmann, Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung.

„Der Klimawandel ist das größte Risiko für unser Wirtschafts- und Finanzsystem. Klimaschutz muss daher als zentrales Ziel bei Investitionsentscheidungen integriert werden. Für die Realwirtschaft ist dies eine strategische Notwendigkeit“, erklärt Philipp Wesemann, Klimaschutz-Experte bei der Stiftung Mercator. Immerhin die Hälfte der befragten Banken berücksichtigten bei der Kreditvergabe und der Festlegung der Zinssätze Nachhaltigkeitskriterien. „Und die Unternehmen registrieren, dass der Einsatz für mehr Nachhaltigkeit ihre Arbeitgebermarke stärkt.“

Gerade zukünftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden in der Realwirtschaft laut Studie von gut der Hälfte der Befragten „eher als Treiber“ wahrgenommen, wenn es um mehr Transparenz bei der Nachhaltigkeit geht, 16 Prozent empfinden sie als starken Treiber. Das sei für Unternehmen wichtiger als der Klimaaktivismus auf der Straße.

Auch der Finanzwirtschaft kommt in der Nachhaltigkeitstransformation eine wichtige Steuerungsfunktion zu. Wenn Gelder verstärkt nach Nachhaltigkeitskriterien vergeben werden, sinken die Möglichkeiten der Kapitalaufnahme bzw. steigen die Kapitalkosten für nicht nachhaltige Unternehmen, so der STM. Aber nur ein Drittel der Unternehmen gibt an, dass Nachhaltigkeit schon eine wichtige Rolle bei der Finanzierung ihrer Organisation spielt. Dem stehen 40 Prozent gegenüber, für die das Thema noch eher unwichtig ist.

Der STM ist eine Studie, die die Bertelsmann Stiftung zusammen mit der Stiftung Mercator, der Universität Hamburg und der Peer School for Sustainable Development nun zum zweiten Mal erstellt hat und die jährlich erscheinen soll. Die Online-Befragung fand von September bis November 2023 statt und richtete sich an insgesamt 362 Vertreter aus Real- und Finanzwirtschaft.

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