ECOanlagecheck, ECOanlagecheck mit Siegel, Windenergie-Investments

Stufenzinsanleihe 2020 von Energiekontor im ECOanlagecheck

Das Kapital der Stufenzinsanleihe 2020 soll zwei Windparks von Energiekontor in Portugal refinanzieren. Die Darlehen an die Windpark-Gesellschaften werden besichert. Der Zins der grünen Windenergie-Anleihe steigt während der Laufzeit von 4,0 auf 5,0 Prozent pro Jahr.

Die Laufzeit beträgt zwar circa 18 Jahre, aber die Anleihe soll später an der Börse zugelassen werden. Das bedeutet: Man kann sie auch bei Bedarf veräußern. Da der Markt dafür nicht so liquide ist wie beispielsweise bei Aktien großer Konzerne, kann der Verkauf über eine Börse allerdings eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Anlegerinnen und Anleger können ab 3.000 Euro investieren. Der ECOanlagecheck erläutert die Anleihe, die das ECOreporter-Nachhaltigkeitssiegel erhalten hat.

Die Energiekontor-Gruppe mit Hauptsitz in Bremen hat seit ihrer Gründung 1990 bislang 127 Windparks mit einer Gesamtnennleistung von rund 982 Megawatt (MW) geplant, errichtet und zugekauft. Zudem hat sie zehn Solarparks mit einer Leistung von rund 63 MW realisiert. Projekte mit zusammen über 4.000 MW – hauptsächlich Windenergieprojekte in Deutschland und Schottland – befinden sich nach Angaben von Energiekontor in verschiedenen Entwicklungsstufen.

Die Energiekontor AG stellt der Emittentin der Stufenzinsanleihe 2020, der Energiekontor Finanzanlagen VIII GmbH & Co. KG aus Bremerhaven,  als nachrangige Sicherheit eine Konzernbürgschaft von bis zu 12,835 Millionen Euro. Diese Bürgschaft kommt zum Tragen, falls vorrangige Sicherheiten ausfallen sollten. Als vorrangige Sicherheiten dienen die zwei Windparks, an deren Betreibergesellschaften die Emittentin Darlehen ausreicht. Die Kommanditanteile der beiden Windpark-Gesellschaften und die Einspeiseerlöse werden zur Sicherung vollständig an die Anleiheemittentin abgetreten.

Der jährliche Zinssatz der Stufenzinsanleihe 2020 steigt mit der Laufzeit:
1.3.2021 bis 28.2.2026: 4,0 Prozent
1.3.2026 bis 28.2.2031: 4,25 Prozent
1.3.2031 bis 28.2.2035: 4,5 Prozent
1.3.2035 bis 28.2.2039: 5,0 Prozent

Die Rückzahlung des Anleihekapitals an die Anleger soll teilweise vor dem Ende der Laufzeit erfolgen:
am 1.3.2026: 15 Prozent
am 1.3.2031: 15 Prozent
am 1.3.2035: 10 Prozent
am 1.3.2039: 60 Prozent

Die Rendite (IRR, effektiver Jahreszins nach der internen Zinsfuß-Methode) des Anleiheangebotes beträgt bei dem vorgesehenen Zins- und Rückzahlungsverlauf 4,27 Prozent pro Jahr. Bei der Stufenzinsanleihe 2020 handelt es sich um Inhaber-Teilschuldverschreibungen. Die Emittentin kann die Schuldverschreibungen insgesamt oder anteilig mit einer Frist von acht Wochen zum Ende eines Quartals kündigen, erstmalig zum 28. Februar 2024. Die Anleger können nicht vor dem Laufzeitende ordentlich kündigen. Das Emissionsvolumen der Anleihe beträgt 15,1 Millionen Euro. Die Nebenkosten belaufen sich laut Prospekt auf rund 7 Prozent des Emissionserlöses. Es ist geplant, die Anleihe in den Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse einzubeziehen. Alle vorherigen Stufenzinsanleihen, die von anderen Emittentinnen begeben wurden, sind beziehungsweise waren (wenn sie bereits vollständig zurückgezahlt sind) im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse notiert.

Unternehmensprofil Energiekontor

Emittentin und Anbieterin der Stufenzinsanleihe 2020 ist die Energiekontor Finanzanlagen VIII GmbH & Co. KG aus Bremerhaven, gegründet Mai 2019. Ihre alleinige Kommanditistin mit einem Stammkapital von 100.000 Euro ist die Energiekontor AG. Die Geschäftsführerin und Komplementärin der Emittentin ist die Energiekontor Finanzierungsdienste IX GmbH, ebenfalls eine Tochtergesellschaft der Energiekontor AG.

Vorstandsmitglieder der Energiekontor AG sind Peter Szabo (Vorsitzender), Günter Eschen und Carsten Schwarz. Szabo und Eschen sind langjährig in leitenden Positionen im Unternehmen tätig und stellen zusammen auch die Geschäftsführung der Komplementärin der Emittentin der Stufenzinsanleihe 2020. Die beiden Gründer von Energiekontor, Günter Lammers und Dr. Bodo Wilkens, bilden zusammen mit Darius Oliver Kianzad den Aufsichtsrat der Energiekontor AG. Lammers und Wilkens halten jeweils rund 26 Prozent der Aktien der börsennotierten Energiekontor AG. Für die Energiekontor-Gruppe arbeiten rund 200 Mitarbeiter. Die Energiekontor AG selbst wie auch die Emittentinnen der vorherigen Stufenzinsanleihen haben laut Geschäftsbericht ihre Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Anleihegläubigern bislang vollständig erfüllt.


Im Windpark Montemuro in Portugal drehen sich acht Anlagen. / Foto: Energiekontor

Zum Kerngeschäft von Energiekontor zählen Planung, Realisierung, Finanzierung, Vertrieb und Betriebsführung von Windparks und – in voraussichtlich weiter zunehmenden Umfang – auch Solarparks. Zudem verkauft das Unternehmen Strom aus eigenen Windparks. Die Energiekontor AG hält mittelbar über Beteiligungen an Betreibergesellschaften 34 Windparks mit 180 Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von zusammen 276,7 MW im Eigenbestand. Davon befinden sich – laut Geschäftsbericht zum 3. Quartal 2020 – 178,2 MW in Deutschland, 38 MW in Portugal und 60,5 MW in Großbritannien. Zudem hat Energiekontor 2018 den ersten Solarpark mit 10 MW Leistung in das Konzern-Portfolio übernommen. Nach Angaben von Energiekontor soll das Eigenpark-Portfolio künftig weiter ausgebaut werden.

Die Energiekontor AG erwirtschaftet ihre Umsatzerlöse im Wesentlichen, indem sie Windenergieprojekte entwickelt, realisiert und verkauft. Die Einspeiseerlöse für Windstrom der Energiekontor-Gruppe erwirtschaftet nicht die Energiekontor AG selbst, sondern ihre Windpark-Betreibergesellschaften, die im Konzernabschluss der Energiekontor AG mit einbezogen sind. Die Umsatzerlöse aus Stromeinspeisungen stiegen im Geschäftsjahr 2019 auf rund 54,2 Millionen Euro (2018: 53,5 Millionen Euro). Mit diesen Umsatzerlösen bedienen die Windpark-Betreibergesellschaften vorrangig ihre (besicherten) Bankdarlehen und bezahlen unter anderem die Vergütungen für Pacht, Wartung und Betriebsführung.

Im Vergleich zu den Umsatzerlösen aus dem Betrieb der Windparks können die Umsatzerlöse aus der Projektierung und dem Verkauf von Wind- und Solarenergieprojekten größeren Schwankungen unterliegen. Die Umsatzerlöse im Energiekontor-Segment Projektierung und Verkauf lagen 2019 mit rund 6 Millionen Euro deutlich unter denen der Vorjahre (2018: 53 Millionen Euro; 2017: 97 Millionen Euro). Aufgrund der bereits getätigten Verkäufe von Energiekontor ist zu erwarten, dass der Umsatz im Geschäftsjahr 2020 über dem von 2018 liegen wird.

Das liegt auch daran, dass der Konzern 2020 keine Anlagen in den Eigenbestand übernommen hat. Bei einer Übernahme in den Eigenbestand entscheidet sich der Konzern gegen einmalig hohe Umsatzerlöse, die bei einem Verkauf zu erzielen sind, und für kontinuierliche jährliche Umsatzerlöse durch den Betrieb der Anlagen. Dadurch kann der Konzern nach eigenen Angaben auch in Jahren, in denen er nur wenige Projekte realisieren und verkaufen kann, die laufenden Kosten (z. B. Personal, Projektentwicklungen) mit den Überschüssen aus dem Stromverkauf finanzieren.

Die Eigenkapitalquote (ohne stille Reserven) des Konzerns reduzierte sich aufgrund einer neuen Bilanzierungsregel von 19,6 Prozent (Ende 2018) auf rund 14,4 Prozent Ende Dezember 2019. Die Substanz des Konzerns hat sich damit aber nicht verringert: Sein Sachanlagenvermögen, das zu über 97 Prozent aus Windparks besteht, hat sich 2019 im Vergleich zum Vorjahr von rund 205 Millionen Euro (2018) auf rund 227 Millionen Euro (2019) erhöht.

Aufgrund der umfangreichen Projektpipeline und der in 2020 erzielten Genehmigungs- und Ausschreibungserfolge geht die Energiekontor AG davon aus, dass sich ihr Unternehmenswachstum ab 2021 weiter beschleunigen wird und die Gewinne ansteigen. Schwerpunkte sind Windenergieprojekte in Deutschland und Schottland. Künftig rechnet Energiekontor auch mit ersten größeren Umsatz- und Ergebnisbeiträgen aus seinen neuen Märkten USA und Frankreich. Grundsätzlich ist es während der 18-jährigen Laufzeit der Stufenzinsanleihe 2020 möglich, dass Energiekontor in weitere Märkte investieren wird, die derzeit noch nicht feststehen.

Investitionen

Die Emittentin der Stufenzinsanleihe 2020, die Energiekontor Finanzanlagen VIII GmbH & Co. KG, leitet das Anleihekapital plangemäß als – nach Angaben der Emittentin mit 5,1 Prozent pro Jahr verzinste – Nachrangdarlehen an zwei Betreibergesellschaften mit rechtlichem Sitz in Bremerhaven weiter. Diese sind im Besitz der Energiekontor AG, betreiben jeweils einen Windpark in Portugal und finanzieren mit dem Darlehenskapital die Ablösung ihrer bestehenden Bankverbindlichkeiten (inkl. Vorfälligkeitsentschädigung). Das Anleihevolumen der Stufenzinsanleihe beträgt 15,1 Millionen Euro. Davon sollen 7,3 Millionen Euro den Windpark Montemuro refinanzieren und 7,8 Millionen Euro den Windpark Penedo Ruivo.


Auf 1.100 m Höhe drehen sich 10 Anlagen im Windpark Pendo Ruivo. / Foto: Energiekontor

Die beiden – ca. 50 km voneinander entfernten – Windparks befinden sich im Norden Portugals auf einem Gebirgsrücken in 1.100 m Höhe. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit in 60 m Nabenhöhe beträgt laut Prospekt 7,4 Meter bis 7,8 Meter je Sekunde (m/s). Im Windpark Montemuro drehen sich seit August 2005 acht Anlagen des Typs AN Bonus Navantia 1,3 des 2004 von Siemens übernommenen dänischen Herstellers Bonus mit einer Nennleistung von jeweils 1,3 MW. Derselbe Windrad-Typ ist auch beim Windpark Penedo Ruivo im Einsatz, dessen zehn Anlagen seit Dezember 2005 in Betrieb sind.

Unter der Annahme gleichbleibender durchschnittlicher Betriebskosten (inkl. Wartung und Reparaturen) wird laut Prospekt der durchschnittliche Rohüberschuss (vor Steuern und Abgaben) ab 2021 bis 2025 ca. 1,9 Millionen Euro pro Jahr betragen – für beide Betreibergesellschaften zusammen. Basis der Kalkulation ist die gesetzliche Einspeisevergütung von – unter anderem inflations- bzw. deflationsabhängigen – ca. 6,0 Cent/kWh, welche den Windpark-Gesellschaften bis Ende 2025 zusteht. Die Emittentin geht laut Prospekt davon aus, dass sich ab 2025 mindestens 6,0 Cent/kWh durch den Verkauf des Windstroms an einer Strombörse oder über Stromlieferverträge (Power Purchase Agreement, PPA) erzielen lassen und die Strommarktpreise für Portugal mittel- bis langfristig ansteigen.

Die Nutzungsverträge für die Standorte der Windenergieanlagen laufen bis Anfang/Mitte 2026. Verhandlungen über eine Verlängerung der Nutzungsrechte über 2026 hinaus sind nach Angaben der Emittentin noch nicht aufgenommen. Nach derzeitiger Einschätzung der Emittentin steht einer Verlängerung der Nutzungsverträge nichts entgegen, da das Windpark-Gelände in Portugal aufgrund seiner Kargheit  im Grunde nicht landwirtschaftlich genutzt werden könne.

Es ist grundsätzlich möglich, dass die Windkraftanlagen während der Anleihelaufzeit durch neue Anlagen ersetzt werden (Repowering) und in der Folge das Anleihekapital vorzeitig zurückgezahlt wird. Derzeit ist aber vorgesehen, die bestehenden Windenergieanlagen so lange zu betreiben wie es technisch und wirtschaftlich möglich ist. Die Emittentin geht davon aus, dass – bei entsprechender guter Wartung – die Anlagen über 30 Jahre lang betrieben werden können. Zum Ende der Laufzeit der Stufenzinsanleihe (2039) würden die Windenergieanlagen der Windparks Montemuro und Penedo Ruivo rund 33 Jahre alt sein.

Die Wartungs- und Reparaturaufwendungen können mit zunehmendem Alter der Windenergieanlagen steigen. In der Folge besteht auch das Risiko, dass für einen Weiterbetrieb der Anlagen Ersatzteile benötigt werden, die schon seit vielen Jahren nicht mehr hergestellt werden. Die Energiekontor-Gruppe hat nach eigenen Angaben rund 60 Windenergieanlagen des Typs AN Bonus (Navantia) 1.3 in der Betriebsführung. Somit ist die Gruppe  nach Einschätzung der Emittentin in der Lage, beim Abbau von Anlagen wichtige Komponenten für die Anlagen der Windparks Montemuro und Penedo Ruivo zukünftig auf Lager zu legen. Bislang ist nach Energiekontor-Angaben für ihre AN Bonus-Anlagen noch kein Engpass bei Ersatzteilen aufgetreten.

Ökologische Wirkung und Impact

Die Windenergieanlagen im Eigenbestand von Energiekontor produzieren laut Geschäftsbericht zusammen mehr als 500 Millionen kWh Strom im Jahr. Die CO2-Einsparung durch den Betrieb der Windenergieanlagen im Vergleich zur Stromgewinnung aus Kohlekraftwerken beträgt etwa 300.000 Tonnen pro Jahr.

Die Winderträge in Portugal fielen laut Geschäftsbericht 2019 nur leicht unterdurchschnittlich aus. Der Windpark Montemuro produzierte 2019 über 22 Millionen kWh Strom und der Windpark Penedo Ruivo über 32 Millionen kWh. Damit entfallen auf die beiden portugiesischen Windparks nur rund 8 Prozent der Nennleistung des Energiekontor-Eigenbestandes, aber rund 11 Prozent des erzeugten Stroms. Gerade an solchen windreichen Standorten ist es für den Klimaschutz sinnvoll, einmal aufgestellte Windenergieanlagen möglichst lange zu betreiben. Bei den Windenergieanlagen der beiden portugiesischen Windparks wurden zudem in den vergangen Jahren die Rotorblätter verlängert, so dass der Stromertrag nach Energiekontor-Angaben um ca. 3 Prozent pro Jahr gestiegen ist.

Die Refinanzierung der Energiekontor-Windparks durch das Kapital aus der Stufenzinsanleihe bewirkt, dass bei Energiekontor finanzielle Mittel verfügbar werden. Diese will Energiekontor in erster Linie für die Entwicklung und Finanzierung von neuen Wind- und Solarenergieprojekte einsetzen. Abhängig von der Umsetzungsdauer der einzelnen Projekte kann das Kapital während der Laufzeit der Anleihe somit voraussichtlich mehrfach für ökologisch sinnvolle Wind- und Solarenergieprojekte eingesetzt werden. Auch daher hat die Stufenzinsanleihe 2020 eine positive ökologische Wirkung.

Risiko

Die Stufenzinsanleihe 2020 selbst und damit die Ansprüche der Anleger sind nicht besichert. Die Darlehen der Emittentin an die zwei Windpark-Betreibergesellschaften werden laut Prospekt erstrangig besichert. Wenn eine Betreibergesellschaft die Verpflichtungen aus einem Darlehensvertrag nicht erfüllen sollte, kann die Emittentin deren Kommanditanteile verwerten.

Es besteht das Risiko, dass der Erlös aus dem Verkauf der Sicherheiten geringer ist als die Darlehenssumme. Das kann insbesondere dann der Fall sein, falls die Nutzungsrechte für die Windparkstandorte nicht über 2026 hinaus verlängert werden können und in der Folge die Windenergieanlagen abzubauen sind. Grundsätzlich kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass beispielsweise aufgrund erhöhter Umwelt- und Naturschutzauflagen die Betriebsgenehmigung über 2026 hinaus entzogen wird oder Portugal den für die beiden Windparks geltenden gesetzlichen Einspeisetarif rückwirkend für Bestandsanlagen kürzt.

Zudem ist es für die Werthaltigkeit der Kommanditanteile wichtig, dass die Windparks ihren Strom nach Ende der gesetzlichen Einspeisevergütung (2025) über PPAs oder an der Strombörse zu auskömmlichen Preisen verkaufen können. Es ist beispielsweise nicht ausgeschlossen, dass 2025 neue Solaranlagen günstiger Strom produzieren als ältere Windenergieanlagen und somit einen Vorteil im Wettbewerb um PPA-Kunden haben werden.

Die beiden Windparks sind jeweils rund 15 Jahre in Betrieb, so dass diesbezüglich keine Projektentwicklungs- und Fertigstellungsrisiken bestehen. Die langjährigen Erfahrungswerte sind ein wesentlicher Vorteil, weil sie fundierte und realistische Stromertragsprognosen ermöglichen. Grundsätzlich besteht aber das Risiko, dass die Winderträge künftig unter den Erwartungen bleiben. Mit zunehmendem Alter können die Windenergieanlagen wartungsintensiver und reparaturanfälliger werden, was auch zu längeren Ausfallzeiten ohne Stromerlöse führen kann.

Die nach Zins- und Steuerzahlungen verbleibenden Jahresüberschüsse können die Windpark-Betreibergesellschaften zurücklegen, um die in späteren Jahren fälligen Tilgungszahlungen an die Emittentin aus Betriebsüberschüssen der Windparks leisten zu können. Zur Zurücklegung  sind die Betreibergesellschaften aber im Grundsatz nicht verpflichtet, da auch keine Ausschüttungssperre an den Gesellschafter Energiekontor AG besteht.

Die Energiekontor AG gewährt der Emittentin eine Bürgschaft von bis zu 12,835 Millionen Euro. Die Bürgschaftssumme reduziert sich ab 2031 um die an die Emittentin geleisteten Teilrückzahlungen. Die Schlusszahlung von 9,06 Millionen Euro soll plangemäß am 1. März 2039 erfolgen. Gemäß der in der Werbebroschüre abgebildeten Bürgschaftsurkunde erlischt die Bürgschaft spätestens am 10. April 2039, falls und insoweit die Energiekontor AG bis zu dem Tage aus der Bürgschaft nicht schriftlich in Anspruch genommen wurde.

Die Bürgschaft der Energiekontor AG stellt eine nachrangige Sicherheit für den Fall dar, dass Betreibergesellschaften ihre Zahlungsverpflichtungen gegenüber der Emittentin nicht erfüllen und ihre Sicherheiten ausfallen. In dem Fall sind die Emittentin und damit ihre Anleger darauf angewiesen, dass die Energiekontor AG bis zum Ende der Anleihelaufzeit (2039) besteht und zahlungsfähig bleibt. Energiekontor besteht bereits seit mehr als 25 Jahren, ist gut in einem Wachstumsmarkt positioniert, hat in den letzten Jahren durchgängig Jahresgewinne erwirtschaftet und verfügt derzeit über umfangreiche Projektpipeline für die nächsten ca. fünf Jahre. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sich in den nächsten 18 Jahren die volkswirtschaftlichen, politischen, rechtlichen und technologischen Rahmenbedingungen so verändern, dass das Unternehmen nicht mehr erfolgreich agieren kann.

Stärken

  • Erstrangige Besicherung der Darlehen der Emittentin
  • Umfassende Erfahrungswerte für die beiden Windparks
  • Bürgschaft der Energiekontor AG für die Emittentin
  • Sehr erfahrener und am Markt etablierter Energiekontor-Konzern

Schwächen

  • Verlängerung der Nutzungsverträge für die Windpark-Standorte noch nicht erfolgt
  • Höhere Wartungs- und Reparaturkosten bei älteren Windenergieanlagen möglich
  • Risiko für geringere Strom-Verkaufserlöse nach 2025


Fazit:

Finanziell

Das Kapital der Stufenzinsanleihe 2020 fließt in die Betreibergesellschaften der portugiesischen Windparks Montemuro und Penedo Ruivo. Deren Kommanditanteile werden als Sicherheit an die Emittentin der Anleihe abgetreten. Bis 2025 steht den beiden Windparks eine gesetzliche Einspeisevergütung zu. Für die Zeit danach müssen die Nutzungsverträge für die Windpark-Standorte verlängert und der Strom anderweitig verkauft werden. Falls das nicht zu (wirtschaftlich auskömmlichen Konditionen) gelingt, müsste die Emittentin voraussichtlich bereits 2026/2027 die Bürgschaft der Energiekontor AG in Anspruch nehmen, um eine Rückzahlung des Anleihekapitals (vollständig) zu ermöglichen.

Wenn die Betreibergesellschaften für die Zeit ab 2026 langfristige Nutzungsverträge und Stromabnahmeverträge zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen abschließen können, besteht in der Folge das Risiko, dass die Windenergieanlagen mit zunehmenden Alter anfälliger werden. Falls eventuell erforderliche Reparaturen so teuer werden, dass sie wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll sind, kann eine Stilllegung der Windenergieanlagen vor 2039 erfolgen. Nicht nur in dem Fall sind 2039 die dann rund 33 Jahre alten Windräder und die dazugehörigen Kommanditanteile voraussichtlich nur noch wenig werthaltig. Daher ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Emittentin für die 2039 anstehende finale Rückzahlung von 60 Prozent des Anleihekapitals auf die Bürgschaft der Energiekontor AG zurückgreifen muss. Falls die Schluss-Rückzahlung in 2039 ausfallen sollte, läge die Rendite (IRR) der Stufenzinsanleihe bei rund 0,3 Prozent pro Jahr. Beim Einhalten des vorgesehenen Zins- und Rückzahlungsverlaufs können Anlegerinnen und Anleger mit einer Rendite (IRR) von rund 4,3 Prozent pro Jahr rechnen.

Nachhaltigkeit

Das Anleihekapital refinanziert zwei bestehende Windparks, wodurch bei der Energiekontor-Gruppe finanzielle Mittel frei werden, mit denen sie weitere nachhaltige Erneuerbare-Energien-Projekte entwickeln und umsetzen kann. Die beiden portugiesischen Standorte sind besonders windreich, so dass die Windkraftanlagen der beiden Windparks überdurchschnittlich viel zur Energiewende beitragen.

ECOreporter.de-Empfehlung

Die Emittentin der Stufenzinsanleihe 2020 erhält für ihre Darlehen Sicherheiten: Anteile an zwei Windparks und eine Bürgschaft der Energiekontor AG. Das so diversifizierte Sicherheiten-Portfolio ist stimmig. Es ist geeignet, um in den meisten Szenarien, die während der Laufzeit der Stufenzinsanleihe eintreten können, den Großteil der Rückzahlungsansprüche sichern zu können, wenn die Energiekontor-Gruppe weiterhin wirtschaftlich erfolgreich bleibt.  Das Verhältnis von Zins zum Risiko der nachhaltigen Stufenzinsanleihe 2020 ist marktgerecht.

Basisdaten

Anbieterin und Emittentin:
Energiekontor Finanzanlagen VIII GmbH & Co. KG, Bremerhaven

Anlageform: Anleihe (Inhaber-Teilschuldverschreibung)

Emissionsvolumen:
15,1 Millionen Euro

Mindestzeichnungssumme:
3.000 Euro

Agio: 0 Prozent

Laufzeit: 18 Jahre

Rückzahlung:
15 % am 1.3.2026,
15 % am 1.3.2031,
10 % am 1.3.2035,
60 % am 1.3.2039

Zinsen:
4,0 % p.a. vom 1.3.2021 bis 28.2.2026,
4,25 % p.a. vom 1.3.2026 bis 28.2.2031,
4,5 % p.a. vom 1.3.2031 bis 28.2.2035,
5,0 % p.a. vom 1.3.2035 bis 28.2.2039

Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen

BaFin-Billigung: Ja

Handelbarkeit: Freiverkehr an der Frankfurter Wertpapierbörse geplant

ISIN: DE000A254S58

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