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Varta muss sparen – Kapitalerhöhung bringt knapp 51 Millionen Euro
Der Batteriehersteller Varta aus dem baden-württembergischen Ellwangen steckt in finanziellen Schwierigkeiten, die Banken verlangen von dem Unternehmen nun einen drastischen Sparkurs inklusive Stellenstreichungen. Über eine Kapitalerhöhung kann Varta sich etwas Luft verschaffen.
Das Unternehmen gab zum Wochenstart 2,22 Millionen neue Aktien zum Preis von je 22,85 Euro aus, wie Varta am Dienstag mitteilte. Der Bruttoemissionserlös lag damit bei 50,7 Millionen Euro. Gezeichnet wurden die Aktien ausschließlich durch eine Gesellschaft des österreichischen Investors und Varta-Großaktionärs Michael Tojner.
Banken verlangen Einsparungen
Die neuen Aktien sind für das Geschäftsjahr 2022 voll dividendenberechtigt. Das Bezugsrecht der übrigen Aktionäre war bei dem Angebot ausgeschlossen. Wie ernst ist die Lage bei Varta, wie attraktiv ist die Aktie?
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Gläubigerbanken hatten zuvor ein Sanierungsgutachten gefordert, um die Überlebenschancen von Varta zu beurteilen. Die Wirtschaftsprüfer von KPMG kamen in dem Gutachten zu dem Schluss, dass Varta saniert werden könne und "klare Wachstumsperspektiven" habe. Dafür brauche es allerdings die jetzt erfolgte Kapitalspritze und entschiedene Sparmaßnahmen.
Demnach müssen die Kosten bei Beschaffung und internen Prozessen sinken, Stellen sollen gestrichen werden. Außerdem muss dem Gutachten zufolge die Kundenbasis verbreitert werden.
Varta beschäftigt aktuell 4.700 Menschen. Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern sollen nun beginnen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Eine konkrete Zahl, wie viele Beschäftigte gehen müssen, steht demnach noch nicht fest. „Ziel weiterer Restrukturierungsmaßnahmen ist die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumskurs“, heißt es in der Mitteilung vom Montag. Vor allem das Geschäft mit Mikrobatterien, Knopfzellen und Haushaltsbatterien müsse profitabler werden.
Im vergangenen Jahr hatte Varta mehrfach seine Prognose senken müssen. Wegen der sinkenden Nachfrage nach Knopfzellen für Kopfhörer wie die AirPods des US-Konzerns Apple sind in Nördlingen seit Dezember rund 500 Beschäftigte in Kurzarbeit. Pläne für den Neubau einer Fabrik für Batteriezellen für Elektroautos wurden mangels Abnahmezusagen gestoppt.
Keine Batterien für Elektroautos
Varta produziert zwar weiterhin eine Kleinserie der Rundzelle V4Drive für Porsche. Die Batterien dienen zur Beschleunigung von Sportwagen und können mit entsprechender Modifikation auch als Hauptantrieb verwendet werden. Bislang hat Varta allerdings noch keine weiteren Kunden präsentieren können und auch keinen Partner, der die notwendige halbe Milliarde Euro für den Aufbau einer Großfertigung mitbringen müsste.
Noch im August 2021 kostete die Varta-Aktie 164,05 Euro. In der Folge begann ein langer Absturz, insbesondere weil der geplante Wandel vom Hersteller von Minibatterien zu Antriebsbatterien von Elektroautos trotz 100 Millionen Euro staatlicher Fördergelder bislang nicht gelang. Zum Jahreswechsel musste die Aktie den Mittelwerte-Index MDax verlassen.
Aktuell kostet das Papier im Xetra-Handel 24,53 Euro (Stand: 22.3.2023, 9:39 Uhr). Zum Vortag ist die Aktie, mutmaßlich dank der erfolgreichen Kapitalmaßnahme, 3,1 Prozent im Plus. Im Monatsvergleich hat die Aktie 16,6 Prozent an Wert verloren, auf Jahressicht ist sie 74,5 Prozent im Minus.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei Varta sind offensichtlich groß, das noch größere Problem sind aber die unklaren Aussichten. Der Preis der neu ausgegebenen Aktien liegt noch immer 2 Euro unter dem in den letzten Monaten drastisch eingebrochenen Kurs. Das ist ein deutliches Indiz, wie dringend Varta das frische Kapital braucht. ECOreporter rät aktuell von einem Einstieg in die Aktie ab.
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