Die DWS gibt einen angeblich grünen Energie-ETF auf. In dem Aktienpaket steckt jede Menge Öl und Gas. / Foto: Pixabay

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Warum die DWS einen erfolgreichen "nachhaltigen" ETF liquidiert

Deutschlands größter Fondsanbieter, die Deutsche Bank-Tochter DWS, wird den auf nachhaltige Energiekonzerne aus Europa ausgerichteten Xtrackers MSCI Europe Energy ESG Screened ETF am 14. März schließen. Der Grund ist eine Verschärfung der Nachhaltigkeits-Richtlinien beim zugrunde liegenden Index des US-Finanzkonzerns MSCI. Ein Verlust für die grüne Geldanlage?

Ein Börsenhandel des ETFs soll letztmals am 10. März möglich sein. Spätestens bis zum 24. März will die DWS den Liquidationserlös an noch investierte Anlegerinnen und Anleger auszahlen. Die Wertentwicklung des 2007 aufgelegten ETFs kann sich sehen lassen: Auf fünf Jahre verzeichnet er ein Plus von rund 55 Prozent, in den letzten zehn Jahren hat er gut 80 Prozent zugelegt.

Ein anderes Bild zeigt sich bei der Nachhaltigkeit des ETFs. Sämtliche auf der DWS-Webseite des Produkts aufgeführten "Top Bestandteile" sind Öl- und Gaskonzerne wie BP aus Großbritannien, Shell aus den Niederlanden oder TotalEnergies aus Frankreich. Auch ohne ausführlichen ECOreporter-Test lässt sich sagen: Mit Nachhaltigkeit hat das eher wenig zu tun.

Aus nach Verschärfung von ESG-Kriterien

Der ETF fußt auf dem MSCI Europe Energy ESG Screened 20-35 Select Index, der Aktien von Unternehmen aus dem Energiesektor umfasst, die Mindeststandards in Bezug auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) einhalten sollen. Für solche ESG-Kriterien gibt es keine allgemein verbindlichen Standards.

Der Grund für die Liquidation des ETFs ist der DWS zufolge, dass der Indexanbieter MSCI zum 1. März "methodische Änderungen" an seinen ESG-Screened-Indizes vorgenommen hat. Neue Ausschlusskriterien und andere Filterkriterien würden im Ergebnis dafür sorgen, dass mehrere Unternehmen aus dem Index fliegen. Laut DWS würde ein Festhalten am Nachbau des Index nun "dazu führen, dass die Mehrheit der derzeitigen Bestandteile, die eng mit dem europäischen Energiemarkt verbunden sind, entfernt würde, so dass der Referenzindex nur noch eine äußerst geringe Anzahl von Bestandteilen hätte".

Dem Verwaltungsrat des Fonds zufolge sei der Index nach der Umstellung "kein angemessener Referenzwert mehr für den Markt". Es liege daher "nicht im besten Interesse der Anteilsinhaber", diesen Index weiterhin abzubilden. "In Ermangelung eines geeigneten alternativen Referenzindex" sei daher der Entschluss gefasst worden, den ETF abzuwickeln.

ECOreporter-Fazit: Ein angeblich nachhaltiger ETF wird abgewickelt, weil er dem Anbieter zu grün wird. Nachhaltige Anlegerinnen und Anleger müssen diesem Produkt, das unter dem Deckmantel grüner Energie im großen Stil fossil investiert, nicht nachtrauern.

Einen Überblick zu den bislang von ECOreporter getesteten ETFs finden Sie hier: Fast 100 ETFs im Test: Die Nachhaltigsten und die finanziell Erfolgreichsten.

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