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Wirbel um UmweltBank-Hauptversammlung: Wer wird Aufsichtsrat?
Ihre Hauptversammlung 2018 wird die UmweltBank heute, am Donnerstag, den 28. Juni, in Nürnberg abhalten. Das ist aber auch schon fast alles, was sicher zu sein scheint bei dieser Hauptversammlung.
Und wenn es nach dem Dachverband der Kritischen Aktionäre geht, dann sollte selbst der Termin der Hauptversammlung nicht sicher sein: Denn dem neuen, wie die Kritischen Aktionäre es nennen, "Großaktionär GLS Bank", solle mehr Zeit eingeräumt werden, um die strategische Neuausrichtung der Umweltbank transparent zu machen.
Deshalb empfehle der Dachverband eine außerordentliche Hauptversammlung. "Offensichtlich hat die GLS Bank Ihre Wahlvorschläge zum Aufsichtsrat nicht mit der Umweltbank AG abgestimmt", sagte Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.
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Strategische Neuausrichtung, Großaktionär, Zeitbedarf, neue Hauptversammlung? Aktionäre dürften unruhig werden angesichts der Vokabeln, die im Vorfeld dieser Hauptversammlung unterwegs sind. Fakt ist jedoch: Die Hauptversammlung ist im Bundesanzeiger angekündigt, die Tagesordnung ist dort veröffentlicht. Wer etwas anderes will, muss Meldefristen einhalten - und das ist Stand heute schlicht nicht mehr möglich. Also wird die Hauptversammlung heute stattfinden, es sei denn, die Nürnberger sperren ihre Halle. Und dafür gibt es keine Anzeichen.
Dennoch wird die Versammlung spannend werden. Denn die UmweltBank-Gründerfamilie hat über ihre Umwelt Vermögen Beteiligungs AG Wahlvorschläge für den Aufsichtsrat eingebracht. Das dürfte einige erstaunt haben, schließlich wurde vor Monaten berichtet, dass die Umweltbank-Gründerfamilie ihre etwa 15 Prozent Aktienanteile an die Bochumer GLS Bank veräußert hat (ausführlicher ECOreporter-Bericht siehe hier).
Noch schwebt der Deal
Nur: Der Deal wird erst am kommenden Montag, den 2. Juli wirksam. Bis dahin kann die GLS Bank nicht mitstimmen. Sie muss aber für drei Jahre mit den Aufsichtsräten leben, die morgen gewählt werden. Also dürften sich die Gründerfamilie und die GLS Bank über die Kandidaten abgesprochen haben, die sie nun ins Rennen schicken.
Ein Kandidat ist Silke Stremlau, die jahrelang den nachhaltigen Finanzbereich des imug aus Hannover geleitet hat, eine Nachhaltigkeits-Research-Agentur, die mit ihren Recherchen nahezu jede ethische Bank in Deutschland beliefert hat. Die Sozialwissenschaftlerin wechselte später zunächst als Vorstandskandidatin und Generallbevollmächtigte zur katholisch orientierten Bank im Bistum Essen. Heute ist sie Vorstandsfrau der Hannoverschen Kassen, einer Einrichtung, die sich um Altersvorsorge kümmert und gegründet wurde, um die Altersversorgung der Angestellten von Waldorf-Institutionen zu sichern. Waldorf, das ist Anthroposophie, und auch die GLS Bank hat in dieser Weltsicht ihre Wurzeln gehabt.

Die Nachhaltigkeitsexpertin Silke Stremlau kandidiert für den Aufsichtsrat der UmweltBank. / Foto: privat
Der GLS-Bank Vorstandsvorsitzende Thomas Jorberg ist denn auch Aufsichtsrat der Hannoverschen Kassen. Silke Stremlau gegenüber ECOreporter zu ihrer Kandidatur: "Ich kandidiere für den Aufsichtsrat der UmweltBank, um die bereits begonnene Neuausrichtung der Bank weiter zu fördern und sie mit meiner Expertise zum nachhaltigen Finanzmarkt und meinem Netzwerk zu unterstützen." Sie sei überzeugt, der Markt und die Kundennachfrage seien groß genug für alle, erklärt sie.
Und zugleich hätten alle ähnliche, wenn nicht sogar gleiche Ziele: eine nachhaltige Wirtschaft und eine sozial-ökologische Transformation unserer Gesellschaft. Daher stehe sie der GLS nahe, aber ebenso den anderen Instituten und auch explizit der UmweltBank. Denn hier war sie neun Jahre lang im Umweltbeirat der Bank tätig, davon drei Jahre engeren Kreis des im UmweltRats.
Der andere Kandidat, den die UmweltBank-Gründerfamilie benannt hat, ist der Rechtsanwalt Dr. Hermann Falk, Vorstand der Bochumer GLS Treuhand e.V., einer Schwestergesellschaft der GLS Bank. Unter anderem als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Naturstrom AG aus Düsseldorf hat er Erfahrung mit grünen Anbietern. Die umweltpolitischen, kaufmännischen verbandspolitischen und rechtsberatenden Erfahrungen dieser beiden seien wichtig für eine qualifiziert beratende Unterstützung des Vorstands der UmweltBank, schreibt die UmweltVermögen Beteiligungs AG.
Der amtierende Aufsichtsrat der UmweltBank hat dagegen vor einigen Tagen erklärt, er fordere die Aktionäre auf, gegen die neuen Aufsichtsräte zu stimmen. Es sei nicht im Sinne der Aktionäre, wenn zwei von drei Mitgliedern des Aufsichtsrats auf Initiative eines künftigen Aktionäres bestimmt würden, der damit faktisch die Kontrolle über die Gesellschaft übernehme. Die deutliche Mehrheit (85 Prozent der Aktionäre) würde dadurch von einem faktischen Wettbewerber dominiert, der gut 15 Prozent der Aktien besitze.
Hintergrund: Der Aufsichtsrat bestellt die Vorstände. Allerdings hat der Aufsichtsrat nur eine beratende und kontrollierende Funktion. Das operative Tagesgeschäft ist alleine Sache der Vorstände. Die wiederum wirken laut Aktiengesetz bei der Bestellung ihre Aufsichtsrats nicht mit - und die UmweltBank-Vorstände haben erklärt, das sei Grund genug, auf eine Stellungnahme zur Aufsichtsratswahl zu verzichten.
Die Aufsichtsratsvorsitzende ist unumstritten
Unumstritten ist derzeit wohl nur die Aufsichtsratsvorsitzende Edda Schröder. Hautamtlich leitet sie die erfolgreiche Mikrofinanz-Institution Invest in Visions aus Frankfurt (näheres siehe Titelgeschichte des aktuellen gedruckten ECOreporter-Magazins) . Sie gilt derzeit als gesetzt und allen Seiten als genehm. Die anderen gegenwärtigen Aufsichtsräte, der Notar Heinrich Klotz und der Geschäftsführer Günther Hofmann, stehen morgen im Wettbewerb mit Silke Stremlau und Dr. Hermann Falk.
Diesen beiden stehen der GLS nahe. Die Initiative zur Übernahme des UmweltBank-Aktienpakets von der Gründerfamilie ging allerdings, wie verschiedene Queullen berichten, nicht von der GLS Bank aus. Die dürfte demgemäß durchaus daran interessiert sein, dass es dem Wettbewerber UmweltBank gut geht: Schließlich zahlt die UmweltBank Dividenden für ihre Aktien.
Prof. Hundhausen ist bekannt für Redebeiträge bei Hauptversammlungen
"Durch die sehr spät eingereichten Gegenanträge weiß ein Teil der Aktionäre nicht einmal, dass es Gegenkandidaten gibt, und die Wahl könnte durch den Großaktionär entschieden werden“, sagt nun Dufner von den Kritischen Aktionären laut einer Meldung dieses Verbands. In der Meldung ist auch Prof. Martin Hundhausen zitiert, ohne dass seine Position im Verband zu erkennen wäre.
Wer allerdings in die Mitschriften alter Hauptversammlungen der UmweltBank schaut, der merkt schnell: Prof. Hundhausen war dabei. In der Meldung der Kritischen Aktionäre äußert er sich dazu, dass die GLS Bank nicht kundgetan habe, ob sie sich bei der Umweltbank für besseren Anlegerschutz stark machen wolle. "Hier lag in den letzten Jahren vieles im Argen", kritisiert er.
Die Vorgeschichte: Laut Protokoll der Hauptversammlung 2017 hatte Hundhausen etliche Wortbeiträge geliefert; etwa zu folgenden Themen: "Befragt nach der Zahl der Rechtsstreitigkeiten im Unternehmen informierte der Vorstand, dass derzeit 32 Verfahren mit einem Gesamtstreitwert von 1,6 Millionen Euro anhängig sind. Davon entfallen 20 Verfahren mit einem Streitwert von 964.000 Euro auf das Thema Windparkfonds, die sämtlich erstinstanzlich im Sinne der UmweltBank entschieden worden sind. Außerdem gibt es Klagen auf Rückforderung von Bearbeitungsgebühren, aber keinen Prozess ehemaliger Mitarbeiter gegen die UmweltBank, wie Professor Hundhausen mutmaßte."
Zitat aus einer weiteren Passage des Protokolls: "Des Weiteren hinterfragte Prof. Dr. Hundhausen den Sinn der turnusmäßigen Wechsel im Aufsichtsratsvorsitz, der nun auch auf den Vorstand ausgedehnt wurde. Dieses rollierende Verfahren ist nach Aussage von Herrn Weber schon seit Jahren bewährte Praxis bei der UmweltBank. Er hält dies für konsequent, schließlich versteht sich der Aufsichtsrat ebenso wie der Vorstand und der Umweltrat als Team."
Prof. Hundhausen meldete sich 2017 weiter zu Wort, dazu wurde protokolliert: "Mit seinen folgenden Anmerkungen zog Prof. Dr. Hundhausen zunehmend den Unmut der übrigen Aktionäre auf sich (….) Im Anschluss stellte Prof. Dr. Hundhausen detaillierte Fragen zur Leistungsbilanz und Ausschüttungssituation verschiedener geschlossener Windparkfonds, die ihm der Vorstand nicht beantworten wollte. Herr Bašić (Anmerkung ECOreporter: der UmweltBank-Vorstand) stellte klar, dass die UmweltBank nicht die Initiatorin dieser Fonds, sondern lediglich Vertriebspartner war. Natürlich sei man nicht überall glücklich mit der Performance. Diese Fragen müssten aber den Geschäftsführern der Fonds gestellt werden und nicht auf der Hauptversammlung der UmweltBank, die das Geschäftsjahr 2016 behandelt. Prof. Dr. Hundhausen wollte dies nicht akzeptieren und gab die Fragen zu Protokoll."
Unklar ist, ob sich Prof. Hundhausen bei der Hauptversammlung heute zu Wort melden wird und ob er als Aktionär auftreten wird oder als Vertreter des Verbandes der Kritischen Aktionäre, der ihn in seiner Pressemeldung zitiert. Klar dürfte nur sein: Diese Hauptversammlung wird kontrovers werden.