Sitz der UmweltBank in Nürnberg: Die GLS Bank erwirbt 15,6 Prozent der Anteile. / Foto: Unternehmen

  Institutionelle / Anlageprofis, Finanzdienstleister

Das kam überraschend: GLS Bank übernimmt ein Sechstel der UmweltBank - weitere Hintergründe

Die Bochumer GLS Bank übernimmt 15,6 Prozent der Anteile an der UmweltBank AG, also etwas weniger als ein Sechstel. Die vollständigen Hintergründe sind noch unklar.

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

„Wir haben uns für einen strategischen Investor entschieden, der die Ideen und Werte der UmweltBank weiterträgt und sie in eine erfolgreiche Zukunft begleiten wird“, sagt Sabine Popp, Vorstand der UmweltVermögen Beteiligungs AG (UVM). Die UVM war bisherige Eigentümerin des Aktienpakets. Die Familie Popp und die GLS Bank haben am 24. April 2018 die Übernahme dieses Aktienpakets vereinbart.

Klage zu altem Lizenzvertrag läuft noch

Im Oktober letzten Jahres hatte die UmweltBank gemeldet, sie wolle gerichtlich gegen einen 22 Jahre alten Lizenzvertrag vorgehen. Dabei ging es um Lizenzgebühren, welche die UmweltBank an die D.U.T. UmweltTreuhand GmbH gezahlt hat, deren Geschäftsführerin Sabin Popp ist. Falls die UmweltBank mit der Klage Erfolg habe, würden ihr etwa 4 Millionen Euro zufließen, teilte sie im Oktober mit. Der Lizenzvertrag soll aus 1995 stammen. Das Verfahren läuft noch, das Ergebnis ist nicht absehbar.

Die GLS Bank, 1974 gegründet, ist die erste sozial-ökologische Universalbank war damit eine naheliegende neue Inhaberin für das Aktienpaket der Gründer der UmweltBank. „Wir sehen in dieser Verbindung eine Sicherstellung und Stärkung des Angebots nachhaltiger Bankleistungen in Deutschland. Die UmweltBank ist für die GLS Bank ein inhaltlich und wirtschaftlich sehr gut aufgestelltes Institut und ein zukünftiger Partner für eine langfristig angelegte Kooperation, von der die Kundinnen und Kunden beider Häuser profitieren könnten“, erklärt Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank. Stefan Weber, der Vorstandssprecher der UmweltBank, wird in der Pressemitteilung der GLS Bank ebenfalls zitiert - ein Zeichen für ein abgestimmtes Vorgehen. „Der Vorstand der UmweltBank begrüßt den Erwerb des Aktienpakets durch die GLS Bank und freut sich auf den weiteren Austausch“, sagt Weber demzufolge. Von daher erscheint der Schluss zulässig: Die Übernahme des Aktienpakets ist nicht von feindlicher Stimmung begleitet. Noch keine Meldung gibt es dazu, ob mit dem künftigen Einstieg der GLS Bank auch ein Aufsichtsratssitz bei der UmweltBank verbunden sein könnte.

Die UmweltBank hatte am Mittwoch Abend eine Ad hoc-Meldung zur Übernahme der Aktien veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem, es sei um 4,35 Millionen Aktien gegangen - das sind die 15,6 Prozent. Der Handel sei im Rahmen einer Privatplatzierung mit Wirkung zum 2. Juli 2018 erfolgt. Der Vollzug stehe noch unter dem Vorbehalt der positiven Beurteilung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Die UVM wird damit nach Vollzug der Transaktion nach Kenntnis des Vorstands der Gesellschaft nicht mehr an der Gesellschaft beteiligt sein, heißt es in der Meldung weiter. Am Donnerstag Nachmittag (26.4., 17.30 Uhr) notierte die UmweltBank-Aktie bei 9,56 Euro mit Tendenz nach oben. Am Freitag Morgen (27.4., 9.02 Uhr) gab es Verkäufe zu 9,58 Euro. Beim Kurs von 9,58 Euro hätte das verkaufte Aktienpaket einem Wert von etwa 41,7 Millionen Euro entsprochen. Üblicherweise werden derartige Aktienpakete jedoch deutlich unter dem Börsenkurs verkauft.

Die UmweltBank ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Grüne Spezialwerte.

UmweltBank AG: ISIN / WKN 557080

„Wir freuen uns, wenn durch eine intensivere Kooperation zwischen GLS Bank und UmweltBank das Angebot nachhaltiger Bankleistungen in Deutschland noch sichtbarer wird“, kommentiert UmweltBank-Vorstandsmitglied Goran Bašić in einer Meldung der UmweltBank vom Freitag (27.4.) Nachmittag. „Offensichtlich hat die GLS Bank erkannt, dass wir sehr profitabel arbeiten und sieht die UmweltBank-Aktie als attraktives Investment mit entsprechenden Kurschancen“, sagt UmweltBank-Vorstandsmitglied Jürgen Koppmann.

Die UmweltBank ist eine unabhängige Privatbank im Eigentum von rund 10.500 Aktionären. Das Ehepaar Sabine und Horst P. Popp hat die UmweltBank 1997 gegründet und 18 Jahre - bis 2015 - geführt. Die Bank ist eine börsennotierte Aktiengesellschaft, während die GLS Bank eine Genossenschaft ist. Vor drei Jahren hat sich Horst P. Popp als Vorstandsvorsitzender der UmweltBank aus der aktiven Führung zurückgezogen. Popp war für ein Jahr in einer zurückliegenden Hauptversammlung nicht entlastet worden, es hatte Auseinandersetzungen mit Akionären gegeben - in der Summe jedoch keine Vorfälle, die alleine einen Rückzug  aus der bis dahin und auch danach erfolgreichen Bank erforderlich gemacht hätten. Nun, so heißt es in einer Meldung, hätte das Gründerehepaar Popp als letzten Schritt des Rückzugs ihre Beteiligung von 15,6 Prozent an die GLS Bank übergeben.

Verwandte Artikel

24.04.18
 >
09.03.18
 >
19.02.18
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x