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Zwangsarbeit in China? Union Investment verkauft VW-Aktien
Seit Jahren gibt es Vorwürfe, Volkswagen profitiere in China von Zwangsarbeit. Jetzt denkt der Wolfsburger Konzern über die Schließung eines chinesischen Werkes nach. Für die Fondsgesellschaft Union Investment zu spät: Sie entfernt die VW-Aktie aus ihren nachhaltigen Fonds.
Am Mittwoch hatte das „Handelsblatt“ über neue Vorwürfe gegen VW berichtet. Beim Bau einer Teststrecke in der westchinesischen Provinz Xinjiang sollen Zwangsarbeiter der in China unterdrückten Volksgruppe der Uiguren eingesetzt worden sein. Volkswagen hatte noch vor wenigen Monaten erklärt, man sehe in seinem Werk in Xinjiang keine Anzeichen für Zwangsarbeit und wolle an dem Standort festhalten. Jetzt teilte ein Konzernsprecher mit, es würden „verschiedene Szenarien intensiv geprüft“, darunter auch eine Abgabe der Fabrik und der Teststrecke an den chinesischen Joint-Venture-Partner SAIC, einen Staatskonzern, zu dem die Elektroauto-Marke MG gehört.
VW ist für Union Investment "nicht mehr investierbar"
In dem Werk von VW und SAIC in Xinjiang arbeiten ungefähr 200 Menschen, ein Viertel davon Uiguren. An dem Standort werden Qualitätsprüfungen durchgeführt, wirtschaftlich gilt er als bedeutungslos für Volkswagen. China ist aber ein sehr wichtiger Absatzmarkt für den Konzern – bislang hat sich VW eher zurückhaltend zu Menschenrechtsverletzungen in dem Land geäußert. Letzte Woche hatte der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF angekündigt, seine Anteile an Fabriken in Xinjiang zu verkaufen. Auch dort sollen uigurische Zwangsarbeiter eingesetzt worden sein.
Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, zieht Konsequenzen aus den Kontroversen. Die Vorwürfe hätten eine neue Dimension erreicht, teilte gestern ein Unternehmenssprecher mit und ergänzte: „Damit ist Volkswagen für unsere nachhaltigen Publikumsfonds jetzt nicht mehr investierbar.“ Der SPD-Politiker Frank Schwabe, Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, sagte dem „Handelsblatt“: „Die neuen Erkenntnisse zeigen, dass in Xinjiang eine unternehmerische Tätigkeit unmöglich ist.“
Zwangsarbeit in der Provinz ist auch ein Problem für die weltweite Solarindustrie. Lesen Sie dazu das weiterhin aktuelle ECOreporter-Dossier Zwangsarbeit in China für Solarzellen? Die Hintergründe.