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Überraschendes Kaufangebot: Maximal 3,5 % für Hansapark Nürnberg-Anleihe
Die mmw GesbR aus Österreich versucht aktuell, drei Anleihen der te-Gruppe aus Aschheim zu erstaunlich niedrigen Kursen aufzukaufen. Die Anleihen kommen von Tochtergesellschaften der insolventen te management GmbH. Fragen zu den Anleihen beantwortet die te-Gruppe derzeit nur teilweise.
Einer Veröffentlichung im Bundesanzeiger zufolge bittet mmw noch bis Ende November um Verkaufsangebote für folgende Unternehmensanleihen. Die maximal angebotenen Ankaufkurse sind sehr niedrig:
- Munich Boarding 41 GmbH (ISIN DE000A2YN207): max. 3,25 %
- Hansapark Finance GmbH (DE000A2TR4S5): max. 3,50 %
- wob Projekt Freigericht GmbH (DE000A3H2ZM2): max. 10,00 %
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Bei den Offerten von mmw handelt es sich um freiwillige öffentliche Kaufangebote. Anlegerinnen und Anleger sind also nicht verpflichtet, sie anzunehmen.
„Die niedrigen Verkaufsangebote des Unternehmens mmw sind für uns nicht erklärbar“, teilt Gerhard Jarosch auf Anfrage von ECOreporter mit. Jarosch ist Geschäftsführer der zur te-Gruppe gehörenden Skapa Invest GmbH aus Nürnberg, welche die drei Anleihen über ihre Plattform Skapa Invest vertrieben hat. Jarosch betont, „dass die Skapa Invest GmbH in keinerlei Beziehung zu dem Unternehmen mmw GesbR aus Innsbruck steht“.
Muttergesellschaft in Insolvenz
Die te-Dachgesellschaft te management GmbH des ehemaligen UDI-Chefs Stefan Keller befindet sich seit Oktober im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Für den 1. Dezember ist eine Gläubigerversammlung am Amtsgericht München angesetzt.
Alle drei Anleihe-Emittenten sind nach ECOreporter-Recherchen bilanziell überschuldet:
- Die wob Projekt Freigericht GmbH weist im Jahresabschluss 2020 bei einer Bilanzsumme von 1,553 Millionen Euro einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 0,1 Millionen Euro und Verbindlichkeiten in Höhe von 1,55 Millionen Euro auf.
- Die Munich Boarding 41 GmbH weist im Jahresabschluss 2020 bei einer Bilanzsumme von 6,273 Millionen Euro einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 0,363 Millionen Euro und Verbindlichkeiten in Höhe von 6,270 Millionen Euro auf. In der Zusammenfassung des Jahresberichts findet sich folgende Anmerkung des Steuerberaters: „Die kurzfristigen Schulden übersteigen das Umlaufvermögen. Die Geschäftsführung ist der Auffassung, dass die Voraussetzungen zur Bewertung unter der Annahme der Unternehmensfortführung gegeben sind. Auf Anweisung der Geschäftsführung haben wir den vorliegenden Jahresabschluss daher unter der Fortführungsvermutung des § 252 Abs. 1 Nr. 2 HGB erstellt. Ergänzend weisen wir darauf hin, dass eine Prüfung etwaiger Insolvenzgründe nicht Gegenstand unseres Erstellungsauftrags war. Der Mandant wurde gem. § 102 StaRUG auf das Vorliegen eines möglichen Insolvenzgrundes hingewiesen.“
- Die Hansapark Finance GmbH weist im Jahresabschluss 2019 bei einer Bilanzsumme von 7,505 Millionen Euro einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 0,768 Millionen Euro und Verbindlichkeiten in Höhe von 7,503 Millionen Euro auf. Der Jahresabschluss 2020 ist Stand 25. November 2021 noch nicht im Unternehmensregister hinterlegt. Eine Anfrage von ECOreporter zu den Gründen für die Verzögerung hat Skapa-Geschäftsführer Jarosch bislang unbeantwortet gelassen. Telefonisch ist Skapa seit einigen Tagen „aufgrund technischer Störungen“ nicht erreichbar, wie es auf der Website des Unternehmens heißt. Die Behebung der Störung werde „noch einige Zeit benötigen“.
Update 26.11.2021: In einer aktuellen Mail an einen Anleger, die ECOreporter vorliegt, betont Skapa, dass "sich die Anleihen und deren Emittenten nicht in einer Insolvenz" befinden.
ECOreporter-Einschätzung:
Die von mmw angebotenen Kaufkurse für die drei Anleihen erscheinen sehr niedrig – selbst vor dem Hintergrund der bilanziellen Überschuldung der Anleihe-Emittenten. Im Oktober 2021 hatte mmw bereits versucht, Anleihen der Energiekontor AG zu Kursen zwischen 74 und 87 Prozent zu kaufen (ECOreporter berichtete hier). Anlegerinnen und Anleger können die Energiekontor-Anleihen auch problemlos über die Börse verkaufen – zu Kursen von meist über 100 Prozent. Die te-Anleihen sind nicht börsennotiert.
Die Redaktion wird die Entwicklungen bei der te-Gruppe weiterhin verfolgen. Detaillierte Analysen zu den drei Anleihe-Emittenten sind derzeit nicht möglich, weil die Unternehmen ihre Jahresabschlüsse nicht im Bundesanzeiger veröffentlichen, sondern nur im Unternehmensregister hinterlegen. ECOreporter hat daher lediglich Zugriff auf kurze Zusammenfassungen der Berichte.
Im Juni 2021 hatte ein Sprecher der Gruppe gegenüber ECOreporter erklärt, Skapa werde sich in einem Statement dazu äußern, wie sich die Insolvenz der te management GmbH auf die Hansapark Nürnberg-Anleihe auswirkt. Dieses Statement liegt der Redaktion bislang nicht vor.