2037 sollen doppelt so viele Menschen fliegen wie heute. / Foto: Pixabay

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Aktien von Fluggesellschaften sind keine nachhaltigen Geldanlagen

Delta Air Lines, easyJet, Singapore Airlines – Aktien von Fluggesellschaften stecken in zahlreichen als nachhaltig beworbenen Fonds und ETFs. ECOreporter ist der Meinung: In Finanzprodukten, die es wirklich ernst meinen mit der Nachhaltigkeit, haben solche Aktien nichts zu suchen.

"Wir werden mehr fliegen. Aber wir werden viel weniger verschmutzen.“ Das kündigte Alexandre de Juniac, der Vorsitzende des Luftfahrtverbands IATA, im Dezember am Rande des Weltklimagipfels in Madrid an. Die Branche arbeite am Klimaschutz, man wolle nur noch emissionsneutral wachsen, also trotz steigender Fluggastzahlen nicht mehr CO2 ausstoßen. Laut Juniac sollen die klimaschädlichen Emissionen bis 2050 deutlich sinken: auf die Hälfte des Wertes von 2005. Um das zu erreichen, fordert der IATA-Chef politische Weichenstellungen für die Produktion von mehr Biotreibstoff.

Wo soll der Biosprit herkommen?

Das alles klingt gut. Ob es auch realistisch ist, darf allerdings bezweifelt werden. Das fängt schon beim Ruf nach mehr Biosprit an. Es gibt derzeit in der Landwirtschaft gar nicht die Kapazitäten, um ökologisch vertretbar so viel Rapsöl oder Palmöl herzustellen, dass daraus nennenswerte Mengen Flugzeugbenzin gewonnen werden können. Die Folgen des Klimawandels vernichten weltweit Ernten, in vielen Ländern können kaum genügend Lebens- und Futtermittel angebaut werden.

Auch elektrische Antriebe sind bislang für größere Passagierflugzeuge keine Option. Lithium-Ionen-Batterien, wie sie in E-Autos verwendet werden, sind zu schwer. Und die bei gleicher Speicherleistung deutlich leichteren Lithium-Schwefel-Batterien, zu denen der Flugzeugbauer Airbus derzeit forschen lässt, befinden sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium.

21 Prozent mehr CO2-Emissionen in 2040

Bleibt nur wie bislang Kerosin, also Erdöl. Neue Flugzeuge sind zwar energieeffizienter als alte, aber viel Einsparpotenzial gibt es bei Verbrennungsmotoren nicht mehr. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit geht davon aus, dass 2040 pro Passagier ungefähr 12 Prozent weniger Treibstoff verbraucht wird als heute. Gleichzeitig erwartet der Branchenverband IATA eine Verdoppelung der weltweiten jährlichen Fluggastzahlen bis 2037 auf 8,2 Milliarden. Es wird in Zukunft also voraussichtlich sehr viel mehr geflogen, aber nicht im gleichen Maße Treibstoff und damit CO2 eingespart. Laut Berechnungen der Europäischen Agentur für Flugsicherheit wird die zivile Luftfahrt 2040 21 Prozent mehr CO2 ausstoßen als heute. Wie IATA-Chef de Juniac es schaffen will, "viel weniger zu verschmutzen“, bleibt schleierhaft.

Wenn Fluggesellschaften das Klima schützen wollen, bleibt ihnen derzeit nur eins: Sie müssen die Zahl ihrer Flüge reduzieren. Das tun sie aber nicht. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht verständlich, doch dann sollte die Branche auch keine fragwürdigen Nachhaltigkeitsversprechen abgeben.

Klimaschädliche Angriffe auf Bus und Bahn

Schlimmer noch: Wer Wettbewerbsvorteile wie die Steuerfreiheit von Kerosin nutzt, um Bus und Bahn mit billigen Kurzstreckenflügen Kunden abzujagen, verursacht absolut vermeidbare Klimaschäden. Jedes Jahr fliegen mehr Menschen an Wochenenden zum Shoppen nach London, Paris oder Barcelona, weil Fluggesellschaften solche Trips gezielt anbieten und offensiv bewerben.

Eigentlich müsste Werbung für Flüge mit einem Warnhinweis versehen werden: "Fliegen Sie verantwortungsbewusst. Steigen Sie nur in ein Flugzeug, wenn es keine ökologischere Lösung gibt.“

Bislang stellt sich keine Fluglinie glaubhaft ihrer Verantwortung für die Umwelt – das oberste Ziel bleibt Wachstum um fast jeden Preis. Deshalb sind Aktien von Fluggesellschaften für ECOreporter kein nachhaltiges Investment.

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