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Batterien für Elektromobilität: Wie gut sind die Aktien von Panasonic und Li-Cycle?
In Zeiten der Verkehrswende rücken auch die Hersteller der Akkus in den Fokus, die Elektroautos antreiben. Etwa Panasonic. Und die Firmen, die diese Akkus später recyceln und wichtige Rohstoffe zurückgewinnen – eine davon ist Li-Cycle. ECOreporter hat beide Aktien im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Wertentwicklung analysiert.
Im ersten Teil des Überblicks zu Batterieherstellern und -recyclern hat ECOreporter die Aktien der Akkubauer Samsung SDI und Varta näher betrachtet. Außerdem hat die Redaktion sich in dem Artikel grundsätzlich mit der Nachhaltigkeit von Elektrofahrzeug-Akkus befasst.
Das vorläufige Fazit: Ja, es gibt bei den aktuell gängigen Lithium-Ionen Batterien Probleme mit Inhaltsstoffen wie Kobalt. Doch Hersteller wie CATL aus China arbeiten an Batterien mit alternativen Komponenten, und etwa die deutschen Autobauer Volkswagen und BMW wollen in der Lieferkette für ihre Batteriezellen bessere soziale Standards durchsetzen. Lesen Sie dazu die Analyse Batterien für Elektromobilität: Wie gut sind die Aktien von Samsung SDI und Varta?
Panasonic: Alles auf Tesla
Der japanische Technologiekonzern Panasonic gilt heute als weltweit drittgrößter Hersteller für Elektrofahrzeug-Akkus. Panasonic stellt eine Vielzahl von Produkten her, von Halbleitern und Haushaltsgeräten bis hin zu verschiedenen Batterie-Typen.
Panasonics Geschäft als Auto-Akku-Fertiger ist eng mit dem US-amerikanischen Elektro-Automobilhersteller Tesla verbunden. Jahrelang waren die Japaner sogar Teslas einziger Batteriezellen-Lieferant für alle Modelle. Heute bezieht Tesla seine Akkus zwar auch von den Herstellern CATL und LG Energy Solutions. Beide Konzerne sind am Batteriemarkt größer als Panasonic, aber ihre Aktien sind in Deutschland nicht handelbar. Panasonic ist allerdings noch immer Teslas bedeutendster Batteriezulieferer und auch wichtiger Partner in der Tesla-Gigafactory in Nevada.
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Andersherum nimmt Tesla als Kunde von Panasonic eine dominierende Stellung ein: Fast 90 Prozent der Panasonic-Zellen für Elektroautos werden in Tesla-Fahrzeuge eingebaut. Das liegt auch daran, dass Tesla Batterien in einem Format bezieht, das die meisten anderen Fahrzeughersteller nicht verwenden.
Im Januar kündigte Panasonic an, 700 Millionen US-Dollar in die Entwicklung einer neuen Batterie mit der Bezeichnung "4.680" zu investieren. Sie soll zunächst exklusiv an Tesla geliefert werden. Der Akku kombiniert 4.680 Batteriezellen und soll im Schnitt 15 Prozent mehr Reichweite als heutige Akkus ermöglichen.
Für die Produktion der neuen Batterie will Panasonic nicht nur sein Werk in der Präfektur Wakayama im Westen Japans erweitern. Anfang März gab der Konzern bekannt, zudem in den USA einen Standort für eine „Megafactory“ zur 4.680-Fertigung zu suchen und dort „mehrere Milliarden Dollar“ investieren zu wollen.

Panasonic stellt 90 Prozent seiner Elektroauto-Akkus für Tesla her. / Foto: Pixabay
In Japan soll die Produktion der neuen Akku-Generation bereits in diesem Jahr teilweise starten, 2023 soll die Massenfertigung beginnen. Das Unternehmen erwartet, dass die jährliche Produktionskapazität bei etwa zehn Gigawatt liegen wird, was Batterien für 150.000 Elektrofahrzeuge entsprechen würde. Später will Panasonic auch andere Autohersteller beliefern.
Im Geschäftsjahr 2020/21 (April bis März) erwirtschaftete Panasonic einen Umsatz von 6,7 Billionen Yen (53,5 Milliarden Euro), ein Rückgang um 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn je Aktie lag bei 70,75 Yen (0,57 Euro) und brach damit ebenfalls deutlich ein. Im Jahr zuvor waren noch 96,76 Yen je Aktie erzielt worden. Die Erwartungen am Markt konnte der Konzern dennoch leicht übertreffen.
Panasonic leidet stark unter Lieferschwierigkeiten insbesondere für Elektronikteile, teilweise mussten Werke des Konzerns ihren Betrieb unterbrechen. Mittlerweile sei aber eine spürbare Erholung insbesondere im Automobilsegment zu verzeichnen. Außerdem hofft der Konzern, verstärkt von seinem Geschäft mit Luftfiltern und Klimaanlagen zu profitieren.
Ihre beste Zeit hatte die Panasonic-Aktie um die Jahrtausendwende mit Höchstständen um die 30 Euro. Seit etwa acht Jahren bewegt sich die Aktie im Wesentlichen seitwärts, mit einigen Auf und Abs und Tiefstständen von um die 6 Euro sowie Höchstständen von um die 10 Euro. Aktuell kostet die Aktie 8,79 Euro (Tradegate-Handel, 11.3.2022, 14:17 Uhr).
Für das Geschäftsjahr 2020/21 zahlte Panasonic eine Dividende von 20 Yen, umgerechnet 0,16 Euro je Aktie. Das entspricht beim aktuellen Börsenkurs einer Dividendenrendite von 1,8 Prozent.
Zur Nachhaltigkeit: Im März 2020 veröffentlichte das Australian Strategic Policy Institute, eine von der Regierung finanzierte australische Denkfabrik für Sicherheitspolitik und strategische Studien, einen Bericht, in dem Panasonic neben 83 anderen Unternehmen als Profiteur von potenziell missbräuchlichen Arbeitstransferprogrammen in China genannt wird.
Demnach soll unter anderem der chinesische Halbleiterzulieferer Hubei Yihong Precision Manufacturing uigurische Zwangsarbeiter aus der Provinz Xinjiang "ausgeliehen" haben. Zu den Kunden des Zulieferers gehört auch Panasonic. Während andere japanische Konzerne Geschäftsbeziehungen mit der Firma abbrachen, hat Panasonic die Vorwürfe bislang (Stand März 2022) nicht kommentiert.
Panasonic hat auch ein umfangreiches Militärgeschäft. Der Konzern liefert etwa Lösungen für Kommunikation im Gefecht, Steuerungssoftware auch für Panzer und allgemein elektronische Ausstattung speziell für Soldaten.
Aus Sicht von ECOreporter ist die Panasonic-Aktie kein Kauf. Die Kursentwicklung überzeugt nicht, die Abhängigkeit des Batteriegeschäfts von Tesla ist enorm. Zudem wiegen die Vorwürfe zur Zwangsarbeit und Panasonics Umgang damit schwer.
Li-Cycle: Junger Recycler will hoch hinaus
2016 gegründet und heute bereits das größte Recycling-Unternehmen für Lithium-Ionen-Batterien in Nordamerika: Das ist die kanadische Firma Li-Cycle. Im Schnitt verarbeitet das Unternehmen bislang 5.000 Tonnen Altbatterien jährlich. Ende 2020 wurde eine weitere Fabrik eröffnet, die Suche nach einem Standort für ein US-Werk ist im Gange.
Das Unternehmen plant zudem den Bau einer Fabrik in Norwegen. Die Anlage ist ein Gemeinschaftsprojekt (Joint Venture) von Li-Cycle, dem deutsch-norwegischen Energiespeicherhersteller Eco Stor und dem norwegischen Batteriebauer Morrow Batteries und soll 10.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien pro Jahr recyceln können. Schon Anfang 2023 soll die Fabrik in Betrieb gehen.
Eco Stor wird dem Plan zufolge das Joint Venture mit ausgedienten Lithium-Ionen-Batterien versorgen, während Morrow Produktionsabfälle von Lithium-Ionen-Batterien aus seinen geplanten Batterieherstellungsanlagen in Norwegen liefert. Li-Cycle wird Ausrüstung, Technologie, technische Dienstleistungen und Betriebsmanagement für die Anlage bereitstellen und hat gleichzeitig das Recht, 100 Prozent der in der Anlage produzierten schwarzen Masse zu erwerben.

Hauptgeschäft von Li-Cycle ist das Wiedergewinnen wertvoller Inhaltsstoffe aus Akkus und deren Verkauf. / Foto: Li-Cycle
Die sogenannte schwarze Masse entsteht, wenn Lithium-Ionen-Batterien zerlegt und geschreddert werden – um sie dreht sich das Geschäft beim Recyceln. Denn aus der schwarzen Masse sollen wertvolle Metalle wie Lithium, Kobalt und Nickel zurückgewonnen und aufbereitet werden.
Zahlreiche Forschungsinitiativen sind damit beschäftigt herauszufinden, wie das am effektivsten geht. Batteriehersteller hoffen darauf, in ihrer Produktion so mittelfristig von Importen und Bergbau unabhängig zu werden. Li-Cycles Hauptgeschäft besteht aus dem Wiedergewinnen solcher batterietauglichen Materialien und deren Verkauf an Batteriehersteller und nur nebenbei aus dem Recyceln von Batterien gegen Gebühr.
Den Umsatz konnte Li-Cycle 2021 von 0,8 Millionen US-Dollar im Vorjahr auf 7,4 Millionen Dollar steigern. Der Verkauf von recyceltem Material dominierte dabei mit einem Anteil von 6,9 Millionen Dollar. Der Nettoverlust belief sich auf 226,6 Millionen Dollar (2020: minus 9,3 Millionen Dollar). Grund dafür war unter anderem ein Anstieg der Betriebskosten von 9,9 auf 39,2 Millionen Dollar, auch im Zuge von Belastungen durch die Corona-Krise.
Bis 2025 will Li-Cycle einen Jahresumsatz von 958 Millionen Dollar erreichen. Ein engagiertes Ziel. Das Unternehmen setzt darauf, dass das Geschäft mit Batterie-Recycling ebenso rasant wächst wie das mit den Elektroautos, in denen die Batterien verbaut sind. Zu Li-Cycles Kunden gehören mittlerweile bereits etwa General Motors und LG Energy Solutions.
Allerdings werden die Batterien in E-Autos sieben, acht oder mehr Jahre stecken und ließen sich dann immer noch gut als Stromspeicher verwenden. Es könnte also noch einige Jahre dauern, bis das Recycling-Geschäft wirklich in Gang kommt.
Li-Cycle ging im November 2020 über die Abkürzung einer SPAC-Fusion (mehr dazu erfahren Sie hier) in New York an die Börse. An einer deutschen Börse ist die Aktie bislang noch nicht gelistet, Anlegerinnen und Anleger in der Bundesrepublik können die Aktie etwa bei der Commerzbank über den Direkthandel der französischen Großbank Société Générale (LT Société Générale) kaufen. Dabei fallen zusätzliche Gebühren an. Im Handel über die LT Société Générale steht die Li-Cycle-Aktie aktuell bei 8,27 Euro (11.3.2022, 15:41 Uhr). Seit dem Handelsstart an der Plattform im November 2021 hat sie 35,6 Prozent an Wert verloren.
Li-Cycle ist eines der wenigen Unternehmen, das komplett auf Akkus spezialisiert sind. Wettbewerber sind vor allem Mischkonzerne wie der Chemieriese BASF.
Namhafte Kunden, ein nachhaltiger und vielversprechender Geschäftsansatz und vor allem ein Verfahren, das bereits über die Testphase hinaus ist: Li-Cycle ist ein spannendes Geldanlage-Thema. Anlegerinnen und Anlegern muss aber klar sein: Die Kanadier sind ein hochspekulatives Investment. Noch ist unklar, welche Bedeutung dem Batterie-Recycling künftig wirklich zukommen und wer sich am Markt durchsetzen wird.
Panasonic Corp.: ISIN JP3866800000 / WKN 853666
Li-Cycle Holdings Corp.: ISIN CA50202P1053 / WKN A3CWUT