Nikola hat noch keinen einzigen serienreifen Lkw gebaut, ist jedoch dank eines SPAC bereits an der Börse. / Foto: Unternehmen

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Vorsicht bei SPACs! Aber was ist das eigentlich?

SPACs sind der neueste Börsentrend. Mittlerweile rücken diese Firmen auch in den Fokus nachhaltiger Anlegerinnen und Anleger. Ihr Geschäftskonzept ist ebenso simpel wie riskant.

SPACs sind Unternehmen, die nur mit ihrem Namen an die Börse gehen. Sie haben keine Produkte, keine Belegschaft, kein Kapital. Der einzige Daseinszweck dieser Special Purpose Acquisition Companies (so der Langname): Sie wollen mit dem Geld, das sie durch ihren Börsengang einsammeln, andere Firmen aufkaufen, mit diesen verschmelzen und sie dadurch quasi durch die Hintertür an die Börse bringen. Das erspart den aufgekauften Unternehmen, meist finanziell noch wackeligen Start-ups, den aufwendigen Prozess einer Börsenzulassung. Als leere Mantelgesellschaften kommen SPACs deutlich einfacher an eine Handelszulassung.

Nichts Genaues weiß man nicht

Geht ein SPAC an die Börse, ist meist nicht bekannt, welches Unternehmen er aufkaufen will. In vielen Fällen wissen es die Initiatoren selbst noch nicht. Da ist dann die Rede davon, aufstrebende Tech-Firmen übernehmen zu wollen oder kleine Unternehmen mit einer genialen Geschäftsidee. Viel konkreter wird es zumeist nicht.

Aber Investoren scheint das zu reichen. Allein im März dieses Jahres sind in den USA 100 neue SPACs aufgelegt worden, auch in Europa werden es immer mehr. Seit Jahresanfang haben diese leeren Gesellschaften ungefähr 100 Milliarden US-Dollar eingesammelt – wohlgemerkt ohne dass die Investoren wussten, in was für Unternehmen sie letztlich ihr Geld stecken. Längst sind SPACs ein Mainstream-Thema, Promis wie die Tennisspielerin Serena Williams oder der Rapper Jay-Z werben für sie.

Spätestens hier sollten Anlegerinnen und Anleger hellhörig werden: Stars, die die PR-Trommel für Finanzprodukte rühren – da werden ungute Erinnerungen an Werbekampagnen etwa für die Telekom-Aktie wach. Und bei der Telekom wusste man damals zumindest, wohin das Geld ging. Die US-Wertpapieraufsicht SEC sieht bereits die Gefahr einer SPAC-Blase – diese Investments seien mit hohen Risiken verbunden, über die sich viele Anlegerinnen und Anleger nicht im Klaren seien. Microsoft-Gründer Bill Gates warnte in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC: Viele Start-ups seien noch nicht reif für den Aktienmarkt, über SPACs kämen sie zu früh an die Börse.

Grüne Wundertüten?

Auch nachhaltige Unternehmen erhalten über die SPAC-Abkürzung Handelszulassungen. Beispielsweise das US-Start-up Nikola, das Lastwagen mit Wasserstoff- und Elektroantrieben bauen will. Anfang Juni 2020 fusionierte Nikola mit dem SPAC Vectoiq, das sich daraufhin in Nikola Motor unbenannte. Die Aktie stieg innerhalb von fünf Tagen von 34 auf fast 80 Dollar. Danach ging es nur noch bergab, heute steht der Kurs bei 11,57 Dollar (30.4.2021, Handelsschluss). Kein Einzelfall: Nach Analysen des „Wall Street Journal“ rutschen mittlerweile zahlreiche SPACs schnell unter ihren Ausgabekurs, Investoren haben also direkt nach Börsenstart schon ein Minus in ihrem Depot. In der Anfangszeit des Booms galten Kursgewinne neuer SPACs noch als nahezu garantiert.

Trotz der mittlerweile oft sehr schwankungsanfälligen SPAC-Kurse wollen weiterhin viele Initiatoren und auch Unternehmen auf SPACs setzen. Aktuell denkt beispielsweise der vegane US-Lebensmittelhersteller Impossible Foods darüber nach, mit einer leeren Mantelgesellschaft zu verschmelzen, um dadurch schneller an die Börse kommen und dem Konkurrenten Beyond Meat auf die Pelle rücken zu können.

ECOreporter rät von Investments in SPACs ab. Wer Geld in diese Gesellschaften investiert, kauft eine Wundertüte, in der aussichtsreiche Unternehmen stecken können, aber auch Pleitekandidaten. Zudem ist meist unklar, wie nachhaltig die übernommenen Unternehmen sind. Zerschlagen sich beispielsweise die Pläne eines SPAC, eine grüne Firma wie Impossible Foods zu übernehmen, könnte das Anlegerkapital letztlich bei irgendeinem Fintech völlig ohne Nachhaltigkeitsbezug landen. Denn irgendwo muss das Geld des SPAC ja hin.

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