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Batterien für Elektromobilität: Wie gut sind die Aktien von Samsung SDI und Varta?
Die Verkehrswende ist in vollem Gange. Nicht nur Elektroautobauer, auch Batteriehersteller rücken verstärkt in den Fokus. ECOreporter analysiert regelmäßig Aktien solcher Firmen und schätzt ihre Aussichten und Nachhaltigkeit ein. Heute: Samsung SDI und Varta.
Wenn es um die Nachhaltigkeit geht, stehen Elektroauto-Akkus meist schon unabhängig vom Hersteller in der Kritik. Nicht ohne Grund: In den derzeit gängigen Lithium-Ionen-Batterien ist beispielsweise Kobalt enthalten. Das Schwermetall wird überwiegend in der Demokratischen Republik Kongo gewonnen – teilweise in von Kriminellen betriebenen, illegalen Minen und durch Kinderarbeit. Umweltschutz gibt es dort so wenig wie Arbeitnehmerrechte. Hinzu kommt die energieintensive Herstellung der Akkus.
Autobauer und Forscher arbeiten an Verbesserungen
So gibt etwa Volkswagen zu, dass man zwar hohe Umwelt- und Sozialstandards anstrebe und insbesondere Menschenrechtsverletzungen aus der Lieferkette ausschließen will. Allerdings könne der Konzern nicht zu 100 Prozent gewährleisten, "dass unsere Anforderungen auch über unsere direkten Lieferanten hinaus bis zu den Minen erfüllt werden". Der Grund: Die Überprüfung der gesamten Lieferkette sei "eine sehr komplexe Aufgabe". Aktuell bezieht Volkswagen ausschließlich fertige Batteriezellen. Zwischen dieser fertigen Batterie und der Mine lägen aber "bis zu acht Verarbeitungsstufen und Zwischenlieferanten, was die Lieferkette intransparent macht".
Ändern soll das im Fall des Wolfsburger Autobauers eine Initiative namens „Drive Sustainability“, die Volkswagen mitbegründet hat und zu der etwa auch BMW, der US-Autobauer Ford und Toyota aus Japan gehören. Diese Konzerne haben 16 Rohstoffe wie Lithium und Kobalt identifiziert, die ein erhöhtes Risiko für Verletzungen der Nachhaltigkeitsanforderungen aufweisen. Ziel sei es nun, "die vorgelagerte Lieferkette bei diesen Rohstoffen bis zum Abbau zu verfolgen, alle Lieferanten zu identifizieren und Nachhaltigkeitsrisiken aufzudecken". Anschließend sollen Maßnahmen ergriffen werden, um Misstände zu beheben und "bessere Umwelt- und Sozialstandards über die gesamte Lieferkette hinweg durchzusetzen".
Und: Anders als beim Verbrennungsmotor gibt es bei den Akkus noch viel Optimierungspotenzial. Mittelfristig werden Batterien entwickelt werden, die ohne seltene oder teure Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer, Nickel und sogar Lithium auskommen. Natrium-Ionen-Akkus etwa, die feuerfester, besser aufladbar und leistungsfähiger bei niedrigen Temperaturen sein sollen und deren Natrium sich günstiger und klimafreundlicher etwa aus Bergbaurückständen gewinnen lässt. Oder Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP), die kein Kobalt und Nickel benötigen und auf die etwa der US-Elektroautopionier Tesla setzt. Forscher experimentieren noch mit weiteren Rohstoffen wie Schwefel, Magnesium, Silizium oder Kunststoffen. Hinzu kommen Verfahren, um insbesondere Lithium umweltfreundlicher zu gewinnen.
Bleibt die Frage nach dem Recycling: Wohin mit ausgedienten Akkus? Zunächst können diese auch nach ihrem Leben als E-Auto-Batterie meist noch als Stromspeicher genutzt werden, sogar jahrelang. Und die Wiederverwertung alter Akkus lohnt sich, da sich so nicht nur Stahl, Aluminium und Kunststoffe, sondern auch seltene Bestandteile wie Lithium, Nickel, Kobalt und Kupfer zurückgewinnen lassen. Immer mehr Firmen und Start-ups beschäftigen sich daher mit dem Thema Akku-Recycling. ECOreporter wird auch solche Unternehmen vorstellen. Teils bauen auch Batteriehersteller selbst entsprechende Sparten auf, nicht zuletzt, um in der Materialbeschaffung zu sparen.
Weltmarktführer bei der Batteriefertigung ist der chinesische Konzern CATL (Contemporary Amperex Technology Co. Limited). Dieser ist zwar börsennotiert, allerdings nur in China, und die Aktie ist auch nur dort handelbar. ECOreporter verzichtet daher auf eine detaillierte Vorstellung von CATL. Im ersten Teil der neuen Batterie-Serie betrachtet die Redaktion stattdessen Samsung SDI aus Korea und die deutsche Varta AG. Während der eine Konzern schon ein Schwergewicht der Akku-Branche ist, steigt der andere gerade erst in das Geschäft ein.
Samsung SDI
Der südkoreanische Bildschirm-, Batterie- und Akku-Hersteller Samsung SDI wurde 1970 unter dem Namen Samsung-NEC gegründet. Der Konzern ist Teil der Samsung Gruppe, Südkoreas größter Firmengruppe. Deren bekanntestes Unternehmen ist Samsung Electronics, der weltweit größte Hersteller von Fernsehern und Smartphones.
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Samsung SDI startete in den 1970ern mit der Produktion von Vakuumröhren für Fernseher, 2021 war der Konzern dem koreanischen Marktforschungsinstitut SNE Research zufolge der weltweit sechstgrößte Anbieter für Elektroauto-Batterien. Batteriepacks von SDI stecken etwa in Fahrzeugen von BMW und Fiat, Mitte 2021 sicherte sich das Unternehmen zudem Volkswagen als neuen Kunden.
SDI produziert außerdem Lithium-Ionen-Akkus, wie sie für Laptops, Smartphones oder auch Elektrofahrräder benötigt werden - hier ist der Konzern Weltmarktführer. Das dritte Geschäftsfeld sind Energiespeichersysteme und Elektronikkomponenten, etwa für Computerchips und Solarzellen.
2021 liefen die Geschäfte glänzend für SDI. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 13,6 Billionen Koreanische Won (KRW; 10 Milliarden Euro), der Nettogewinn verdoppelte sich mit 1,3 Billionen KRW (926 Millionen Euro) im Vergleich zu 2020. Beide Zahlen bedeuteten neue Rekordwerte für das Unternehmen.

Für BMW liefert Samsung SDI bereits Akkus – nun kommt auch Volkswagen als Kunde dazu. / Foto: BMW
Insbesondere das E-Auto-Geschäft will SDI künftig weiter ausbauen. Im Januar 2022 kündigte der Konzern an, seine Batteriezellen künftig einheitlich unter der Marke „PRiMX“ zu vermarkten. Die Abkürzung steht für „Prime Battery for Maximum Experience“, zu deutsch etwa „Premium-Batterie für die optimale Erfahrung“.
Gemeinsam mit der Einführung der neuen Marke kündigte SDI an, künftig auf neue Materialien und eine Stärkung der Qualitätskontrolle zu setzen. Bei letzterer sollen künftig fortschrittliche Fehlererkennungsalgorithmen und künstliche Intelligenz eingesetzt werden. Die Beobachtung umfasse dann über 500 Faktoren im gesamten Herstellungsprozess.
In der Nähe von Graz in Österreich betreibt das Unternehmen ein Werk für Hochvoltbatterien, in dem auch Prototypen entwickelt, getestet und gebaut werden. Ein weiteres Werk befindet sich in Göd in Ungarn, derzeit wird es deutlich erweitert.
Die Samsung SDI-Aktie kostet im Handel an der Börse Frankfurt aktuell 101,60 Euro (Stand 2.3.2022, 16:48 Uhr). Auf Monatssicht ist die Aktie 7,6 Prozent im Minus, auf Jahressicht hat sie 23,2 Prozent an Wert verloren. Die Aktie hat seit der zweiten Jahreshälfte 2020 deutlich zugelegt und sich das vergangene Jahr hindurch auf hohem Niveau etwas schwankend gezeigt. Im November dann begann eine längere Korrekturphase, die Aktie befindet sich aber auf lange Sicht immer noch auf einem hohen Niveau. Auf drei Jahre gesehen ist der Kurs um 114 Prozent gestiegen.
Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2022 von 24 ist die Aktie zwar kein Schnäppchen, ein Neueinstieg ist aber möglich. Die langfristigen Aussichten sind stark, die breitere Aufstellung des Geschäftszweigs E-Mobilität auf einem guten Kurs. Noch läuft der Um- und Ausbau aber noch, Anlegerinnen und Anleger sollten daher bereit sein, kurzfristige Kursschwankungen auszusitzen. ECOreporter empfiehlt zudem den von der Redaktion zusammengestellten Ratgeber Nachhaltig investieren in Krisenzeiten: Das sollten Anlegerinnen und Anleger beachten zu lesen.
Samsung SDI ist kein kerngrünes Unternehmen, legt seine Klimastrategie und seine Aktivitäten zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen aber im Rahmen des Carbon Disclosure Project (CDP) offen. Das CDP ist eine britische Non-Profit-Organisation, die Unternehmen und Kommunen dazu auffordert, ihre Umweltdaten zu veröffentlichen. Die Organisation verwaltet mittlerweile die weltweit größte Datenbank ihrer Art und erstellt auch Rating-Listen.
Samsung SDI wurde 2020 und 2021 auf der A-Liste des CDP geführt. Die mehr als 270 Unternehmen auf dieser Liste sind laut CDP „Vorreiter auf dem Weg zu einer umweltfreundlichen, naturverträglichen und gerechten Zukunft“. Samsung SDI ist beispielsweise auch im Aktienpaket des WIWIN just green impact enthalten - ein grüner Fonds, dem ECOreporter im Test eine gute Nachhaltigkeit bescheinigt.
Varta
Der deutsche Batteriekonzern Varta (Akronym für: Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Akkumulatoren) mit Sitz im baden-württembergischen Ellwangen wurde bereits 1887 als Hersteller industrieller Bleiakkumulatoren gegründet. Die heutige Varta AG besteht aus den drei Tochterunternehmen Varta Microbattery, Varta Consumer Batteries und Varta Storage. Die Mehrheit der Aktien hält das Schweizer Industrie-Konglomerat Montana Tech Components AG.
An der Börse enttäuschte Varta zuletzt und konnte die hohen Erwartungen nicht mehr erfüllen. Noch 2020 wuchs der Konzern rasant, der Umsatz wurde mehr als verdoppelt. Das Bild änderte sich 2021 allerdings: In den ersten neun Monaten des Jahres sank der Umsatz um knapp 1 Prozent, auch das Ergebnis je Aktie fiel leicht von 1,93 auf 1,87 Euro.

Starter-Batterien baut Varta schon lange. Nun sollen auch Akkus für den Antrieb von Elektrofahrzeugen dazukommen. / Foto: Pixabay
Die Varta-Aktie verlor in Folge in den letzten Monaten kontinuierlich an Wert, in den letzten sechs Monaten büßte sie etwa ein Drittel ihres Wertes ein. Aktuell kostet sie im Xetra-Handel 91,54 Euro (2.3.2021, 17:03 Uhr). Mit einem erwarteten KGV für 2022 von 27 ist die Aktie allerdings immer noch kein Schnäppchen.
Varta produziert etwa seine Alkali-Batterien in Deutschland, was dem Unternehmen zufolge deutliche Vorteile auch beim Umweltschutz bringt, etwa durch kurze Lieferwege. Als Kennzahlen für seine Nachhaltigkeitsbemühungen nennt Varta etwa die Reduzierung des Stromverbrauchs um knapp 69 Prozent oder des CO2-Ausstoßes um 48 Prozent pro eine Million produzierte Batterien seit 2007. Bis 2027 sollen sämtliche Varta-Standorte klimaneutral sein, zertifiziert nach dem einzigen international anerkannten Standard PAS-2060. Alle Varta-Batterien sind nach Angaben des Herstellers zu 100 Prozent recycelbar.
Um neues Wachstumspotenzial zu aktivieren, baut der Konzern aktuell eine Fertigung von Batterien für Elektrofahrzeuge auf. Einen ersten potenziellen Abnehmer gibt es laut Unternehmen bereits, bislang nannte Varta aber keinen Namen. Die Massenproduktion soll zudem erst in knapp zwei Jahren starten und zunächst bei zwei Gigawattstunden pro Jahr liegen – damit wäre Varta nur ein sehr kleiner Marktteilnehmer in einem Geschäft mit viel Konkurrenz.
Die Varta-Aktie steht also aktuell unter Druck und ist mit einigem Risiko behaftet. ECOreporter rät Anlegerinnen und Anlegern, mit einem Einstieg eher abzuwarten, wie sich die Geschäfte bei Varta und insbesondere der Aufbau der neuen Elektroauto-Sparte mittelfristig entwickeln. Das Unternehmen muss den Beweis noch erbringen, hier wirklich eine langfristige Wachstumsperspektive aufzeigen zu können. Verzögerungen beim Einstieg in den neuen Geschäftsbereich würden vermutlich zunächst für weitere Rücksetzer sorgen.
Mehr zu empfehlenswerten und auch spekulativen Aktien aus dem Bereich Elektromobilität können Sie in in den ECOreporter-Dossiers Von Tesla bis Rivian: 20 Elektroauto-Aktien im Crash-Test und Junge Elektroauto-Aktien: Mit Vollgas in den Abgrund? lesen.
Samsung SDI CO. Ltd.: ISIN: US7960542030 / WKN: 923086
Varta AG: ISIN: DE000A0TGJ55 / WKN: A0TGJ5