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Erneuerbare Energie, Meldungen
Verkehrswissenschaftler: Erst ab 2,40 Euro pro Liter Benzin oder Diesel wäre das Niveau von 2012 erreicht
Die hohen und nach wie vor steigenden Benzinpreise taugen nach Ansicht des Wirtschaftswissenschaftlers und Verkehrsexperten Prof. Dr. Gernot Sieg nicht als Argument gegen einen möglichen Ölimportstopp aus Russland. „Im Verhältnis zum Nettolohn waren die Benzinausgaben für dieselbe Strecke im Jahr 2020 die niedrigsten seit 1997“, betont der Ökonom vom Institut für Verkehrswissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster.
Jetzt seien die Preise zwar rasant gestiegen, aber: „Selbst bei Benzinpreisen um zwei Euro pro Liter müssen Autofahrer derzeit immer noch einen geringeren Anteil ihres Einkommens für das Tanken aufwenden, als es vor zehn Jahren der Fall war.“
"Kein Argument bei der Entscheidung über Öl-Embargos gegen Kriegsverbrecher"
1997 lag der Benzinpreis laut Professor Sieg bei durchschnittlich 85 Cent pro Liter. Nun zeigen viele Tankstellenschilder 2,20 Euro und mehr. Seit 1997 ist der durchschnittliche Nettolohn aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach Angaben des Verkehrswissenschaftlers aber von 1.334 Euro auf 2.088 Euro gestiegen. Zudem sei in diesem Zeitraum der Spritverbrauch vieler Autos gesunken. Erst bei etwa 2,40 Euro wäre daher laut Sieg das Niveau von 2012 wieder erreicht. Das zeigt der Professor in seinem am 9. März veröffentlichten Beitrag der Reihe „Practice and Policy“ der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster.
„Auch wenn sich die Pkw-Fahrer an relativ niedrige Spritpreise gewöhnt haben und Preiserhöhungen schmerzhaft sind, da sie den Konsum in anderen Bereichen verringern, kann dies kein Argument sein, das bei Entscheidungen über Öl-Embargos gegen Kriegsverbrecher eine entscheidende Rolle spielt“, betont der Wissenschaftler. Das Paper ist auf den Seiten des Fachbereichs öffentlich zugänglich unter https://www.wiwi.uni-muenster.de/fakultaet/de/news/3726.
Die Energieimporte Deutschlands stehen seit der russischen Invasion in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland auf dem Prüfstand. Die Preise für Treibstoffe rücken in den Fokus der Öffentlichkeit, erste Forderungen nach einer „Spritpreisbremse“ bei zwei Euro pro Liter werden laut.
„Nominale Spritpreisrekorde müssen jedoch vor ihrem realen Hintergrund bewertet werden“, mahnt Gernot Sieg. „Denn so wie Inflation den Geldwert verringert, führen Produktivitätssteigerungen zu steigenden Löhnen und Gehältern.“ Darüber hinaus ermögliche der technische Fortschritt, energieeffiziente Motoren in Pkw zu nutzen.