Das Solar-Crowdinvesting hat eine Laufzeit von plangemäß drei Monaten. / Foto: Pixabay

  Crowd-Investment

Crowdinvesting: Lohnt es sich, für wenige Monate in ein Solarunternehmen anzulegen?

Um eine Solaranlage zu betreiben, die bereits seit zehn Jahren am Netz ist, bietet ein Unternehmen Nachrangdarlehen an. Diese laufen bis Ende 2020 und haben einen Zins von 3,0 Prozent pro Jahr. Eine gute Möglichkeit für Anlegerinnen und Anleger, Geld ab 1.000 Euro rentabel „zu parken“, bevor sie es Anfang 2021 anderweitig investieren?

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Das Erneuerbare-Energien-Projekt, das die Emittentin WI Energy GmbH umsetzen möchte, besteht laut Vermögensanlagen-Informationsblatt (VIB, Stand: 17.9.2020) in der Errichtung und dem Betrieb einer Photovoltaikanlage in Hontheim (Rheinland-Pfalz) mit einer Anlagengröße von insgesamt rund 2.637 Kilowattpeak (kWp). Die Umsetzung des Projekts hat laut VIB bereits begonnen.

Gemäß dem Produktdatenblatt, das den Unterlagen des Crowdinvestings beigefügt ist, wurde der Solarpark Hontheim aber bereits 2010 fertiggestellt. Einem WI Energy-Artikel ist zu entnehmen, dass das Unternehmen im Januar 2020 die Betreuung der Anlage übernommen und Schäden an der Anlage behoben hat. Die PR-Agentur, die sich auf eine Anfrage von ECOreporter an die Emittentin meldete, bestätigte, dass WI Energy die Anlage 2020 aufgekauft und saniert hat.

Geschäftstätigkeiten der Emittentin

Ob Zins und Tilgung an die Anlegerinnen und Anleger geleistet werden, hängt laut VIB maßgeblich vom Erfolg des Erneuerbare-Energien-Projekts ab. Allerdings handelt es sich bei der Emittentin WI Energy GmbH nicht um eine Projektgesellschaft, die nur den Solarpark Hontheim errichtet und betreibt, sondern um einen Projektentwickler.

Die Geschäftstätigkeit der Emittentin ist laut VIB der An- und Verkauf, der Handel, die Erstellung und die Verwaltung von Erneuerbare-Energien-Projekten sowie aller damit verbundenen Tätigkeiten.

Verbindlichkeiten mit kurzer Laufzeit

Laut Jahresabschluss 2019 hat die Emittentin im letzten Jahr einen Überschuss von rund 1,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Damit konnte sie den nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag in der Bilanz von rund 500.000 Euro (Ende 2018) in ein positives Eigenkapital von rund 800.000 Euro (Ende 2019) umwandeln. Die Verbindlichkeiten der Emittentin betragen laut Jahresabschluss 2019 rund 10,5 Millionen Euro. Davon hatten Ende 2019 rund 5,9 Millionen Euro eine Restlaufzeit bis einem Jahr.

Risiko

Bei dem vorliegenden Angebot handelt es sich um ein unbesichertes Nachrangdarlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt und vorinsolvenzlicher Durchsetzungssperre. Gezeichnet werden kann es über die Plattform WI Funding. Anlegerinnen und Anleger gehen mit dieser unternehmerisch geprägten Investition eine kurzfristige Verpflichtung ein. Es besteht das Maximalrisiko des Totalverlusts des Nachrangdarlehensbetrags und der Zinsansprüche.

Vorrangiges Fremdkapital hat die Emittentin unabhängig von ihrer Einnahmesituation zu bedienen. Die Emittentin kann zahlungsunfähig werden oder in Überschuldung geraten. Dies kann laut VIB insbesondere der Fall sein, wenn die Emittentin geringere Einnahmen und/oder höhere Ausgaben als erwartet zu verzeichnen hat oder wenn die Emittentin eine etwaige erforderliche Anschlussfinanzierung nicht einwerben kann. Die Insolvenz der Emittentin kann laut VIB zum Verlust des Nachrangdarlehensbetrages der Anlegerinnen und Anleger und der Zinsen führen, da die Emittentin keinem Einlagensicherungssystem angehört.

Die Emittentin finanziert sich aus dem Eigenkapital ihrer Gesellschafter, über aufgenommene Darlehen sowie aus den von den Anlegerinnen und Anlegern einzuwerbenden Nachrangdarlehen. Es ist möglich, dass die Emittentin in Zukunft weiteres Eigen- oder Fremdkapital aufnimmt, wobei solches Fremdkapital gegenüber den Nachrangdarlehen der Anlegerinnen und Anleger vorrangig zu bedienen wäre.

Fazit

Das vorliegende Crowdinvesting-Angebot ist mit erheblichen Risiken verbunden und nicht geeignet, um Geld sicher „zu parken“. Der Ertrag im Erfolgsfall wäre für Anlegerinnen und Anleger auch überschaubar: Wer das Crowdinvesting Anfang November für 1.000 Euro zeichnet, hat für die gesamte geplante Laufzeit einen Zinsanspruch von nur 5 Euro.

Anlegerinnen und Anleger, die einen Teil ihres Kapitals kurzfristig anlegen möchten, weil sie es ab 2021 anderweitig benötigen, sollten es besser auf ein Bankkonto einer nachhaltigen Bank legen. Dort gibt es zwar keine bis sehr wenig Zinsen (zwölf Monate Festgeld), aber es ist vergleichsweise sicher, dass das Kapital Anfang 2021 zu 100 Prozent zur Verfügung steht.

Welche Zinsen und Renditen sind bei den ethischen und grünen Finanzinstituten aktuell möglich? Girokonto, Sparbrief, Tagesgeld- oder Festgeld-Konto – hier erfahren Sie, was nachhaltige Banken derzeit anbieten.

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