Alexander Hahn wird nach dem Insolvenzantrag als Vorstand des Beleuchtungskonzerns Deutsche Lichtmiete zurücktreten. / Foto: Unternehmen

  Anleihen / AIF, Wachhund

Deutsche Lichtmiete meldet Insolvenz an

Erst kam die Polizei, jetzt vielleicht bald der Insolvenzverwalter: Die Deutsche Lichtmiete AG aus Oldenburg hat am 30. Dezember einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Bis zu 200 Millionen Euro Anlegergeld stehen im Feuer.

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In einer E-Mail an die Belegschaft, die ECOreporter in Kopie vorliegt (und anderen Medien wie dem „Handelsblatt“ im Original), teilt Konzernchef Alexander Hahn mit, die Staatsanwaltschaft Oldenburg habe am 8. Dezember sämtliche Konten der Unternehmensgruppe gesperrt. „Wir sind daher leider handlungsunfähig und auch zahlungsunfähig“, schreibt Hahn in der Mail weiter. Er werde als Vorstand zurücktreten müssen. Von der Zahlungsunfähigkeit seien neben der AG auch die Tochterfirmen Deutsche Lichtmiete Produktionsgesellschaft mbH und Deutsche Lichtmiete Vermietgesellschaft mbH betroffen. Öffentlich hat sich die Lichtmiete-Gruppe bislang nicht zu dem Insolvenzantrag und dem Schreiben an die Belegschaft geäußert.

Die Firma werde "faktisch eliminiert“

In der Mail entschuldigt sich Konzernchef Hahn bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die aktuelle Situation und kritisiert die Staatsanwaltschaft. Deren Ermittlungen gegen die Deutsche Lichtmiete basierten auf dem Gutachten einer nicht konkret benannten „Gegenseite“. Dieses Gutachten sei „so fehlerhaft und handwerklich schlecht gemacht, dass ich es nicht nachvollziehen kann, dass man auf dieser Basis die Firma faktisch eliminiert“. Auf den Konten der Lichtmiete-Gruppe hätte sich am 8. Dezember noch ein zweistelliger Millionenbetrag befunden.

Staatsanwaltschaft und Polizei hatten Anfang Dezember Geschäftsräume und Privatwohnungen der Deutschen Lichtmiete durchsucht (ECOreporter berichtete hier). Gegen vier Verantwortliche des Unternehmens wird wegen des Verdachts auf gemeinschaftlichen Betrug ermittelt.

Investorenmodell "nicht tragfähig"?

In einer Presseerklärung der Staatsanwaltschaft zu den Durchsuchungen heißt es: „Es besteht der Anfangsverdacht, die Beschuldigten hätten zu einem bislang nicht bekannten Zeitpunkt, möglicherweise während des Laufs der Direktinvestitionsprogramme, erkannt, dass das von ihnen betriebene Investorenmodell nicht tragfähig und ungeeignet war, um die Bezahlung der fälligen und künftig fälligen Forderungen der Anleger aus den Einnahmen der vermieteten technischen Einrichtungen zu generieren. Gleichwohl sollen sie von 2018 bis 2021 weiteres Kapital von Investoren durch die Platzierung von Inhaber-Schuldverschreibungen (Unternehmensanleihen) in einer Gesamthöhe von über 100 Millionen Euro eingeworben haben.“

Die börsengehandelten Anleihen der Deutschen Lichtmiete haben seit den Hausdurchsuchungen stark an Wert verloren. Im Tradegate-Handel notierten sie gestern zum diesjährigen Handelsschluss bei folgenden Kursen:

  • EnergieEffizienzAnleihe 2018/2022 (ISIN DE000A2G9JL5): 19,66 %
  • EnergieEffizienzAnleihe 2018/2021(23) (ISIN DE000A2NB9P4): 15,53 %
  • EnergieEffizienzAnleihe 2019/2025 (ISIN DE000A2TSCP0): 14,50 %
  • EnergieEffizienzAnleihe 2021/2027 (ISIN DE000A3H2UH3): 13,88 %

ECOreporter hat mehrfach zur Vorsicht bei den Anleiheangeboten der Deutschen Lichtmiete geraten. In der Analyse der EnergieEffizienzAnleihe 2027 wies die Redaktion etwa auf die geringe Transparenz der Unternehmensgruppe hin. Im ECOanlagecheck zur EnergieEffizienzAnleihe 2023 nannte ECOreporter als weitere Anlagerisiken unter anderem die komplexe Struktur der Lichtmiete-Gruppe und mögliche Interessenskonflikte innerhalb des Firmengeflechts.

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