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Finanzdienstleister, Fonds / ETF
Einfach, digital, nachhaltig – Interview zum Robo Advisor von VisualVest
VisualVest bietet einen Robo Advisor für nachhaltig orientierte Anleger an. Welche Vorteile der digitale Vermögensverwalter hat, erfahren Sie in unserem Interview mit Nina Albrecht, Marketingmanagerin von VisualVest.

VisualVest ist ein Tochterunternehmen von Union Investment. Der digitale Vermögensverwalter des Frankfurter Unternehmens stellt auch für nachhaltig orientierte Anleger Fondsportfolios zusammen – zu günstigen Gebühren. Im ECOreporter-Interview erklärt Nina Albrecht, wie diese Art der Geldanlage funktioniert, wie VisualVest die nachhaltigen Fonds auswählt und warum eine digitale Vermögensverwaltung nicht teuer sein muss.
ECOreporter: Was ist ein Robo Advisor, welche Vorteile bietet er in der Vermögensverwaltung?
Nina Albrecht: Ein Robo Advisor ist ein digitaler Vermögensverwalter, der das Geld der Anleger breit gestreut in Investmentfonds investiert und für den Anleger ein ideales Portfolio zusammenstellt. Robo Advisor übernehmen alle Aufgaben eines menschlichen Vermögensverwalters – von der Ermittlung eines passenden Portfolios über die Depoteröffnung bis hin zur Überprüfung der Geldanlage. Dadurch können Robo Advisor Kosten sparen und ihre Dienstleistungen deutlich günstiger und zu niedrigen Einstiegssummen anbieten. So erhalten auch Menschen Zugang zu einer professionellen Vermögensverwaltung, denen das zuvor nicht möglich war.
Sie bieten sogenannte "GreenFolios" an, die für nachhaltige Anleger konzipiert sind. Wie werden die nachhaltigen Portfolios zusammengestellt?
Unsere GreenFolios bestehen nur aus nachhaltigen Fonds und investieren in die Anlageklassen Anleihen und Aktien – Rohstoffe sind ausgeschlossen. Die GreenFolios bieten wir in drei unterschiedlichen Risikostufen an: ein GreenFolio für chancenorientierte Anleger mit einem hohen Anteil an Aktien, eines für sicherheitsorientierte Anleger mit einem hohen Anteil an Anleihen und ein ausgewogenes GreenFolio, das zu je ca. 50 Prozent aus Aktien und Anleihen besteht.
Die Zusammenstellung und kontinuierliche Überprüfung unserer Portfolios erfolgt gemeinsam mit dem Portfoliomanagement unserer Muttergesellschaft Union Investment. Wir behalten die Finanzmärkte für unsere Anleger im Blick und passen die Portfolios an, wenn es nötig ist. All unseren Portfolios liegt das Prinzip der Diversifikation zugrunde: Sie sind breit aufgestellt und verteilen das investierte Geld auf unterschiedliche Anlageklassen und Branchen weltweit, um das Verlustrisiko zu minimieren.
Ab welchen Beträgen können Anleger investieren? Wie hoch sind die Gebühren?
Bei VisualVest können Privatanleger schon ab einem Sparbetrag von 25 Euro monatlich oder ab einer einmaligen Einzahlung von 500 Euro investieren. Die Servicegebühr beträgt bei uns 0,6 Prozent des Depotwerts pro Jahr. Hinzu kommen noch die Fremdkosten der Fonds. Die liegen bei unseren nachhaltigen Portfolios derzeit zwischen 1,0 bis 1,9 Prozent pro Jahr.
Es gibt mittlerweile eine Fülle von als nachhaltig beworbenen Fonds und ETFs. Bei vielen von ihnen sind auch wenig nachhaltige Unternehmen im Portfolio – wie etwa Betreiber von Atom- und Kohlekraftwerken oder Firmen, die in ihrer Lieferkette Menschenrechtsverletzungen begehen. Wie gehen Sie bei der Auswahl der nachhaltig ausgerichteten Fonds und ETFs für Ihre Anleger vor?

Nina Albrecht ist seit 2015 Marketingmanagerin bei VisualVest. / Foto: Unternehmen
Für die Auswahl der aktiv verwalteten, nachhaltigen Fonds haben wir gemeinsam mit Union Investment einen klar definierten Prozess entwickelt. Dazu werden nacheinander drei Regeln angewendet. Zunächst werden durch die Ausschluss-Regel alle Fonds ausgeschlossen, welche die von uns festgelegten Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllen. Zudem werden Fonds mit einem schlechten Nachhaltigkeitsrating, dem sogenannten ESG-Score, aussortiert (Anmerkung der Redaktion: „ESG“ steht für "Environment, Social and Governance", also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).
Der ESG-Score misst den Grad der Nachhaltigkeit von Unternehmen und wird zum Beispiel von MSCI berechnet. Im nächsten Schritt der Fondsauswahl wird die Selektions-Regel angewendet. Dabei werden alle übrig gebliebenen Fonds nochmals nach dem ESG-Score bewertet. Es werden nur diejenigen Fonds für die weitere Analyse betrachtet, die innerhalb ihrer Vergleichsgruppe (Anlageklasse) den höchsten ESG-Score aufweisen. Im letzten Analyseschritt kommt die Engagement-Regel ins Spiel. Diese umfasst eine qualitative Analyse der Fonds, indem Gespräche mit den Fondsmanagern geführt werden. In den Gesprächen wird geprüft, wie die Nachhaltigkeitskriterien im Investmentprozess berücksichtig werden.
Und bei ETFs?
Bei der Auswahl der nachhaltigen ETFs wird der Index, den dieser abbildet, von uns untersucht. Dabei werden ebenfalls die ESG-Scores der Indizes berechnet. Indizes mit einem zu geringen Score sortieren wir aus. Im Anschluss werden alle übrigen Fonds noch einer finanziellen Analyse unterzogen, in der beispielsweise die Bekanntheit der Fondsgesellschaft untersucht wird. Erst wenn die Fonds auch unsere finanzielle Prüfung bestehen, werden sie für unsere GreenFolios berücksichtigt.
Betreiben Sie eigene Nachhaltigkeitsanalysen?
Leider gibt es für nachhaltige Wertpapiere bisher noch keine einheitlichen Richtlinien, die festlegen, welche Kriterien bei nachhaltigen Geldanlagen berücksichtigt werden müssen. Auch ein einheitlich anerkanntes Siegel gibt es bislang noch nicht. Dadurch gestaltet sich die Auswahl der nachhaltigen Geldanlage nicht nur für Anleger schwierig. Wir betreiben deshalb eine eigene Nachhaltigkeitsanalyse gemeinsam mit Union Investment, orientieren uns jedoch auch an den Ergebnissen unabhängiger Nachhaltigkeits-Ratingagenturen wie z. B. des ESG Research von MSCI. Dies ist ein weltweit führender Anbieter für Nachhaltigkeitsanalysen und -ratings.
Wie nehmen Kunden Ihre nachhaltigen Investmentlösungen bisher auf? Die herkömmlichen Anlegelösungen sind wahrscheinlich aktuell noch gefragter?
Derzeit ist das tatsächlich noch so. Rund ein Viertel unserer Kunden spart nachhaltig. Wir merken, dass die nachhaltige Geldanlage immer bekannter und beliebter wird. Gerade im direkten Gespräch mit Anlegern bekommen wir sehr gutes Feedback zu unserem nachhaltigen Angebot.
In welcher Alters- und Zielgruppe erhält der Robo Advisor für nachhaltige Produkte den höchsten Zuspruch?
Unsere nachhaltigen GreenFolios erhalten nicht nur von einer bestimmten Altersgruppe Zuspruch. Unseren Auswertungen zufolge sind die nachhaltigen Geldanlagen relativ gleichmäßig über alle Altersgruppen und Anlagesummen verteilt.
Manche Anleger wollen vegan investieren – also Lebensmittel tierischen Ursprungs oder Tierversuche ausschließen. Manche Anleger haben weniger strikte Nachhaltigkeitsansprüche. Wie reagieren Sie auf diese unterschiedlichen Vorlieben?
Über Marktforschungen und Befragungen ermitteln wir regelmäßig, was Anlegern wichtig ist. Unsere Finanzexperten stellen die Portfolios für unterschiedliche Anlegertypen zusammen, dabei werden dann auch die Ergebnisse aus den Befragungen berücksichtigt. Einzelne Kriterien können Anleger jedoch nicht festlegen, da das Herzstück unseres Anlagekonzepts eine breite Streuung ist und wir die Fonds sehr sorgfältig auswählen.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die die Renditen von herkömmlichen Investments mit sozial-ökologisch ausgerichteten Anlagemöglichkeiten vergleichen. Die Ergebnisse sind nicht eindeutig – aber nachhaltige Fonds und ETFs scheinen nicht viel schlechter abzuschneiden. Wie ist Ihre Erfahrung?
Das können wir bestätigen. Unsere GreenFolios haben in der Vergangenheit genauso gut abgeschnitten wie die VestFolios, unsere konventionellen Anlagestrategien.
Die ECOreporter-Redaktion hat sich versuchsweise bei Ihnen angemeldet und ein GreenFolio erstellt. Wir fanden die Menüführung klar und ansprechend. Wie ist das Feedback von den Kunden?
Das freut uns sehr! Wir bekommen zu unserer Online-Anwendung gutes Feedback. Trotzdem arbeiten wir permanent daran, unser Angebot weiterzuentwickeln – das betrifft das Design selbst genauso wie die technischen Anwendungen, wie z. B. unsere Smartphone-App.
Digitale Vermögensverwaltung – wird der Markt wachsen? Wie sieht es mit der Konkurrenz aus, vor allem durch große internationale Technologiekonzerne?
Der Entwicklung des Robo Advisor-Marktes blicken auch wir mit Spannung entgegen. Wir rechnen mit weiteren Konsolidierungen am Markt, es werden aber sicher auch neue Anbieter aufs Spielfeld treten.
Wie sieht Ihr eigener Nachhaltigkeitsanspruch in Ihrem Unternehmen aus?
Wir haben Nachhaltigkeit von Anfang an als festen Bestandteil unserer Unternehmenskultur definiert. Das Thema liegt mir und meinen Kollegen auch persönlich am Herzen. Als Unternehmen unterstützen wir auch andere nachhaltige Unternehmen und Initiativen. Vor einigen Wochen haben wir 2.000 Euro an die Schülerinitiative Plant-for-the-Planet gespendet, die davon Bäume pflanzt und Schüler zu Klimabotschaftern ausbildet. Das Ziel dieser Initiative ist es, insgesamt eine Milliarde neue Bäume zu pflanzen. Dieses Ziel unterstützen wir auch, indem wir für jedes neu eröffnete GreenFolio in Kooperation mit Plant-for-the-Planet einen Baum pflanzen.
Frau Albrecht, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Zur Person:Nina Albrecht ist seit Anfang 2015 Marketingmanager bei VisualVest. Dort verantwortet sie alles rund um das Thema Kundenansprache. Bereits während des Studiums beschäftigte sie sich mit den Themen Innovation und Digitalisierung und verfasste ihre Masterarbeit zum Thema “Internet der Dinge – Hype oder Realität“.