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Anleihen / AIF, ECOanlagecheck
Unabhängige Analyse: Erneuerbare-Energien-Anleihe von AustriaEnergy mit 8 % Zins
Die AustriaEnergy International GmbH bietet eine besicherte Anleihe mit einem Zins von 8,0 Prozent pro Jahr an. Der Einstieg ist ab 1.000 Euro möglich, die Laufzeit der Anleihe beträgt fünf Jahre. Mit den Einnahmen will das Unternehmen Erneuerbare-Energien-Projekte teilweise finanzieren. Austria Energy entwickelt in Chile Projekte im Bereich Photovoltaik, Windenergie und grüner Wasserstoff. Im dortigen grünen Wasserstoffsektor ist das Unternehmen seit 2019 tätig und nimmt damit nach eigenen Angaben eine Vorreiterrolle ein.
Wie ist aktuell der Stand beim ersten großen grünen Wasserstoffprojekt von AustriaEnergy? Für welche Länder in Südamerika und Europa prüft die AustriaEnergy-Gruppe derzeit einen Markteintritt? Welche Aspekte sind bei der Besicherung der Anleihe wichtig? Wo liegen die Risiken und Chancen für das Unternehmen und seine Anlegerinnen und Anleger? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie im Premium-Teil, in dem ECOreporter auch ein Analyse-Fazit zieht.
Anbieterin und Emittentin der Anleihe ist die AustriaEnergy International GmbH mit Sitz in Wien. Das Emissionsvolumen des Green Bond beträgt bis zu 25 Millionen Euro. Die Emittentin schätzt die Emissionskosten bei Vollplatzierung laut Wertpapierprospekt (vom 12. Juni 2023) auf rund 1,6 Millionen Euro.
Die Schuldverschreibungen werden in Deutschland, Österreich und in Luxemburg vertrieben. Das öffentliche Angebot hat am 14. Juni 2023 begonnen und soll laut Prospekt spätestens am 26. Juni 2023 um 12 Uhr enden. Ab voraussichtlich 3. Juli 2023 ist ein Handel der Anleihe an der Frankfurter Wertpapierbörse vorgesehen. Die Laufzeit der Anleihe endet am 30. Juni 2028. Die Emittentin ist jedoch berechtigt, die Schuldverschreibungen insgesamt oder teilweise zu kündigen und vorzeitig zurückzuzahlen.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Unternehmensprofil AustriaEnergy
Die Emittentin wurde 2014 unter der Firmierung A-Enviro Chile GmbH gegründet und 2022 in AustriaEnergy International GmbH umbenannt. Der verkürzte kommerzielle Name lautet AustriaEnergy. Die Emittentin wird vollständig von der AustriaEnergy AE-Holding GmbH gehalten, der Muttergesellschaft der AustriaEnergy-Gruppe. Die AustriaEnergy-Gruppe hat laut Prospekt aktuell 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Emittentin selbst hält unmittelbare und mittelbare Beteiligungen an verschiedenen Tochtergesellschaften, die ihren Sitz in Spanien oder Chile haben. Das operative Geschäft der AustriaEnergy-Gruppe wird den Angaben nach teilweise von der Emittentin selbst, überwiegend jedoch von ihren operativ tätigen Tochtergesellschaften geführt. Zwischen der Emittentin und den chilenischen Projekt- bzw. Entwicklungsgesellschaften befinden sich spanische Zwischenholdinggesellschaften, da Spanien laut Prospekt über ein steuerlich vorteilhafteres Doppelbesteuerungsabkommen mit Chile verfügt als Österreich. Derzeit prüft die AustriaEnergy-Gruppe laut Prospekt einen Markteintritt in Peru und Kolumbien sowie in Italien und Spanien.
Geschäftsführer der Emittentin ist Helmut Kantner (Jahrgang 1960), der Gründer und Eigentümer der AustriaEnergy-Gruppe. Die Gruppe konzentriert sich nach eigenen Angaben seit ihrer Gründung 2006 in Wien auf die Entwicklung, das Baumanagement, den Betrieb und das Management von Kraftwerken, die mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Die Gruppe hat nach eigenen Angaben seit ihrer Gründung Projekte mit einer Leistung von etwa 200 Megawatt (MW) in Europa verwirklicht und seit ihrem Markteintritt in Chile (2013) dort sieben Photovoltaik-Projekte mit einer Gesamtleistung von ca. 800 MW entwickelt. Die Emittentin hat laut Prospekt in der Vergangenheit mit den bis zur Baureife entwickelten Standorten ein durchschnittliches Multiple von 2,7 der eingesetzten Entwicklungskosten (ohne Finanzierungskosten) erzielt. Der Grund für diese hohen Renditen liegt nach Einschätzung der Emittentin im frühzeitigen Erkennen von Markttrends, optimaler Standortauswahl mit monatelanger intensiver Vorbereitung und Auseinandersetzung mit den Standortgegebenheiten und anschließender Übernahme des Standortentwicklungsrisikos bis zum Umsetzungs- bzw. Baubeginn.
Die von der AustriaEnergy-Gruppe entwickelten und geplanten Projekte sind dem Prospekt zufolge überwiegend darauf ausgelegt, bereits während der Entwicklungsphase oder spätestens vor der Bauphase an Investoren veräußert zu werden. In der Vergangenheit hat die Emittentin nach eigenen Angaben die Standortentwicklung vollständig aus Eigenkapital inklusive erwirtschafteter und reinvestierter Gewinne finanziert. Die Emittentin ist laut Prospekt zur Deckung ihres künftigen Finanzierungsbedarfes auf weitere Eigen- und/oder Fremdfinanzierung angewiesen, da sie kurzfristig nach ihrer eigenen Planung keine ausreichenden Erträge erzielen wird, um neue Projekte alleine zu finanzieren.
Im Geschäftsjahr 2022 wurde laut Konzernlagebericht der Emittentin kein Projekt veräußert. Für ein Windparkprojekt mit einer Leistung von insgesamt 120 MW erwartet das Unternehmen laut Prospekt den Abschluss des Kaufvertrages bis Ende 2023. Abhängig davon, ob Projekte verkauft werden oder nicht, schwanken die jährlichen Umsatzerlöse und Erträge der Emittentin stark. Mit dem geplanten Verkauf des 120-MW-Windparkprojektes und der Platzierung der Anleihe will das Unternehmen laut Konzernlagebericht (vom 28.3.2023) das mittelfristig geplante starke Wachstum finanzieren.
Investitionen
Die Emittentin plant laut Prospekt, die geschätzten Nettoemissionserlöse im Falle der vollständigen Anleihe-Platzierung von rund 23,4 Millionen Euro insbesondere für die teilweise Abdeckung der Entwicklungs- und Projektierungskosten von Windpark-, Photovoltaikpark-, Wasserstoff-/Ammoniak- und/oder Speichertechnologie-Projekten in Chile zu verwenden. Hierbei wird eine Verteilung des Nettoemissionserlöses wie folgt angestrebt: 30 Prozent Grün-Wasserstoff/Grün-Ammoniak, 30 Prozent Photovoltaik, 40 Prozent Windkraft.

30 Prozent der Nettoeinnahmen aus der Anleihe sollen in die Finanzierung von Solarprojekten fließen. / Foto: AustriaEnergy
Zur weiteren Expansion ihres Geschäftsfeldes hat sich die Emittentin laut Prospekt weitere Grundstücke in Chile gesichert, um eine geplante Projektpipeline für drei Wasserstoffprojekte, mehrere Photovoltaikprojekte und mehrere Windparkprojekte zu realisieren. Diese Grundstückssicherung wird sich nach Einschätzung des Unternehmens zumindest in der ersten Jahreshälfte 2023 fortsetzen. Zur optimalen Nutzung dieser Grundstücke ist nach Angaben der Emittentin ein erhöhter finanzieller Aufwand für die zügige Entwicklung erforderlich, der zum Teil aus den Nettoemissionserlösen der Schuldverschreibungen beglichen werden soll.
2020 hat die AustriaEnergy-Gruppe laut Prospekt die Entwicklungstätigkeit für das erste Wasserstoff-/Ammoniakprojekt im Süden Chiles begonnen. 2021 unterzeichnete die Firmengruppe für das Projekt eine Joint-Venture-Vereinbarung mit dem Copenhagen Infrastructure Energy Transition Fund I K/S. In diesem Jahr wurde diese Vereinbarung laut Prospekt auf eine zweite Phase des ersten grünen Wasserstoff-/Ammoniakprojekts erweitert und die Grundstückssicherung für ein weiteres Wasserstoffprojekt begonnen. Dieses habe eine Kapazität, die über den Kapazitäten der beiden Phasen des ersten Projekts liegen werde.
Die Emittentin erwartet, das erste Wasserstoffprojekt Mitte dieses Jahres der chilenischen Umweltbehörde zur Genehmigung vorlegen zu können. Bei planmäßiger Erteilung aller erforderlichen Genehmigungen, dem Abschluss eines Power Purchase Agreements (Liefervertrag) für grünes Ammoniak und dem Abschluss einer Projektfinanzierung rechnet die Emittentin laut Prospekt damit, dass die Baureife und alle notwendigen Gesellschaftsbeschlüsse Mitte 2025 vorliegen und danach der Bau beginnen kann. Der Produktions-/Lieferbeginn ist für 2028 geplant. Laut Prospekt sollen in der Anlage rund 150.000 Tonnen grüner Wasserstoff und rund 850.000 Tonnen grünes Ammoniak pro Jahr produziert werden können, was einer CO2-Einsparung von etwa 2,3 Millionen Tonnen entspreche.
Besicherung
Veräußerungsgewinne fallen laut Prospekt bei Verkauf einzelner Projektgesellschaften bei der jeweiligen spanischen Holdinggesellschaft an, die die Anteile an der Projektgesellschaft hält. Die Erlöse können danach in weitere Projekte reinvestiert werden oder an die Emittentin über eine Dividende ausgeschüttet werden. Es bestehen laut Prospekt keine Beherrschungs- und/oder Gewinnabführungsverträge der AustriaEnergy International GmbH mit ihren Tochtergesellschaften.
Sämtliche Ansprüche auf Rückzahlung der Schuldverschreibungen und Zinszahlungen sind laut Prospekt durch eine erstrangige Verpfändung von Dividendenansprüchen der Emittentin gegenüber der AustriaEnergy Spain, S.L.U. besichert. Der Treuhänder Bondholders, S.L. aus Valencia (Spanien) hält den Angaben nach die Ansprüche zugunsten der Anleihegläubiger für den Fall, dass die Emittentin ihre Verpflichtungen aus den Schuldverschreibungen auf Zahlung von Zinsen und Rückzahlung des Nennbetrags nicht erfüllt.
Die verpfändeten Dividendenzahlungen weisen laut Prospekt eine naturgemäße Schwankungsbreite auf, da sie davon abhängen, wie viele Standorte der Tochtergesellschaften der AustriaEnergy Spain, S.L.U. in einem Jahr abgeschlossen und veräußert werden können.
Die Emittentin hat laut Prospekt in den letzten drei Geschäftsjahren folgende Dividendenzahlungen von der AustriaEnergy Spain, S.L.U. erhalten: rund 7,4 Millionen Euro (2019/20), 0 Euro (2020/21), 7,8 Millionen Euro (2021/22). Da im Jahr 2022 die Umstellung des Geschäftsjahres der Emittentin auf das Kalenderjahr erfolgte, bezieht sich die Angabe der Dividendenzahlung für 2022 mit 0 Euro nur auf das entstandene Rumpfgeschäftsjahr bis zum 31. Dezember 2022. Zahlungen in oder für das Geschäftsjahr 2023 sind zum Zeitpunkt des Prospekts noch nicht erfolgt.
Risiko
Die AustriaEnergy-Gruppe unterliegt bei der Standortentwicklung und Technologie-Integration von Windpark-, Photovoltaikpark-, Wasserstoff-/Ammoniak- und/oder Speichertechnologiestandorten verschiedenen Risiken, die sich laut Prospekt insbesondere in ungeplanten Kostensteigerungen, unerwarteten technischen Hürden und Verzögerungen aufgrund rechtlicher Verfahren begründen. Beispielsweise könnten sich die Genehmigungsvoraussetzungen verschärfen.
Ein Risiko bei Auslandsaktivitäten liegt nach Angaben der Emittentin in der größeren Unsicherheit über Inhalt und Fortbestand der regulatorischen Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Errichtung und den Betrieb von Projekten. Allgemein unterliegen Auslandsaktivitäten zudem dem Risiko, dass es in dem jeweiligen Land zu politischen Verwerfungen oder einer wirtschaftlichen Rezession kommt und auf diese Weise wirtschaftliche Aktivitäten dort erschwert, entwertet oder sogar unmöglich gemacht werden können.
Die Geschäftstätigkeit der AustriaEnergy-Gruppe könnte beeinträchtigt werden, wenn der allgemeine Marktpreis für Strom und Rohstoffe Projekte unwirtschaftlich werden lässt. In Chile gibt es laut Prospekt keine regulatorisch vorgegebene Einspeisevergütung. Im Fall von Wasserstoff und Ammoniak ist geplant, diesen zu exportieren, sodass die Emittentin beim Vertrieb ihrer Erzeugnisse im weltweiten Wettbewerb steht.
Die Möglichkeiten des Stromverkaufs werden laut Prospekt von einem sehr langsamen Ausbau des chilenischen Stromnetzes getrübt. Dies bedeute, dass zahlreiche interessante Projektmöglichkeiten für die Emittentin aufgrund mangelnder Netzinfrastruktur aktuell nicht oder nur sehr verzögert realisiert werden können. Zudem besteht gemäß den Angaben im Konzernlagebericht (vom 28.3.2023) das Risiko, dass für ein baureifes Projekt nicht der gewünschte Verkaufserlös erzielt werden kann, weil aufgrund des Projektstandorts einerseits und des Standorts potenzieller Großabnehmer andererseits das Risiko von Verlusten aufgrund der Netzüberlastung zu groß ist. Die Emittentin erwartet laut Prospekt eine spürbare Verbesserung der Stromnetz-Situation ab ca. 2027.
Die AustriaEnergy-Gruppe unterliegt Wechselkursrisiken, da sie laut Prospekt Erlöse überwiegend in US-Dollar erzielt, Kosten teilweise in Chilenischen Pesos anfallen, die Emittentin als Unternehmen mit Sitz in Österreich in Euro bilanziert und die Gruppe sich auch überwiegend in Euro finanziert.
Der tatsächlich realisierbare Wert der als Sicherheit gewährten Pfandrechte an den Dividendenansprüchen der Emittentin gegenüber der AustriaEnergy Spain, S.L.U. könnte nicht ausreichen, um die Ansprüche der Anleihegläubiger im Verwertungsfall zu befriedigen. So kann laut Prospekt insbesondere im Falle einer kurzfristigen Verwertung der verpfändeten Dividendenansprüche der realisierbare Wert deutlich geringer sein als die Ansprüche der Anleihegläubiger.
Zudem ist laut Prospekt zu berücksichtigen, dass Vermögensgegenstände der AustriaEnergy-Gruppe, die von Tochtergesellschaften und nicht von der Emittentin selbst gehalten werden, in der Regel vorrangig zur Befriedigung der Gläubiger der jeweiligen Tochtergesellschaft heranzuziehen sind und lediglich nachrangig für die Befriedigung von Gläubigern der Emittentin verwendet werden können. Dies kann im Ergebnis den Betrag reduzieren, den die Inhaber der Schuldverschreibungen im Falle einer Liquidation oder Insolvenz der Emittentin erhalten würden. Für die Anlegerinnen und Anleger, die die Anleihe zeichnen, besteht das Risiko, ihr eingesetztes Kapital teilweise oder vollständig zu verlieren.
Stärken
- AustriaEnergy mit rund zehn Jahren Projektentwicklungs-Erfahrung in Chile
- Grüner Wasserstoff mit großem Marktpotenzial
- Anleihe besichert
- Wechselkurschancen
Schwächen
- Projektentwicklungs- und Genehmigungsrisiken
- Derzeit starke Abhängigkeit von Projektentwicklungen in nur einem Land (Chile)
- Erlöse aus dem Projektentwicklungsgeschäft schwankungsanfällig
- Wechselkursrisiken
Fazit
AustriaEnergy hat in Chile bereits Photovoltaikprojekte erfolgreich entwickelt und sehr hohe Renditen erzielt. Neben Solar- und Windenergieprojekten liegt der Fokus der Emittentin inzwischen auf grünen Wasserstoff-/Ammoniak-Projekten in Chile. Der Markt für grünen Wasserstoff ist noch vergleichsweise jung und auch daher teilweise mit erhöhten Risiken verbunden.
Wenn die Wasserstoffprojekte erfolgreich entwickelt und verkauft werden können, sind auch dort sehr hohe Renditen für die Emittentin, ihren Gesellschafter und weitere Eigenkapital-Investoren möglich. Anlegerinnen und Anlegern, die die Anleihe der Emittentin zeichnen, steht dagegen als Fremdkapitalgeber ein Zins von 8 Prozent pro Jahr zu. Damit ist das Rendite/Risiko-Verhältnis der Anleihe nach Einschätzung von ECOreporter nicht attraktiv.
Basisdaten
Emittentin: AustriaEnergy International GmbH, Wien (Österreich)
Anlageform: Inhaber-Schuldverschreibungen (Anleihe)
Emissionsvolumen: bis zu 25 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Laufzeit: 5 Jahre, bis zum 30. Juni 2028
Zinsen: 8,0 Prozent pro Jahr
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
Prospekt-Billigung: CSSF (luxemburgische Aufsichtsbehörde des Finanzsektors)
Handelbarkeit: Frankfurter Wertpapierbörse ab voraussichtlich 3. Juli 2023 geplant
ISIN: DE000A3LE0J4
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