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48 nachhaltige Anleihen mit bis zu 8 % Zins – welche sind aussichtsreich, welche riskant?
Hohe Kreditzinsen, schwierige Marktbedingungen – für viele Unternehmen sind die Risiken in den letzten Monaten gestiegen. Und damit auch für Anlegerinnen und Anleger, die Anleihen dieser Firmen halten. Aber es gibt auch sehr nachhaltige Papiere, die weiterhin gute Aussichten haben. ECOreporter hat 48 grüne börsennotierte Anleihen von kleinen Unternehmen untersucht, mit denen etwa Wind- und Solarparks, vegane Lebensmittel, energieeffiziente Immobilien und Bildungsangebote finanziert werden.
Seit die Notenbanken weltweit die Leitzinsen anheben, um die Inflation zu senken, sind Anleihen unter Druck geraten. Denn sie schütten feste Zinsen aus – ohne Inflationsausgleich –, und vor allem niedrig verzinste ältere Anleihen werden zunehmend unattraktiver, wenn das allgemeine Zinsniveau steigt. Aktuell bekommen Sie für Tages- und Festgeld auch bei nachhaltigen Anbietern teils höhere Zinsen als für alte Anleihen.
Dazu kommt die weiterhin angespannte Wirtschaftslage. Immobilienunternehmen etwa rutschen derzeit weltweit zu Dutzenden in die Pleite, weil die deutlich gestiegenen Zinsen einerseits ihre Finanzierungskosten erhöhen und andererseits dafür sorgen, dass weniger Menschen es sich leisten können zu bauen.
Die wichtigsten globalen Anleiheindizes haben 2022 so stark an Wert verloren wie seit Jahrzehnten nicht mehr - zwischenzeitlich bis zu 20 Prozent. Für den normalerweise wenig schwankungsanfälligen Anleihemarkt ist das sehr viel. Auch 2023 geht es an der Börse unruhig zu, die Kurse entwickeln sich aber uneinheitlicher. Der große Weltindex Bloomberg Global-Aggregate Total Return etwa bewegt sich derzeit auf demselben Niveau wie zu Jahresbeginn (Stand 4.9.2023). Einer der Gründe: Viele Investoren gehen mittlerweile davon aus, dass die Notenbanken die Leitzinsen kaum noch weiter anheben werden und sich das Zinsniveau zunehmend stabilisiert.
Doch selbst wenn Anleihekurse sinken, ist das nicht unbedingt ein schlechtes Signal für Anlegerinnen und Anleger. Denn Anleihen sind Darlehen, die Investoren einem Unternehmen oder einem Staat gewähren und, wenn keine schwerwiegenden Probleme auftreten, nach Laufzeitende zum Nominalwert zurückerhalten (der Nominalwert entspricht einem Kurswert von 100 Prozent). Dazu kommen die meist jährlich ausgezahlten Zinsen. Verluste machen Anlegerinnen und Anleger nur, wenn die Darlehensnehmer ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen können oder Anleihen vorzeitig zu einem niedrigen Kurs verkauft werden müssen. Deshalb eignen sich Anleihen vor allem für langfristig orientierte Investoren.

Windpark von Energiekontor. ECOreporter hat mehrere grüne Anleihen des Unternehmens getestet. / Foto: Energiekontor
Zins ist nicht gleich Rendite
Bei Anleihen sind Zinsen nicht mit Rendite gleichzusetzen. Denn der Zins einer Anleihe bezieht sich immer auf den Nominalwert. Der reale Kurswert kann höher oder niedriger sein, und dann unterscheidet sich die Rendite der Anlegerinnen und Anleger vom Nominalzins.
Ein Beispiel: Eine Anleihe hat einen Nominalzins von 6 Prozent. Kaufen Sie die Anleihe bei einem Kurswert von 90 Prozent, wirft die Anleihe für Sie fast 6,7 Prozent Rendite pro Jahr ab. Und wenn Sie die Anleihe bis zum Laufzeitende halten, bekommen Sie im Regelfall ihren vollen Nominalwert (100 Prozent) ausgezahlt – macht noch mal ein Plus von 11 Prozent.
Niedrige Anleihekurse eröffnen also Renditechancen. Dem stehen aber auch höhere Risiken gegenüber. Denn Kurse von Anleihen fallen, wenn viele Anlegerinnen und Anleger sie verkaufen, beispielsweise weil sie befürchten, dass ein Unternehmen vor dem Rückzahlungstermin seiner Anleihe insolvent gehen könnte – in Krisenzeiten steigt die Pleitegefahr vor allem für junge, noch nicht profitable Unternehmen, die auf hohe Kredite angewiesen sind. Auch bei Firmen, die derzeit alte Anleihen durch neue ablösen müssen, kann es vermehrt zu finanziellen Engpässen kommen, weil sie für die neuen Anleihen deutlich höhere Zinsen zahlen müssen. Generell gilt: Anleihen kleinerer und mittelgroßer Unternehmen (sogenannte KMU-Anleihen) sind eher nichts für defensive Anlegerinnen und Anleger.
Wer momentan bei Anleihekursen von unter 90 Prozent einsteigen möchte, sollte genau hinsehen, wie das jeweilige Unternehmen wirtschaftlich dasteht. Im Fall einer Pleite droht der Totalverlust des investierten Kapitals. Wie etwa bei der Deutschen Lichtmiete. Der Konzern ist insolvent, die Kurse seiner börsennotierten Anleihen sind auf einen Bruchteil ihres Nominalwertes abgesackt (siehe Tabelle im Premium-Bereich). Auch beim offenbar nicht mehr zahlungsfähigen luxemburgischen Nussunternehmen Hylea müssen sich Anlegerinnen und Anleger auf sehr hohe Verluste einstellen. Und beim Frankfurter Wassertechnik-Anbieter blueplanet hat die Insolvenz der Tochter ecabiotec den Kurs bis auf 0,5 Prozent einbrechen lassen.

Wird ein Unternehmen zahlungsunfähig, erhalten Anleihegläubiger häufig kaum etwas von ihrem investierten Geld zurück. / Foto: Pixabay
Die ECOreporter-Redaktion berichtet darüber, wenn sie bei Anleiheunternehmen Probleme sieht – im Idealfall, bevor die Kurse in den Keller gehen. Bei der insolventen (und mittlerweile zu großen Teilen verkauften) Green City-Unternehmensgruppe stellte die Redaktion beispielsweise bereits im Juli 2021 die Frage: Müssen sich Anleger Sorgen machen? Von einem Einstieg in die Deutsche Lichtmiete EnergieEffizienzAnleihe 2027 riet ECOreporter im Januar 2021 in einem ECOanlagecheck ab.
Erhöhte Risiken sieht die Redaktion derzeit generell bei Anleihen aus der kriselnden Immobilienbranche. Die Papiere des Magdeburger Unternehmens AOC I Die Stadtentwickler und des Wiener Konzerns UBM Development etwa haben in den letzten Monaten stark im Kurs nachgegeben.
Viele der nachhaltigen Anleihen, die unten im Premium-Bereich aufgeführt sind, haben 2022 und 2023 aber nur leicht an Wert verloren, einige konnten sogar zulegen. Zahlreiche Papiere notieren derzeit in der Nähe ihres Nominalkurses, was für gewöhnlich auf eine solide Entwicklung der jeweiligen Unternehmen hindeutet. Ein weiterer Grund für die stabilen Kurse sind die Zinsen, die meist höher liegen als bei Staatsanleihen oder Anleihen großer Konzerne und selbst in Zeiten hoher Inflation noch attraktiv sind. Dafür ist das Risiko natürlich auch höher.
Als solide grüne Investments mit hoher nachhaltiger Wirkung schätzt ECOreporter vor allem die Anleihen von Energiekontor und Enertrag ein. Wer einsteigt, sollte für den Kauf allerdings ein Preislimit setzen - bei kleinen Anleihen, die nur selten gehandelt werden, kann es zu kurzfristigen Kursanstiegen kommen, wenn eine erhöhte Nachfrage auf ein geringes Angebot trifft.
In der umfangreichen Tabelle im Premium-Bereich finden Sie Angaben zum aktuellen Kurs, zu den Zinskonditionen und Laufzeiten sowie Links zu ausführlichen ECOreporter-Analysen der einzelnen Anleihen.
Informationen zu den Anleihen großer Konzerne haben wir hier für Sie zusammengestellt.
So kaufen Sie Anleihen
Anlegerinnen und Anleger brauchen ein Depot bei ihrer Bank, um Anleihen zu kaufen, die bereits an der Börse notiert sind. Neue Anleihen können oft direkt beim herausgebenden Unternehmen gezeichnet werden. Der Börsenhandel der von ECOreporter analysierten, relativ kleinen nachhaltigen Anleihen ist allerdings nicht zu vergleichen mit dem Handel beispielsweise einer Aktie eines Großkonzerns: Die ist Sekunden nach der Order verkauft. Bei einer Mittelstandsanleihe kann es durchaus einige Tage, auch mal zwei Wochen bis zum Verkauf dauern. Da heißt es: Geduld haben. Und kaufen Sie mit Limit-Order. Dadurch begrenzen Sie das Risiko, bei zu hohen Kursen einzusteigen.
Anleihen abseits der Börse
Auch einige nicht börsennotierte nachhaltige Anleihen sind nach ihrer Platzierung öffentlich handelbar. Beispielsweise die 3,25%-Anleihe des Ökostromanbieters Naturstrom aus Düsseldorf (ECOreporter-Analyse) und die Anleihen der UmweltProjekt AG, einer auf Immobilien und Grünstromprojekte spezialisierten Tochter der Nürnberger UmweltBank (ECOreporter-Analyse). Diese Anleihen können über die UmweltBank gekauft und veräußert werden. Anlegerinnen und Anleger benötigen dazu allerdings ein Wertpapierdepot bei der Bank.
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