Mit den Anleihen der Green City Gruppe werden unter anderem Solarprojekte finanziert. / Foto: Green City

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Green City-Anleihen: Müssen sich Anleger Sorgen machen? (Interview)

Einige börsennotierte Anleihen der Münchener Green City Gruppe haben in den letzten zwei Jahren spürbar im Kurs nachgegeben. Zudem sind die Jahresabschlüsse mehrerer Green City-Unternehmen für 2019 immer noch nicht veröffentlicht. ECOreporter hakt bei Green City-Finanzvorstand Frank Wolf nach.

Mit den Anleihen hat Green City Wind- und Solarprojekte finanziert. ECOreporter-Analysen der Green City-Anleihen und vieler weiterer nachhaltiger Anleihen finden Sie hier.

ECOreporter: Herr Wolf, die Kurse einiger Green City-Anleihen sind unter ihren Nennwert von 100 Prozent gesunken: Green City Energy Kraftwerkspark III (18/26) auf 93 Prozent, Green City Energy Kraftwerkspark III (16/26) auf 90 Prozent, Green City Energy Kraftwerkspark III (16/36) auf 88 Prozent (Stand 2.7.2021). Die Anleihe Green City Solarimpuls 2017 sackte im Juni zwischenzeitlich sogar auf 75 Prozent ab, mittlerweile steht sie wieder bei 93 Prozent. Worauf führen Sie die Kursverluste in einem grundsätzlich freundlichen Umfeld für Grünstromanleihen zurück? Verlieren Anlegerinnen und Anleger das Vertrauen?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Frank Wolf: Die Anleihen sind an der Börse notiert, daher kann es zu Kursschwankungen kommen. Die Kursbildung entsteht aufgrund von Angebot und Nachfrage. Unsere Anleger*innen sehen die Investition in diese Anleihen als mittel- bis langfristige Anlage, daher beobachten wir, dass die Anleihen selten bis gar nicht gehandelt werden. Die geringe Orderzahl sowohl auf Kauf- als auch auf Verkaufsseite sorgt über einen gewissen Zeitraum für offene Handelsorder, die unabhängig vom Ordervolumen den Kurs beeinflussen können. Ein gutes Beispiel ist der Solarimpuls: Hier haben wir die größten Kursschwankungen, dagegen stehen gerade mal vier ausgeführte Orders seit Anfang 2020 mit einem sehr geringen Volumen von weniger als insgesamt 40.000 Euro.

Für unsere Anleger*innen haben die schwankenden Kurse – sowohl unter als auch über 100 Prozent sind möglich – keine Auswirkungen auf die Zins- und Rückzahlungen. Die Zinsen werden am Nennwert berechnet, und die Rückzahlung der Anleihen beläuft sich auf die Höhe des Nennwerts. Über diesen Sachverhalt sind unsere Anleger*innen informiert.


Frank Wolf ist Finanzvorstand der Green City Energy AG, der Muttergesellschaft der Green City Gruppe. / Foto: Dominik Parzinger

Im September 2020 teilten Sie mit, der Konzernabschluss 2019 solle in 2020 fertiggestellt werden. Er ist allerdings nach wie vor nicht veröffentlicht. Gleiches gilt für die Jahresabschlüsse 2019 der Green City Energy Kraftwerkspark III GmbH & Co. KG und der Green City Solarimpuls I GmbH & Co. KG, also der Unternehmen, die die eingangs erwähnten Anleihen ausgegeben haben. Woran liegt das? Die Abschlüsse hätten gemäß den gesetzlichen Bestimmungen bis Ende 2020 erstellt werden müssen.

Aufgrund eines Wechsels der Wirtschaftsprüfungskanzlei kam es in der Erstellung der Jahresabschlüsse zu Verzögerungen. Diesen Rückstand holen wir voraussichtlich in diesem Jahr wieder auf. In den letzten acht Monaten haben wir bereits zwei digitale Hauptversammlungen durchgeführt und rechnen damit, dass wir Ende des Jahres wieder in einen regelmäßigen Turnus gelangen.

Die Green City Energy Kraftwerkspark III GmbH & Co. KG und die Green City Solarimpuls I GmbH & Co. KG weisen in ihren letzten veröffentlichten Jahresabschlüssen für 2018 Jahresfehlbeträge aus. Laut Jahresabschluss 2019 der Muttergesellschaft Green City AG waren die Nettoergebnisse auch 2019 negativ. Die bilanzielle Überschuldung der beiden GmbH & Co. KGs ist in den letzten Jahren gestiegen, laut Jahresabschluss der Green City AG auch 2019. Haben die Gesellschaften wirtschaftliche Probleme?

Die bilanzielle Überschuldung dieser Dachgesellschaften ist konzeptionsbedingt. Den Aufwendungen aus im Wesentlichen Zinszahlungen der Dachgesellschaften stehen Cash-Rückflüsse aus den jeweiligen Projektgesellschaften gegenüber, die aus Ausschüttungen (deutsche Kommanditgesellschaften) beziehungsweise Verzinsung und Rückzahlung ausgereichter Gesellschafterdarlehen erfolgen. Diese sind über einen längeren Zeitraum jedoch nicht ertragswirksam bei den Dachgesellschaften, was sich nach der kompletten regulären Abschreibung z.B. der Windparks nach 16 Jahren dreht.

Zudem werden die plan- und prognosegemäßen Veräußerungen der Projektgesellschaften zum Ende der Anleihelaufzeiten zu Erträgen führen. Auf Basis unserer aktuellen Planungen wird hieraus auch auf der Ertragsseite ein Komplettüberschuss entstehen, sodass sich das sich aufbauende negative Eigenkapital wieder ausgleichen wird. Insoweit ist die zwischenzeitliche negative Entwicklung des Eigenkapitals kein Indiz für wirtschaftliche Probleme der Dachgesellschaften, sondern konzeptionsbedingt.

Operativ erwirtschaften die Projektgesellschaften zum Teil deutliche Liquiditätsüberschüsse, die sich jedoch nicht entsprechend in der Handelsbilanz niederschlagen. Wie bei Erneuerbare-Energien-Anlagen üblich, werden substanzielle handelsrechtliche Gewinne erst in den letzten Jahren der Projektlaufzeiten ausgewiesen. Dies liegt darin begründet, dass dann sowohl die regulären Abschreibungen als auch die Zinsaufwendungen aus der Fremdfinanzierung ausgelaufen sind.

Ist für Anlegerinnen und Anleger das Risiko gestiegen, dass es bei Ihren Anleihen zu Zahlungsausfällen kommt?

Anleihen unterliegen einem gewissen Risikoprofil, das durch die Zahlung von adäquaten Zinsen an die Anleger*innen ausgeglichen wird. Bisher wurden alle Zinsen und Rückzahlungen der festverzinslichen Anleihen der Green City Gruppe fristgerecht und in voller Höhe geleistet.

Laut Konzernabschluss 2018 war Green City 2018 auf Konzernebene mit 35 Millionen Euro bilanziell überschuldet. Konnte die Green City AG die Ende Juni 2021 teilweise fällig gewordene Jubiläumsanleihe zurückzahlen? Dient die neue Green City Anleihe II der AG vor allem dazu, die Rückzahlung alter Anleihen zu gewährleisten?

Am 30. Juni 2021 waren die Zinsen der Tranche A und B für die Jubiläumsanleihe sowie die Rückzahlung der Tranche A fällig. Die Tranche B mit einem Volumen von 4 Millionen Euro hat eine Endfälligkeit am 30. Juni 2026.

Die fälligen Zinsen in Höhe von 440.000 Euro und die Rückzahlung der Tranche A mit einem Volumen von 6 Millionen Euro wurden fristgerecht am 30. Juni 2021 bezahlt. Wie eben schon erwähnt, sind bisher alle Zinsen und Rückzahlungen der festverzinslichen Anleihen der Green City Gruppe fristgerecht und in voller Höhe geleistet worden. Eine aktualisierte Leistungsbilanz per 30. Juni 2021 finden Sie auf unserer Homepage.

Die Emission der Green City Anleihe II dient der Finanzierung der allgemeinen Geschäftstätigkeit der Green City AG und der Anschlussfinanzierung von bereits ausgegebenen Finanzinstrumenten. Dies wurde auch in dem entsprechenden Wertpapierinformationsblatt und an die Anleger*innen so kommuniziert.

Herr Wolf, vielen Dank für Ihre Antworten!

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