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ETF-Test: Franklin LibertyQ Global Equity SRI UCITS ETF
Weltweit nicht nur in Konzerne investieren, sondern auch in mittelgroße Unternehmen, aber mit einigem Anspruch an Nachhaltigkeit: Der Franklin LibertyQ Global Equity SRI ETF macht neugierig. Wie schneidet er im ECOreporter-Test ab?
Anbieter des ETFs ist die US-Investmentgesellschaft Franklin Templeton Investments. Diese ist mit knapp 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit aktiv und selbst börsennotiert. Hauptsitz ist in San Mateo, Kalifornien (USA). Franklin Templeton legt Kundengeld auch in Öl, Kohle und Rüstung an.
Finanzen/Risiko
Der ETF startete im September 2017 und hat sich langfristig finanziell ordentlich entwickelt. Auf ein Jahr gesehen hat er 29,5 Prozent an Wert gewonnen und bleibt damit deutlich hinter dem weltweiten Aktienindex MSCI World zurück, der im selben Zeitraum 63,3 Prozent zulegte. Auf drei Jahre gesehen ist der ETF mit einem Plus von 30,85 Prozent allerdings fast mit dem MSCI World gleichauf, der 39,42 Prozent gewann.
Die Jahresgebühr von 0,4 Prozent ist etwas höher als bei vergleichbaren ETFs, deren Kosten oft bei 0,2 bis 0,3 Prozent liegen. Die Wertschwankungen halten sich im Rahmen. ECOreporter empfiehlt eine Haltedauer von mindestens fünf, besser sieben Jahren.
Nachhaltigkeitskonzept
Dass der ETF nachhaltig ausgerichtet sein will, verrät das Kürzel SRI in seinem Namen: Es steht für „Socially Responsible Investment“, frei übersetzt: „nachhaltiges Investieren“.
Der ETF legt weltweit in 214 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern an und verwendet dabei das „Best-in-Class-Prinzip“. Dieses ist bemerkenswert streng: Die Unternehmen müssen zu den nachhaltigsten 10 Prozent ihrer Branche gehören. Was andere ETFs und Fonds nicht selten andersherum handhaben: Sie sehen es tatsächlich schon als „Best-in-Class“ an, wenn ein Unternehmen beispielsweise nicht zu den schlechtesten 40 Prozent gehört.
Der ETF bildet den LibertyQ Global Equity SRI-Index nach. Diesen Aktienindex erstellt der US-Finanzdienstleister MSCI im Auftrag für Franklin Templeton. Bewertung und Auswahl der Unternehmen stammen von MSCI.
Ausschlussverfahren
Der ETF schließt Unternehmen aus, die mindestens 5 Prozent ihrer Umsätze mit Alkohol, Glücksspiel, genetisch veränderten Organismen, Kohlestrom und Atomkraft, Pornografie und Schusswaffen erzielen. Komplett tabu sind beispielsweise kontroverse Waffen (etwa Atomwaffen und Streumunition) und Tabakproduzenten. Auch Kohleminen und die unkonventionelle Förderung von Öl und Gas, etwa durch Fracking, müssen draußen bleiben.
Damit sind aber beispielsweise Mineralölkonzerne nicht grundsätzlich außen vor, und für Atomkraft- und Kohlekraftwerke gibt es das Schlupfloch Umsatzschwelle. Und auch das Fördern von Kohle ist erlaubt, wenn die Kohle nicht verkauft, sondern etwa zum Verbrennen im eigenen Kraftwerk genutzt wird. Also könnte im ETF theoretisch ein Unternehmen vertreten sein, dass ein Kraftwerk mit Kohle aus der eigenen Mine betreibt, sofern der Verkauf des produzierten Stroms weniger als 5 Prozent des Konzernumsatzes ausmacht.
Wie nachhaltig ist dieser ETF?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Der ETF investiert etwa in Aktien der koreanischen LG Group, eines weit verzweigten Mischkonzerns, der mindestens ein Kohlekraftwerk in China betreibt und aus Minen im eigenen Besitz versorgt. Der Umsatz aus dem produzierten Kohlestrom liegt nach Erkenntnissen der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E (ehemals Vigeo Eiris) unter der maßgeblichen Schwelle von 5 Prozent. Somit verstößt der ETF hier nicht gegen seine Kriterien. Auch die Kohlestromerzeuger Enel Americas (Chile; Energie) und UPM-Kymmene (Finnland; Papier) liegen unter der entscheidenden Schwelle, bei UPM-Kymmene gilt das auch für Umsätze mit Atomkraft durch eine Tochterfirma.
Weitere im ETF vertretene kritische Werte sind etwa der Ölkonzern Phillips 66, die zweitgrößte Position im ETF, und der japanische Mischkonzern Daikin Industries, der Waffen (beispielsweise Granaten und Gefechtsköpfe) für das japanische Militär herstellt. Auch bei Daikin liegt der kritische Umsatz laut V.E unter der relevanten Schwelle von 5 Prozent.
Im ETF finden sich auch Aktien, die als recht nachhaltig gelten, etwa der australische Palettenvermieter Brambles und der dänische Gesundheitskonzern Coloplast.
Transparenz
Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind auf der Website von Franklin Templeton knapp dargestellt. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, gibt es in den Dokumenten des ETFs („Factsheet“) keine Angaben.
Nachhaltige Wirkung
Franklin Templeton übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.
Stärken:
- Vergleichsweise strenges Best-in-Class-Verfahren
Schwächen:
- Kaum rein nachhaltige Aktien
- Investments in Kohle, Öl und Atomkraft
- Investments in Waffen
- Investments in Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie
Fazit:
Was nutzt eine recht anspruchsvoll erscheinende Aktienauswahl, wenn dabei Schlupflöcher bleiben, die groß genug für Kohlebagger sind? Mit Kohlestrom, Atomkraft, Erdöl und Waffen ist keine Nachhaltigkeit zu machen. Fazit: Ein ETF mit vielversprechendem Ansatz – und wenig nachhaltiger Realisierung dieses Ansatzes.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: 3,2
Nachhaltigkeit: 5,0
Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Daten und Fakten
Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 16.3.2021
Stichtag des Tests Finanzen: 16.3.2021
Name des ETFs: Franklin LibertyQ Global Equity SRI UCITS ETF - USD ACC
ISIN: IE00BF2B0N83 / WKN: A2DTF3
Nachgebildeter Index: LibertyQ Global Equity SRI Index (USD)
Start des ETFs: 6.9.2017
Jährliche Gebühren: 0,40 % (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 20,65 Millionen US-Dollar (3/2021)
Internet: www.franklintempleton.de
Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich