Proteste vor der britischen Zentrale des Vermögensverwalters BlackRock: Auch im ETF findet sich die Aktie des Finanzierers von Kohle, Öl und Rüstung. / Foto: imago images, vxg pictures

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ETF-Test: Invesco Quantitative Strategies ESG Global Equity Multi-Factor

Dieser nachhaltige ETF von Invesco ist etwas ganz besonders: Er bildet nicht wie andere ETFs, einen Aktienindex nach, sondern wählt Aktien aktiv aus. Diese sollen Kriterien aus den Bereichen „ESG“ erfüllen: Umwelt (Environment), Soziales (Social) und gute Unternehmensförderung (Governance). Der ganze Apparat heißt dann Invesco Quantitative Strategies ESG Global Equity Multi-Factor ETF. Was ist das nun: Ein aktiver Fonds oder ein ETF? Und wie nachhaltig ist das Produkt? Im Test ergibt sich ein klares Bild.

Anbieter des ETFs ist die internationale Investmentgesellschaft Invesco. Sie hat rund 7.000 Beschäftigte in 25 Ländern und ist selbst börsennotiert. Der Hauptsitz ist in Atlanta, Georgia (USA). Invesco selbst investiert Kundengelder auch in Öl, Kohle und Rüstungsindustrie.

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Finanzen/Risiko

Der ETF startete Ende Juli 2019. Da er noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine Finanznote. Auf ein Jahr gesehen hat der ETF 3,2 Prozent an Wert gewonnen, der weltweite Aktienindex MSCI World ist im selben Zeitraum 17,8 Prozent im Plus. Seit Auflegung hat der ETF 16,3 Prozent zugelegt (MSCI World: 31,3 Prozent).

Die Jahresgebühr ist mit 0,6 Prozent für einen ETF vergleichsweise hoch.

Nachhaltigkeitskonzept

Der rätselhafte Name des ETFs ergibt sich aus seinem Konzept: Invesco Quantitative Strategies ist die Abteilung von Invesco, die den ETF managt. Jawohl: managt. Normalerweise bilden ETFs zwar einen Aktienindex nach. Hier jedoch wählt ein Team aktiv Aktien aus.

Ein ETF ist der Fonds aber dennoch, denn ETF steht eigentlich nur für „Exchange Traded Funds“, börsengehandelter Fonds. Das heißt: Anteile an dem Fonds können während der Öffnungszeiten wie eine Aktie jederzeit an der Börse gekauft oder verkauft werden. Und das gilt auch für diesen ETF. Im Vergleich dazu werden die ebenfalls aktiv gemanagten klassischen Publikumsfonds nur einmal am Tag über die Fondsgesellschaft gehandelt. Der ETF hält Aktien von 210 Unternehmen. Ob Aktien ver- oder gekauft werden, wird monatlich überprüft.

Laut Invesco sind die Ansprüche in den Bereichen „Umwelt“, „Soziales“ und „gute Unternehmensführung“ streng. Was das heißt, erklärt der ETF-Anbieter aber nicht. Die Nachhaltigkeitsbewertungen kauft Invesco beim Nachhaltigkeitsresearch des US-Finanzdienstleisters MSCI ein.

„Global Equity“ bedeutet schlicht, dass der ETF weltweit anlegt, „Multi-Factor“, dass die Aktien nach mehreren Faktoren ausgewählt sind, etwa Wert im Vergleich zum Marktdurchschnitt, Qualität und Ertragsdynamik.

Ausschlusskriterien

Der ETF schließt Investments in Unternehmen die Umsätze mit geächteten Waffen (etwa Landminen und Streumunition), Atomwaffen und Fracking erzielen vollständig aus. Für die Herstellung von kontroversen Waffen, die Tabakproduktion sowie Förderung und Verstromung von Thermalkohle gilt eine Umsatzschwelle von 5 Prozent.

Nicht ausgeschlossen sind damit etwa die konventionelle Förderung von Öl und Gas sowie das Betreiben von Kernkraftwerken.

So nachhaltig ist dieser ETF

Der ETF investiert nicht in Unternehmen, die Kohle- oder Atomkraftwerke betreiben. Auch Ölkonzerne sind nicht vertreten. Allerdings: Der ETF hält Anteile an Vermögensverwaltern, Banken und Versicherungen wie BlackRock, JPMorgan Chase und MetLife, die in Kohle, Öl und Rüstung anlegen.

Der ETF investiert z.B. in den internationalen Stahlkonzern Arcelor Mittal mit Hauptsitz in Luxemburg, der Kohlebergwerke in Kasachstan betreibt. Bei etlichen anderen Aktien im ETF gehören Umsätze aus kritischen Bereichen zum Geschäft, etwa Militär und Nuklearindustrie (ABB, Hitachi, Schneider Electric u.a.), Waffenhersteller sind aber keine vertreten.

Der ETF hält auch Aktien von Unternehmen, die Geschäfte machen mit Alkohol und Glücksspiel: Der Investmentfirma CK Asset Holdings gehört die britische Greene King Brauerei, eine Tochterfirma stellt Glücksspielautomaten her. Paypal und Mastercard wickeln Zahlungen für Online-Glücksspiel ab.

Wirklich grüne Unternehmen finden sich nicht unter den Investments. Zu den größten Positionen gehören etwa die US-Tech-Konzerne Microsoft und Apple und der US-Konsumgüterriese Procter & Gamble, eine ECOreporter-Favoriten-Aktie. Auffällig ist allerdings, dass besonders kontroverse Konzerne wie Facebook, die Google-Mutter Alphabet, Adidas oder Nike nicht vertreten sind. Der ETF investiert allerdings in den in zahlreiche Kontroversen verstrickten schweizerischen Lebensmittelkonzern Nestlé.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind auf der Website von Invesco ausführlich dargestellt. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, gibt es in den Dokumenten des ETFs („Factsheet“) keine Angaben.

Nachhaltige Wirkung

Invesco übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an oder Informationen zu Dialogen mit Unternehmen. Eine nachhaltige Wirkung ist hier daher nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Keine Investments in Kohle- oder Atomkraftwerkbetreiber
  • Keine Investments in Öl
  • Keine Investments in Waffenhersteller

Schwächen:

  • Unklares Auswahlverfahren ohne Ausschlusskriterien
  • Keine wirklich nachhaltige Ausrichtung

Fazit

Investments in Unternehmen, die Geschäfte machen mit dem Militär und der Nuklearindustrie, in Brauereien, Glücksspieltechnik-Hersteller, keine wirklich echte grüne Aktie im Bestand. Immerhin keine fossile Stromerzeugung und Ölgeschäfte – dafür Investments in Finanzierer von Öl und Kohle. Fazit: Keine echte nachhaltige Geldanlage.

Die ECOreporter-Noten:

Finanzen: --

Nachhaltigkeit: 4,0

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Daten und Fakten

Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 15.2.2021

Stichtag des Tests Finanzen: 17.2.2021

Name des ETFs: Invesco Quantitative Strategies ESG Global Equity Multi-Factor UCITS ETF Acc

ISIN: IE00BJQRDN15 / WKN: A2PHJT

Nachgebildeter Index: Keiner

Start des ETFs: 30.7.2019

Jährliche Gebühren: 0,6% (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 142 Millionen US-Dollar (2/2021)

Internet: etf.invesco.com/

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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