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ETF-Test: Lyxor Net Zero 2050 S&P Eurozone Climate PAB
Investments in der Eurozone und in Unternehmen, deren Nachhaltigkeitsstrategie hilft, den Klimawandel zu begrenzen: Das ist die Ausrichtung des Lyxor Net Zero 2050 S&P Eurozone Climate PAB. Anteile sollen ausschließlich an großen und mittleren Unternehmen erworben werden, die "mit dem Klimaszenario der globalen Erwärmung von 1,5 Grad Celsius vereinbar sind". Wird das Aktienpaket des ETFs diesem Anspruch gerecht?
Die Formulierung „Net Zero 2050“ im Namen des ETFs bedeutet, dass alle Unternehmen in seinem Bestand das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 anstreben sollen. Die Abkürzung „PAB“ steht für „Paris Aligned Benchmark“ und bezieht sich auf die Ziele der Pariser Klimakonferenz. Im Mittelpunkt der Paris-Ziele steht das Verhindern einer Erderwärmung um mehr als 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
Anbieter des ETFs ist der französische Vermögensverwalter Lyxor. Dieser wurde Ende 2021 von seinem ebenfalls französischen Konkurrenten Amundi aufgekauft, einer Tochter der Großbank Crédit Agricole. Die Bank selbst investiert wenig Paris-konform in Öl, Gas und Kohle.
Finanzen/Risiko
Der ETF startete im Juli 2020. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine ECOreporter-Finanznote.
Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung
Die Jahresgebühr von 0,2 Prozent ist auch für einen ETF günstig.
Nachhaltigkeitskonzept
Der ETF investiert in 148 mittlere und große Unternehmen der Eurozone. Deren Geschäftsausrichtung muss laut Lyxor kompatibel sein mit dem 1,5-Grad-Ziel.
Als Voraussetzung dafür formuliert Lyxor zwei Bedingungen: Erstens muss der Treibhausgas-Ausstoß eines Unternehmens 50 Prozent unter den durchschnittlichen Gesamt-Emissionen aller Konzerne im S&P Eurozone LargeMidCap Index liegen. Zweitens müssen die Unternehmen ihren Treibhausgas-Ausstoß jährlich nachweislich um mindestens 7 Prozent senken.
Der ETF bildet eine nach Klimaaspekten angepasste Version des S&P Eurozone LargeMidCap nach, ein Aktienindex des US-Finanzdienstleisters S&P-Global, der 247 der größten börsennotierten Unternehmen der Eurozone umfasst. Die Auswahl der Unternehmen stammt von S&P Global.
Lyxor überprüft durch eigene Berechnungen, ob die Klimaanstrengungen der Unternehmen im Aktienpaket des ETFs ausreichen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Eine ausführlichere Betrachtung dieser Rechnung hat ECOreporter im weiteren Verlauf des Tests vorgenommen.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Ausschlusskriterien
Der ETF schließt Investments in Unternehmen aus, die geächtete Waffen (etwa Streumunition oder Anti-Personen-Minen) und Schlüsselkomponenten geächteter Waffen produzieren. Allerdings dürfen Unternehmen bis zu 25 Prozent an Firmen halten, die selbst geächtete Waffen herstellen oder Geschäfte mit solchen Waffen machen (siehe Tabelle mit den Ausschlusskriterien in der Randspalte).
Ansonsten gilt bei Waffen eine Null-Toleranz-Politik: Hersteller und Verkäufer von Waffen, Waffenzubehör und essenziellen Teilen von Waffen sowohl im zivilen als auch im Militär-Sektor sind gleichermaßen ausgeschlossen. Komplett außen vor sind auch Hersteller von Tabakprodukten und alkoholischen Getränken sowie Glücksspielanbieter.
Für Kohle-, Öl- und Gasförderung gelten ebenso wie für die fossile Stromerzeugung Umsatzschwellen (s. Tabelle). Keine Ausschlüsse gelten etwa für Atomkraft.
Wie nachhaltig ist dieser ETF?
Der ETF investiert unter anderem in die Energiekonzerne Eon aus Essen, Enel aus Italien, Electricite de France aus Frankreich und Iberdrola aus Spanien. Diese Unternehmen erzeugen Energie aus Öl und Gas, bis auf Iberdrola betreiben alle auch Kohlekraftwerke, und nur Eon unterhält keine Atomkraftwerke. Die Öl-, Gas- und Kohlegeschäfte liegen unterhalb der jeweils erlaubten Umsatzschwellen.
Mehrere Unternehmen, in die der ETF investiert (Vinci, Red Electrica, Akzo Nobel), sind in geringem Umfang als Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie tätig und liefern etwa Elektronikteile oder Software. An der direkten Herstellung von Waffen, Munition oder Schlüsselkomponenten für Waffentechnik oder Waffenzubehör sowie deren Vertrieb ist kein Unternehmen beteiligt. Ebenfalls im ETF vertreten sind die Luxuswaren-Hersteller Hermes International, Moncler und Kering, die Pelzwaren anbieten, und der französische Baukonzern Vinci, der eine Reihe von Flughäfen betreibt.
Der ETF investiert überwiegend in konventionelle Unternehmen, als sehr grüne Beteiligungen stechen etwa der spanische Windturbinenbauer Siemens Gamesa und der österreichische Wasserkraftspezialist Verbund hervor. Zu den zehn größten Position des ETFs gehören etwa der niederländische Maschinenbauer ASML oder die französische Großbank BNP Paribas sowie der Walldorfer IT-Riese SAP und der Münchener Industriekonzern Siemens.
Da der ETF seinem Namen nach eine an die Pariser Klimaziele angepasste Anlagestrategie verfolgen will, sollte hierauf auch besonderes Augenmerk gelegt werden. Lyxor gibt an, die "Temperatur" des ETFs anhand der Intensität der Treibhausgasemissionen aller Unternehmen im Aktienpaket zu berechnen.
Die Daten für diese Berechnung stammen Lyxor zufolge von S&P Global. Sie umfassen demnach sowohl die Kohlenstoffintensität der Unternehmen in der Vergangenheit als auch Prognosen zur zukünftigen Kohlenstoffintensität. Inwiefern Unternehmen mit dem Pariser Abkommen übereinstimmen, wird laut Lyxor mittels einer Methodik festgestellt, die von der Science Based Targets Initiative (SBTi) entwickelt wurde.
Die SBTi ist ein Zusammenschluss globaler Organisationen wie dem World Wide Fund for Nature (WWF) oder dem Carbon Disclosure Project (CDP), das sich für mehr Transparenz bei Umweltdaten von Unternehmen einsetzt. Bei der Feststellung, ob Klimaziele von Unternehmen im Einklang mit dem Pariser Abkommen stehen, ist die SBTi eine anerkannte Autorität.
Allerdings lässt sich die Berechnung zu diesem ETF von außen nicht nachvollziehen, da Lyxor die zugrunde liegende Datenbasis nicht zugänglich macht. Auch gibt es keine Angaben zum Ergebnis einzelner Unternehmen.
Lyxor schränkt zudem ein, dass bei der Kohlenstoffintensität von Firmen keine Scope 3-Emissionen mit einbezogen werden. Scope 3 bezeichnet alle indirekten Emissionen eines Unternehmens, die nicht aus dessen unmittelbaren Geschäftstätigkeiten entstehen. Das umfasst etwa Dienstreisen von Angestellten, Abfallentsorgung und insbesondere auch die Klimawirkung verkaufter Produkte und von Transport und Lieferung. Scope 3-Emissionen sind daher etwa für Öl- und Gaskonzerne von besonderer Bedeutung und gleichzeitig am schwersten zu reduzieren.
Eine Möglichkeit für den ETF, sein vorgebliches Engagement für die Klimaziele von Paris transparent zu zeigen, wäre etwa, nur in Unternehmen zu investieren, die ihre Klimaziele durch die SBTi überprüfen lassen. Hier ergab die ECOreporter-Recherche: Das ist zwar nicht bei allen, aber bei der deutlichen Mehrheit der Unternehmen im Aktienpaket des ETFs der Fall. Insbesondere die genannten kritischen Energieunternehmen (Eon, Enel , Electricite de France, Iberdrola) agieren transparent und verfolgen dem SBTi zufolge trotz fossiler Geschäftstätigkeiten eine mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbare Strategie. Nicht vom SBTi abgedeckte Unternehmen entstammen überwiegend dem Finanz- und Gesundheitssektor. Auch hier gibt es aber Ausnahmen wie die französischen Großbanken BNP Paribas und Societe Generale oder die niederländische ING Gruppe.
Die Rechnung von Lyxor bleibt letztlich aber leider intransparent. Anlegerinnen und Anleger haben nur die Zusicherung des ETF-Anbieters, dass alle Unternehmen im Aktienkorb Paris-konforme Klimaziele verfolgen.
Transparenz
Interessenten können alle Aktien des ETFs auf der Internetseite von Lyxor einsehen. Das Auswahlverfahren ist in den Unterlagen zum ETF knapp beschrieben. Weitere Angaben gibt es beim Indexanbieter S&P Global. Über die Berechnung zum 1,5-Grad-Ziel des ETFs stellt Lyxor Informationen zur Verfügung, macht die Rechnung aber wie bereits erwähnt nicht nachvollziehbar. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs keine Informationen.
Nachhaltige Wirkung
Lyxor übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.
Stärken:
- Günstige Gebühren
- Strikter Ausschluss von Waffen
Schwächen:
- Ausschlussverfahren mit vielen Schlupflöchern für fossile Brennstoffe
- Intransparente Klimarechnung
- Investments in Kohle
- Investment in Energie aus Öl und Gas
- Investment in Atomkraft
Fazit
Ein mäßig grüner ETF, der durch unterschiedlich strenge Umsatzschwellen für verschiedene Geschäfte mit fossilen Brennstoffen inkonsequent wirkt. Die Berechnung zum 1,5-Grad-Ziel kann die Redaktion nicht nachvollziehen, beim Großteil der Unternehmen wird aber durch unabhängige Stellen bestätigt, dass die Nachhaltigkeitsstrategie zu den Klimazielen von Paris passt.
Die Strenge, die der ETF beim Thema Waffen zeigt, hätte sich ECOreporter auch bei fossilen Brennstoffen gewünscht – zumal da offensiv mit dem Klimaziel geworben wird.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: --
Nachhaltigkeit: 4,0
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Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Vollständige Ausschlusskriterien
Art der Beteiligung | Umsatzschwelle |
Herstellung von geächteten Waffen und / oder deren Schlüsselkomponenten, für den Einsatz geächteter Waffen erforderliche Dienstleistungen | >0% |
Anteile an Unternehmen, die Geschäfte mit geächteten Waffen machen (s.o.) | ≥25% |
Herstellung von Tabakprodukten | >0% |
Zubehör und/oder Dienstleistungen für Tabakprodukte | ≥10% |
Vertrieb und/ oder Einzelhandelsverkauf von Tabakerzeugnissen | ≥5% |
Besitz 10 bis 50 Prozent an Unternehmen mit Tabakgeschäften(s. o.) | ≥25% |
Herstellung und / oder Verkauf von Waffen, Waffenzubehör, waffenbezogenenen Dienstleistungen und / oder Schlüsselkomponenten von Waffen, zivil wie militärisch | >0% |
Erzeugung von Kohlestrom | ≥5% |
Stein- o. BraunkohleTage- o. Untertagebau, Transport und / oder Herstellung Kohleerzeugnisse | ≥1% |
Herstellung Ölerzeugnisse o. Ölflörderung, inklusive Ölfeld-Service, Herstellung von Öl- und Gasbohr-Equipment und / oder Transport | ≥ 10% |
Förderung von Öl-Sand / Fracking | ≥5% |
Erdgasförderung, Gasfeld-Service, Herstellung von Öl- und Gasbohr-Equipment, Transport | ≥ 50% |
Energieerzeugung aus Erdöl, Erdgas und / oder Biomasse | ≥ 50% |
Glücksspielanbieter | ≥10% |
Herstellung alkoholische Gtränke | >0% |
Ausrüstung / Dienstleistungen für Hersteller alkoholischer Getränke; Einnahmen aus dem Vertrieb und/oder dem Einzelhandelsverkauf alkoholischer Getränke | ≥10% |
Daten und Fakten
Stichtag des Tests: 23.2.2022
Name des ETFs: Lyxor Net Zero 2050 S&P Eurozone Climate PAB (DR) UCITS ETF - Acc
ISIN: LU2195226068 / WKN: LYX05H
Nachgebildeter Index: S&P Eurozone LargeMidCap Net Zero 2050 Paris-Aligned ESG Net Total Return Index
Start des ETFs: 6.7.2020
Jährliche Gebühren: 0,20 % (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 1,3 Milliarden Euro (2/2022)
Internet: lyxoretf.de
Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich
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01.11.24
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