Das Kernkraftwerk St. Lucie in Florida, betrieben von einer Tochter des US-Konzerns NextEra Energy. Neben NextEra gibt es auch noch andere "Problem-Aktien" im ETF. / Foto: imago images, Zuma Wire

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ETF-Test: L&G US Equity (Responsible Exclusions) ETF

Dieser ETF verspricht, nur in US-Unternehmen zu investieren, die eine gute Nachhaltigkeit aufweisen. Hält der L&G US Equity (Responsible Exclusions) ETF dieses Versprechen?

Als echtes „Impact Investing“ ziele der ETF darauf ab, „Unternehmen einen Anreiz für die Verbesserung ihres Nachhaltigkeitsratings zu geben“, so ein weiteres Werbeversprechen. Anbieter des ETFs ist der britische Vermögensverwalter Legal & General Investment Management (LGIM). LGIM ist Mitbegründer der Klima-Initiative „Net Zero Asset Managers“. Fondsgesellschaften versprechen hier, ihre Portfolios klimaneutral aufzustellen, allerdings erst bis zum Jahr 2050. Also in fast 30 Jahren erst.

LGIM listet jährlich Unternehmen auf, die aus seiner Sicht beim Klimaschutz besonders hinterherhinken. Und der ETF-Anbieter schließt Investments in diese aus. Zu ihnen gehört etwa der Ölriese Exxon Mobil.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im November 2019. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine ECOreporter-Finanznote.

Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung

Die Jahresgebühren von 0,12 Prozent sind auch für einen ETF sehr günstig.

Nachhaltigkeitskonzept

„Impact Investing“ meint Investitionen mit einer ökologischen oder sozialen Wirkung, die klar messbar sein muss – etwa das Kaufen einer Anleihe, mit der der Bau eines Windparks finanziert wird.

Wirkung erzielen in Richtung Nachhaltigkeit kann beispielsweise auch die Ausübung des Stimmrechts bei Aktiengesellschaften. Dass L&G in Bezug auf konkret diesen ETF eine solche Strategie verfolgt, wird aus den Unterlagen zum ETF nicht ersichtlich.

Hier sind schlicht mittlere und große US-Unternehmen versammelt. Sie sollen ein „gutes Nachhaltigkeitsrating“ haben. Die Bewertung der Nachhaltigkeit erfolgt nach ESG-Kriterien. ESG steht für Umwelt (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Allerdings finden sich keine Angaben, welche Bewertung ein Unternehmen erhalten muss.

L&G bildet mit dieser Strategie einen Index des britischen Finanzdienstleisters Foxberry nach. Die Bewertung der Unternehmen erfolgt durch den Foxberry-Nachhaltigkeitsausschuss.

Ausschlusskriterien

Von „Responsible Exclusion“, „verantwortungsvollem Ausschluss“ ist im Namen des ETFs die Rede. Die Ausschlusskriterien sind aber keineswegs sonderlich streng. Der ETF schließt lediglich Unternehmen aus, die Umsätze mit Tabak erzielen oder Verbindung zu Geschäften mit kontroversen Waffen (etwa Anti-Personen-Minen oder Streumunition) haben.

Zudem führt der Foxberry-Nachhaltigkeitsausschuss eine „Schwarze Liste“ bestimmter Unternehmen, die beispielsweise gegen – allerdings nicht näher definierte - soziale, ethische oder ökologischen Kriterien verstoßen. In jeder Branche, in der der ETF investiert, sind zudem die zehn Unternehmen mit dem höchsten CO2-Ausstoß ausgeschlossen. Genau, Sie haben richtig gelesen: zehn Unternehmen. Nicht etwa zehn Prozent.

Auch Unternehmen, die Umsätze mit Kohle erzielen, sind ausgeschlossen – allerdings erst, wenn das Kohle-Geschäft mehr als ein Viertel ihres Umsatzes ausmacht. Erlaubt sind dem ETF Investitionen in Atomkraft, Erdöl und konventionelle Waffen.

Wie nachhaltig ist dieser ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert in Aktien mehrerer Energiekonzerne, etwa CMS Energy, Dominion Energy und NextEra Energy, die Kohle- und Atomkraftwerke betreiben. Nach Erkenntnissen der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E (früher: Vigeo Eiris) liegt der Kohlestrom-Umsatz jeweils unter 25 Prozent, womit die Kriterien des ETFs nicht verletzt sind.

Ebenfalls im ETF vertreten sind auch Ölkonzerne wie Baker Hughes, Halliburton und Kinder Morgan. Mehrere Unternehmen, an denen der ETF Anteile hält (Ball Corporation, Caterpillar, Eaton u.a.), beliefern V.E zufolge das Militär mit Schlüsseltechnologien für Waffen und Kampffahrzeuge.

Der ETF investiert insgesamt in konventionelle Unternehmen, den größten Anteil machen Firmen aus der Technologiebranche aus. Zu den zehn größten Positionen gehören etwa die in zahlreiche Kontroversen verwickelten IT-Konzerne Facebook und Alphabet (Google).

Transparenz

LGIM veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind online umfassend dargestellt, zum Teil allerdings auf Englisch. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger mit vertretbarem Zeitaufwand keine Angaben.

Nachhaltige Wirkung

Anlegerinnen und Anleger können auf der LGIM-Internetseite einen Bericht lesen ("Climate Impact Pledge"), der auch über Fragen und Forderungen an Unternehmen zu Nachhaltigkeitsthemen informiert. Diese knappen Informationen sind aber nicht geeignet, die Behauptung eines "Impact Investing" zu stützen. Über Dialoge mit Unternehmen finden sich mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Stärken:

  • Günstige Gebühren
  • Breite Streuung
  • Informationen zur Wahrnehmung von Stimmrechten

Schwächen:

  • Undurchsichtiges Auswahlverfahren
  • Schwache Ausschlusskriterien
  • Investments in Kohle- und Atomstrom
  • Investments in Ölkonzerne
  • Investments in Waffen

Fazit

Ein ETF, der von „Impact Investing“ spricht, also Wirkung erzielen möchte – und zwar nicht nur auf dem Konto, sondern dort draußen, in der realen Welt: Das ist gutes Marketing. Mehr nicht. Wer Geld wirklich wirksam für die Erde anlegen will, sollte einen großen Bogen um diesen ETF machen.

Die ECOreporter-Noten

Finanzen: --

Nachhaltigkeit: 5,0

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Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Daten und Fakten

Stichtag des Tests Nachhaltigkeit: 27.4.2021

Stichtag des Tests Finanzen: 30.4.2021

Name des ETFs: L&G US Equity (Responsible Exclusions) UCITS ETF

ISIN: IE00BKLWY790 / WKN: A2PVZ0

Nachgebildeter Index: Foxberry Sustainability Consensus US Total Return Index

Start des ETFs: 25.11.2019

Jährliche Gebühren: 0,12 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 1,8 Milliarden US-Dollar (4/2021)

Internet: www.fundcentres.lgim.com

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

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