Ethius Invest plant, unter anderem Umweltschutzprojekte finanziell zu unterstützen. / Foto: Unternehmen

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Ethius Global Impact: Kann ein Aktienfonds die Welt besser machen? (Interview)

Der Ethius Global Impact legt ausschließlich in grüne Unternehmen an. Aber der Aktienfonds will mehr: Er möchte direkte nachhaltige Wirkung erzeugen. Wie dies gelingen soll, erläutert im ECOreporter-Interview Julius van Sambeck, Geschäftsführer des Fondsinitiators Ethius Invest.

Die Ethius Invest Schweiz GmbH ist ein nachhaltig ausgerichteter Vermögensverwalter aus Luzern. Das 2018 gegründete Unternehmen hat Anfang März 2021 den Ethius Global Impact aufgelegt. Der Fonds investiert in die Aktien des anspruchsvollen nachhaltigen Global Challenges Index (GCX) der Börsen Hamburg-Hannover. Im Bestand finden sich etwa die Grünstromunternehmen Orsted, Nordex, Scatec und First Solar sowie die ECOreporter-Aktien-Favoriten Intel, Coloplast und Canadian National Railway.

ECOreporter: Herr van Sambeck, Ihr Fonds bildet den sehr nachhaltigen GCX ab. Das tun einige andere Fonds auch. Wodurch unterscheiden Sie sich von der Konkurrenz?

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Julius van Sambeck ist Geschäftsführer von Ethius Invest. / Foto: Unternehmen

Julius van Sambeck: Die Gewichtung der einzelnen Titel des GCX in unserem Fonds ist einzigartig. Kleinere Firmen haben bei uns ein höheres Gewicht als in den Fonds unserer Mitbewerber. Darüber hinaus betreiben wir Engagement mit allen Fondsunternehmen und nehmen Abstimmungen auf Hauptversammlungen treuhänderisch für unsere Kunden wahr. Auch die systematische Umsatzabgabe in eine Stiftung ist nicht nur unter Fonds des GCX, sondern meines Wissens auf dem gesamten deutschen Fondsmarkt ein Alleinstellungsmerkmal.

Sie reichen 15 Prozent der Verwaltungsgebühren des Fonds an die Ethius Stiftung weiter.

Richtig. Die Ethius Stiftung schafft eine Brücke zwischen Finanzplatz und sozialem Unternehmertum. Sie unterstützt Programme und Projekte in den Handlungsfeldern der globalen Herausforderungen wie zum Beispiel Knappheit von Trinkwasser und Biodiversitätsverluste. Die Einzahlung eines Teils der Verwaltungsvergütung in die Stiftung stellt sicher, dass der Fonds seine positive Wirkung auch in nicht kommerziellen Lebensbereichen entfaltet und dazu beitragen kann, diese weiterhin zu schützen.

Wie unabhängig ist Ihre Stiftung? Und was macht sie konkret mit dem ihr anvertrauten Geld?

Die Ethius Stiftung befindet sich unter dem Dach der Arco Foundation in Winterthur. Der Entscheid über die Mittelverwendung geschieht auf Antrag unseres Stiftungsbeirats. Er besteht aus Persönlichkeiten mit Erfahrung in den Bereichen internationale Entwicklungsarbeit und national tätige Kultur- und Infrastruktur-Förderungseinrichtungen in der Schweiz und Deutschland. Der Stiftungsbeirat hat das Vorschlags- und Auswahlrecht von Förderprogrammen und Projekten. Ab 1. Juni 2021 werden die unterstützten Projekte auf der Stiftungswebseite einsehbar vorgestellt. Alternativ geben wir einen jährlichen Impact- Report heraus, wo die Projekte der Stiftung im Detail vorgestellt werden und gezeigt wird, welchen konkreten Beitrag sie zu den Handlungsfeldern von Ethius leisten.

Wie gehen Sie beim Thema Stimmrechte vor?

Mit unserem „Vote Tech“-Partner Minerva Analytics haben wir speziell für diesen Fonds hausinterne Stimmrechtsleitlinien definiert, die über 500 Fragen zu den Themen Unternehmensführung, Nachhaltigkeitspraktiken und Gehaltspolitik aufführen. Nach diesen Vorgaben werden die einzelnen Tagesordnungspunkte analysiert, und für jede Hauptversammlung werden diese Kriterien bei den Fondsunternehmen aufs Neue abgefragt.

Sie betonen Ihren besonders intensiven Dialog mit den investierten Unternehmen zu Nachhaltigkeitsfragen. Aber ist das nicht wie Eulen nach Athen tragen? Die Unternehmen im GCX sind doch schon nachhaltige Vorzeigefirmen.

Der GCX umfasst Firmen, die durch ihr Kerngeschäft einen substanziellen Beitrag zu den globalen Herausforderungen leisten. Das bedeutet jedoch nicht gleichzeitig, dass diese Firmen in ihren Geschäftspraktiken in jeder Hinsicht hohe Nachhaltigkeitsstandards aufweisen. Dass die Firmen sich durch ihr nachhaltiges Geschäftsmodell bereits auszeichnen, erleichtert allerdings den Dialogeinstieg mit ihnen, wenn es darum geht, Vorschläge zu machen, die ihre Nachhaltigkeit zusätzlich verbessern. Wir haben für jedes Fondsunternehmen ein transparentes Stärken-Schwächen-Profil erstellt. Dieses ist für Kunden auf unserer Webseite einsehbar. Aus diesen Kritikpunkten können sie konkrete Verbesserungsvorschläge für jedes Unternehmen ableiten.

Wie weit können Sie beim Engagement gehen? Ein Divestment, also ein Ausstieg aus einer Aktie, ist ja nicht ohne weiteres möglich, da Sie die Aktien des Fonds nicht selbst auswählen.

Ein Divestment ist unserer Meinung nach auch kein wirkungsorientiertes Instrument, um eine nachhaltige Veränderung innerhalb eines Unternehmens zu erreichen. Wir setzen auf Kooperation, mit Nachdruck.

Halten Sie grundsätzlich nichts von Divestment-Strategien?

Doch, durchaus. Die Methode des Divestments ist bedeutend, um ganzen Branchen aufzuzeigen, dass sie gemieden werden. Bei Unternehmen, deren Geschäftsfeld an sich „sauber“ ist und bei denen sich das Engagement auf einzelne Geschäftspraktiken bezieht, ist es aber stattdessen wichtig, sich aus diesen Unternehmen gerade nicht zurückzuziehen, nur weil sie nicht umgehend auf unsere Vorschläge und Kritik reagieren. Damit würde man schlichtweg seine Stimme einem anderen Marktteilnehmer überlassen, der diese im Zweifelsfall nicht für eine nachhaltige Veränderung nutzen würde.

Brauchen Fondsanbieter einen langen Atem, wenn sie nachhaltige Veränderungen bei Unternehmen erreichen wollen?

Ja. Man muss über viele Jahre an den wichtigen Themen für eine nachhaltige Transformation dranbleiben. Rahmenbedingungen wie gesetzliche Vorschriften oder auch Druck von Kunden des Unternehmens können auf lange Sicht ein verändertes Marktumfeld schaffen, sodass Firmen vielleicht erst mit der Zeit unsere Veränderungsvorschläge positiv aufnehmen und Taten folgen lassen. In derselben Zeit kann Ethius an anderer Stelle aktiv werden, nämlich indem wir Allianzen mit weiteren Teilhabern eines Unternehmens schließen und sie von der Wichtigkeit unseres Anliegens überzeugen. Mit dieser neu gewonnenen Stimmkraft steigt dann im nächsten Schritt wiederum die Wahrscheinlichkeit, von den Fondsunternehmen zu dringenden Themen gehört zu werden.

Herr van Sambeck, vielen Dank für Ihre Antworten!

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